Kategorie Innovation & Technologie - 11. Februar 2025

Wie das AIT Satelliten-Technik für nachhaltigen Hochwasserschutz nutzt

Nicht zuletzt das gewaltige Hochwasser im September 2024 zeigte sehr nachdrücklich, wie der menschengemachte Klimawandel samt Starkregenereignisse die Überflutungsgefahr in Ballungsräumen deutlich erhöht. In den vergangenen Jahren verzeichneten die österreichischen Versicherungen landesweit durchschnittliche Schadenshöhen von über einer Milliarde Euro. Laut ersten Schätzungen war das Hochwasser im September sogar das größte Naturkatastrophenereignis in Österreich und wird diese Schadenhöhen deutlich steigen lassen. Investitionen in den Hochwasserschutz sind weiterhin dringend geboten, um künftig noch größere Schäden zu verhindern. Insgesamt ist Österreich tatsächlich schon jetzt verhältnismäßig gut auf mögliche Überflutungen vorbereitet.

Rekordregen & Hochwasser betrafen im September 2024 besonders Niederösterreich. © apa

Trotzdem bleiben etliche Herausforderungen, um einen effektiven und nachhaltigen Hochwasserschutz zu betreiben und auch auszubauen. Im Projekt HoSMoS (HochwasserSchutz Monitoring via Satelliten) sucht das AIT Austrian Institute of Technology nach Lösungen, um bestehende Hochwasserschutzanlagen mittels satellitengestützter Technologien zu überwachen und weiterzuentwickeln.

Schon seit dem großen Hochwasser 2002 hat sich der Fokus des Hochwassermanagements in Österreich von rein technischen Schutzmaßnahmen hin zu einem integrierten Risikomanagement verschoben. Eine Schlüsselrolle spielt dabei auch das Zustandsmonitoring bestehender Schutzanlagen wie zum Beispiel von Erddämmen. Bei HoSMoS soll nun untersucht werden, inwiefern auch Radartechnik langfristige Verformungen an Hochwasserschutzbauwerken aufspüren kann. Dabei werden Satellitendaten genutzt und eine berührungslose Überwachung ermöglicht. Mit den Sentinel-Satellitendaten sind sogar rückwirkende Analysen bis ins Jahr 2015 möglich.

 

„Eine Überwachung mittels Satelliten verspricht großes Potenzial für den Hochwasserschutz, daher wollen wir in diesem Projekt untersuchen, ob bei den speziellen Randbedingungen, die bei solchen Bauwerken vorherrschen, eine Satellitenüberwachung grundsätzlich möglich ist“, erklärt Vazul Boros, Projektleiter am AIT.

Die derzeitigen Methoden zur Überwachung von Hochwasserschutzanlagen setzen auf örtliche Bauwerksprüfungen, geodätische Vermessungen oder in Ausnahmefällen auf GNSS-Sensoren und Drohnentechnologien. Diese Verfahren sind jedoch oft aufwändig und wirtschaftlich ineffizient. HoSMoS zielt darauf ab, die Potenziale und Grenzen von Radartechnik unter realen Bedingungen zu untersuchen. Untersucht werden soll dabei etwa auch, wie Naturbewuchs, Materialeigenschaften und Bauwerksorientierung die Genauigkeit der Messungen beeinflussen und welche saisonalen Effekte und Umwelteinflüsse berücksichtigt und kompensiert werden müssen.

Die Ergebnisse sollen im besten Fall die Basis für ein flächendeckendes, automatisiertes Monitoring bilden, das Veränderungen über lange Zeiträume erfasst und potenziell kritische Bereiche frühzeitig erkennt.

Langfristig bietet die satellitengestützte Überwachung von Hochwasserschutzanlagen laut AIT große Vorteile, etwa höhere räumliche und zeitliche Auflösungen, frühzeitige Warnungen durch präzise Langzeitanalysen sowie eine effizientere Nutzung von Ressourcen. So soll HoSMoS auch als Beitrag zu einer technologischen Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels verstanden werden.

Wie das Hochwasser in Österreich mit dem Klimawandel zusammenhängt