Ein Service des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

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Kategorie Innovation & Technologie - 1. Februar 2019

Chancen: Wie Elektronutzfahrzeuge die Verkehrswende voranbringen

E-Mobilität kommt auch bei Nutzfahrzeugen immer weiter voran – Projekt LEEFF bringt E-Kleinlaster auf die Straße

Ladestation statt Tankstelle: Immer mehr Autos werden künftig statt eines Verbrennungsmotors eine Alternative als Antrieb nutzen. Ob rein elektrisch, mit Hybridantrieb oder per Brennstoffzelle – die Technik macht ständig weitere Fortschritte. Dabei kommen diese Technologien nicht nur bei Pkw zum Einsatz. Auch Busflotten des öffentlichen Verkehrs und andere Nutzfahrzeuge werden zunehmend elektrifiziert.

Eine dringende benötigte Maßnahme, wie auch die aktuelle Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2017 zeigt. Die Treibhausgas-Emissionen sind in Österreich von 2016 auf 2017 um rund 3,3 Prozent angestiegen und liegen nun bei 82,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent. Ein hauptverantwortlicher Faktor: Der Verkehr, der im letzten Jahr einen Zuwachs von 2,9 Prozent an Emissionen zu verzeichnen hatte.

E-Bus in Graz, © CRRC

Blickt man weiter zurück, sieht die Bilanz noch erschreckender aus: „Seit dem Jahr 1990 verzeichnen wir im Verkehrssektor eine Steigerung der Treibhausgas-Emissionen in der Höhe von 71,8 Prozent. Anreize und Maßnahmen zum Umstieg auf klimaverträgliche Mobilitätsformen sind unumgänglich“, erklärte Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Monika Mörth zur Treibhausgas-Bilanz ihres Hauses.

Um die Klimaziele zu erreichen, ist eine ressourceneffiziente, CO2-freie Mobilität notwendig. Wie das gelingen kann, zeigt auch der Sachstandsbericht Mobilität des Umweltbundesamtes. Darin sind 50 Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen aus dem österreichischen Verkehrssektor beschrieben, die geeignet sind, die Klimaziele sozial- und wirtschaftsverträglich zu erreichen.

Ein zentraler Punkt darin: E-Mobilitätsförderung, also Prämien des Bundes zum Ankauf von E-Fahrzeugen sowie zum Aufbau von Lade-Infrastruktur. Das Förderpaket wurde zu Jahrebeginn erst verlängert, es stehen in Kooperation mit der Wirtschaft bis 2020 knapp 100 Millionen Euro bereit.

Nutzfahrzeuge im Fokus der EL-Motion

Sowohl die Fördermöglichkeiten als auch die aktuellen Zahlen zu Treibhausgas-Emissionen waren Themen, die auch die EL-MOTION 2019 bestimmten. Vom 30. – 31. Jänner 2019 fand die bereits neunte Auflage des größten Fachkongresses in Österreich zu E-Mobilität statt. Mit einem erneuten Besucher- und Ausstellerrekord ist sie über die Bühne gegangen.

Die von Bundesministerium für Vekehr, Innovation und Technologie (BMVIT), dem Nachhaltigkeitsministerium (BMNT), dem Klima- und Energiefonds, dem Österreichischen Städtebund und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) iniitierte Veranstaltung legte heuer den Fokus auf die Themen Ausbau von E-Flotten und E-Nutzfahrzeuge.

Bereits in seiner Keynote bot Erik Bergboer von BYD Europe einen Überblick über wachsende Möglichkeiten und Produktpaletten, von E-Taxis über E-Busse bis hin zu E-Gabelstapler und E-Sattelschleppern. Die Transformation zu alternativen Antrieben im Nutzfahrzeugsektor sei längst keine Vision mehr, sondern bereits in der Realität angekommen. Produziert werden solche Fahrzeuge inzwischen auch vermehrt an europäischen Standorten.

 

Im Eröffnungspanel diskutierten die Vertreter der Trägerorganisationen über aktuell noch vorhandene Hemnisse der Branche, über mangelnde Akzeptanz, gaben aber gleichzeitig einen hoffnungsvollen Ausblick zur Zukunft der E-Mobilität, die mit den erneuerten staatlichen Fördermöglichkeiten auch durch die zuständigen Ministerien BMNT und BMVIT aktiv mitgestaltet wird.

Förderungen erleichtern den Einstieg

Dass die E-Mobilität auch eine Chance für die Wirtschaft darstelle, betonte Christian Weissenburger, Sektionschef im BMVIT. Aus seiner Sicht gebe es aktuell drei Knackpunkte, und zwar: Fahrzeugverfügbarkeit, hier müsse die Industrie aktiv werden, die Ladeinfrastruktur, bei der man im öffentlichen und halböffentlichen Bereich auf gutem Weg sei, im mehrgeschossigen Wohnbau aber noch Defizite herrschten und den öffentlichen Verkehr, wofür Investitionen zu stärken seien. „Ergänzend braucht es auch Maßnahmen, die zur Verkehrsvermeidung beitragen“, ergänzte Weissenburger.

Für Jürgen Schneider, Sektionschef im BMNT, sind die Treiber der E-Mobilität einerseits die EU-Klimaziele, zu deren Einhaltung sich Österreich verpflichtet hat, und andererseits die im vergangenen Halbjahr unter der EU-Ratspräsidentschaft Österreichs entscheidend nach vorne getriebenen EU-Mobilitäts-Dossiers zu CO2-Flottenzielen und den Emissionsreduktionen für leichte Nutzfahrzeuge (LNF).

Dafür wird es Lösungen brauchen, wofür die E-Mobilität ein brauchbares Mittel darstellt. Mit diesen Rahmenbedingungen muss nun die Ingenieurleistung bei den Fahrzeugherstellern „den Rest erledigen“. Förderungen erleichtern dem Nutzer den Einstieg in die Mobilität, damit ist „das Geld viel besser eingesetzt als für Strafzahlungen bei Zielverfehlung“, betonte Schneider.

Zur Erinnerung: Bis 2030 hat Österreich seine Emissionen um 36 Prozent gegenüber 2005 außerhalb des Emissionshandels zu reduzieren. Dafür sind weitreichende Transformationsschritte zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie erforderlich.

Mit 25 Vorträgen, vier Diskussionsrunden und einer ausgebuchten Begleitausstellung von rund 50 Unternehmen bekamen die 400 Teilnehmende ein breites Spektrum der Elektromobilität präsentiert. Erstmals wurde während des Kongresses die EL-MOTION-Akademie abgehalten. Diese beleuchtete Spezialgebiete wie den Umbau von Dieselbus auf E-Bus, E-Geschäftsmodelle für Autohäuser,die Errichtung von Ladestationen oder das Geschäftsmodell grüner Wasserstoff.

Leuchtturmprojekt für Elektrovans

Parallel zur EL-Motion ist ein weiteres Leuchtturmprojekt des Klima- und Energiefonds angelaufen, um die Kleinserienproduktion für E-Vans für den städtischen Güterverkehr anzustoßen. Dabei sind es Unternehmen wie Kreisel Electric, Oberaigner Powertrain, Smatrics oder Energie Ingenieure Consulting, die gemeinsam mit Forschungspartnern wie der Universität für Bodenkultur, der Universität Wien und der FH Hagenberg am Projekt LEEFF des Klimafonds arbeiten.

Hinter dem etwas sperrigen Namen Low Emission Electric Freight Fleets LEEFF steckt ein höchst praxisorientiertes und konkret umsetzbares Projekt: Seit April 2016 wird ein Prototyp für einen elektrisch betriebenen Transporter für den urbanen Gütertransport entwickelt. Seit heute, 29. Jänner 2019 ist ein erster im Großraum Linz/Wels beim Projektinitiator und -führer i-LOG, einem Teil der Schachinger Logistik Gruppe, im Praxistest.

Gefördert wird das Entwicklungsprojekt vom Klima- und Energiefonds, dotiert aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Der Klima- und Energiefonds fördert das Projekt mit knapp 2,7 Mio. Euro, das Gesamtbudget liegt bei 5,2 Millionen Euro. Insgesamt sind 17 Projektpartner beteiligt.

© Martin Rumersdorfer/Schachinger Logistik GmbH

Verkehrsminister Norbert Hofer: „Die österreichische Bundesregierung bekennt sich zum Pariser Klimaschutzabkommen. Ein wichtiger Punkt für die nächsten Jahrzehnte ist die massive Reduktion der CO2-Emissionen aus dem Verkehrsbereich. Dafür braucht es neue Konzepte und zielgerichtete Förderungen für den Personen- und natürlich auch den Güterverkehr. Seit 2009 setzen wir im Klima- und Energiefonds das Thema Elektromobilität um, nun kommen konkrete Lösungen auch für den Logistik-Bereich auf den Markt. “

Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds: „Wir setzen in diesem Projekt bewusst auf praxisbezogene Forschung und freuen uns, dass viele heimische Unternehmen mit an Bord sind. Die so aktivierten privaten Gelder haben eine enorme Hebelwirkung für den Standort.“

Vom 3D-Modell zur Kleinserie

Aufgebaut ist der E-Van aus Oberösterreich auf einem Mercedes-Sprinter. „Wir haben das Auto natürlich komplett zerlegt, den Verbrennungsmotor und alle dazugehörigen Komponenten entfernt, alles genauestens vermessen und 3D-Modelle erstellt“, skizziert Markus Kreisel, CEO bei Kreisel Electric die Startphase des LEEFF-Projektes.

„Auf Basis dieser 3D-Modelle konnten sowohl die perfekte Größe und Position der Akkus als auch die Getriebekonstruktion perfekt auf das Fahrwerk des Mercedes-Sprinters abgestimmt werden.“ Zuvor mussten freilich in aufwändiger Detailarbeit noch die Funktionsfähigkeit aller Sicherheits- und Assistenzsysteme wie ABS, ESP oder Parkassistent lückenlos überprüft und angepasst werden.

Elektrokleinlaster im Praxistest

Erklärtes Ziel aller Projektpartner ist es, eine Kleinserienproduktion für E-Vans für den städtischen Güterverkehr anzustoßen. Damit würden die hohen Umrüstkosten konventioneller Fahrzeuge entfallen. Das soll helfen, die im städtischen Lieferverkehr verursachten Emissionen durch ein smartes und innovatives Flottenmanagement um 20-40 Prozent zu senken. Das ist nur zu schaffen, wenn die Umstellung auf E-Vans auch einen wirtschaftlich rentablen Betrieb ermöglicht. Dafür müsse man die entsprechenden Fahrzeuge, eine Ladeinfrastruktur und ein innovatives Geschäftsmodell für gewerbliche Nutzer anbieten können.

Das alles ist Ziel des Projektes LEEFF. „Im innerstädtischen Güterverkehr erwarten wir die größten Zuwächse. Im Gegensatz zum Individualverkehr sind die Touren aber täglich ähnlich und planbarer. Gerade darum ist wichtig, hier aktiv zu werden und eine Vorreiterrolle einzunehmen. Dies gelingt uns mit dem vom Klima- und Energiefonds geförderten Leuchtturmprojekt LEEFF“, betont Nikolaus Skarabela, technischer Projektleiter der i-LOG.

INFObox: BMVIT und BMNT haben die Neuauflage des Förderpakets E-Mobilität beschlossen. Das Paket umfasst ein Fördervolumen von 93 Mio. Euro für die kommenden zwei Jahre und wird von den Ministerien in Partnerschaft mit dern Automobil- und Zweiradimporteuren sowie dem Sportfachhandel finanziert.