28. Januar 2025
Akzeptanz von Grünstrom-Projekten zwar hoch, aber individuelle Klimaschutz-Maßnahmen verlieren in Österreich an Priorität
Die jährlich durchgeführte Studie von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie zeigt, dass die Akzeptanzwerte zu erneuerbaren Energieprojekten nach ihrem Boom 2022 etwas gesunken sind, obwohl die Österreicherinnen die Auswirkungen des Klimawandels bereits selbst spüren.
Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage unter rund 1.000 Befragten wird seit 2015 jährlich die Einstellung der Österreicherinnen zu erneuerbaren Energien erhoben. Die zehnte Ausgabe zeigt: Die österreichische Bevölkerung erkennt den Klimawandel als das drängendste Problem der nächsten Jahrzehnte. Dennoch ist sie seltener bereit, aktiv individuelle Energiesparmaßnahmen umzusetzen. Auch erneuerbare Energieprojekte im eigenen Umfeld werden kritischer gesehen.

© Benoît Deschasaux/unsplash
„Die Umfrageergebnisse zeigen eine sinkende Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte. Die beliebteste Technologie bleibt Photovoltaik, hier ist die Zustimmung für Freiflächen-Photovoltaik im Jahresvergleich sogar leicht gestiegen. Die Zustimmungswerte bei der Windkraft liegen aber weiterhin unter zwei Drittel“, hält Nina Hampl, Studienautorin von der WU Wien, fest.
Solaranlagen weiter mit höchster Akzeptanz
Der Trend zum Energiesparen ist nach dem Anstieg in den vergangenen beiden Jahren mittlerweile gesunken. Lediglich 40 Prozent der Befragten erklären sich dazu bereit, ihren Stromverbrauch durch eine Verhaltensänderung zu reduzieren, nur noch 32 Prozent senken die Raumtemperatur. Zum Vergleich: 2022 lagen diese Werte noch bei 52 und 45 Prozent.
Wien-Energie-Chef Michael Strebl erklärte sich den Rückgang der Akzeptanz mit der hohen Inflation, die das Thema Energiewende überlagert habe, wie er in der Pressekonferenz sagte.
Für die Energiewende sind Windräder jedoch von großer Bedeutung, weil sie, im Gegensatz zu Photovoltaik-Anlagen, grünen Strom auch nachts und im Winter erzeugen können. Aus diesem Grund setzen Stromerzeuger immer öfter auf Parks, wo sie Wind- und Sonnenstrom kombinieren.
Das Interesse Eigenstrom durch Photovoltaik zu produzieren, bleibt hoch. Fast ein Drittel der Befragten gibt an, dass eine Photovoltaikanlage am eigenen Haus oder Wohngebäude installiert ist. Auch der Wille zur Optimierung der eigenen Systeme ist gegeben: So ist der Anteil an Befragten, bei denen neben einer Photovoltaikanlage auch ein Stromspeicher installiert ist, auf 39 Prozent gestiegen. Die Wärmewende nimmt auch langsam Fahrt auf: Während der Bestand an Ölheizungen stetig zurückgeht, steigt die Zahl an Luftwärmepumpen kontinuierlich. Zwei Drittel des Raumwärmebedarfs werden bereits durch umweltschonende Heizsysteme gedeckt.
Der Wille, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen, ist in der Bevölkerung ebenfalls verankert. So kann sich ein Viertel der Befragten eine finanzielle Beteiligung an einem Projekt zur Nutzung erneuerbarer Energien vorstellen, rund die Hälfte der Umfrageteilnehmerinnen könnte sich vorstellen, sich einer Energiegemeinschaft anzuschließen. „Die Bereitschaft der Bevölkerung zur lokalen Produktion und weniger Abhängigkeit ist da, das zeigt auch die anhaltende Nachfrage nach Energiegemeinschaften und Beteiligungsprojekten. Für einen spürbaren Schritt nach vorne braucht es einen wirksamen Mix aus Anreizen, Information und Engagement aller Stakeholder“, betont Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
Siegeszug der Luft-Wärmepumpe
Verdreifacht hat sich seit 2017 der Anteil der Häuser mit Luft-Wärmepumpe von 3 auf nunmehr 9 Prozent, während der Anteil der Ölheizungen von 11 auf 7 Prozent zurückging. Der Anteil der Holz- und Gasheizungen blieb mit 25 Prozent unverändert.
Weiter rückläufig war das Kaufinteresse an Elektroautos. Es sank gegenüber dem Höchstwert von 54 Prozent 2018 auf 36 Prozent 2024. Als Gründe dafür wurden hohe Anschaffungskosten, geringere Reichweiten und das Laden angeführt. Mehr als zwei Drittel der Befragten haben zudem Umweltbedenken bei E-Autos.
Die Bevölkerung jedenfalls zeigt sich für weitere klimapolitische Maßnahmen offen: 53 Prozent sind der Meinung, dass die zukünftige Bundesregierung mehr Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs in Haushalten, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden setzen sollte. Über zwei Drittel sprechen sich auch für mehr Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser aus.
Zusammenfassend zeigen die Studienergebnisse eine Diskrepanz in der Bevölkerung. „Während die Österreicherinnen und Österreicher dem Klimawandel mittlerweile sehr große Bedeutung zurechnen und viele die Auswirkungen bereits spüren, gehen die Akzeptanzwerte für erneuerbare Energieprojekte zurück.“ Dies könne durchaus unterschiedliche Gründe haben. Menschen können erneuerbare Energietechnologien grundsätzlich gutheißen und deren positiven Beitrag zum Klimaschutz sehen, aber erneuerbaren Energieprojekten skeptisch gegenüberstehen. „Faktenbasierte Bewusstseinsbildung kann einen Beitrag leisten, diese Diskrepanz aufzulösen“, so Hampl.
Zum Download: Studie Erneuerbare Energien in Österreich 2025
Österreicherinnen bewerten heimische Umweltqualität positiv & spüren Auswirkungen des Klimawandels