Kategorie Mobilität - 25. Juli 2016
Das Ladezonen-Dilemma
Sie stecken mit dem Auto im Stadtverkehr fest, weil ein Lieferwagen in zweiter Spur parkt und den Verkehr blockiert, und ärgern sich? Damit sind Sie nicht allein.
Städtischer Lieferverkehr und das damit verbundene Ein- und Ausladen sind oft ein Problem. Sind nicht genug Ladezonen vorhanden oder sind sie alle belegt, parken Lieferantinnen und Lieferanten in zweiter Spur oder müssen Umwege fahren und nach Ladeplätzen suchen. All das ärgert nicht nur Lieferantinnen und Lieferanten und andere Autofahrerinnen und Autofahrer, sondern hat auch mehrere negative Auswirkungen. Denn Umwege kosten Zeit und Sprit und belasten die Umwelt.
Warum werden nicht mehr Ladezonen geschaffen?
Werden zu viele Flächen für Ladezonen gesperrt, belegen diese wiederum Parkplätze oder stehen leer. Deshalb geht es in erster Linie darum, wie vorhandene Ladezonen möglichst effizient genutzt werden können – also mit so wenigen Leerzeiten wie möglich.
Dieser Frage gingen Verkehrs- und IT-Expertinnen und -Experten im Projekt „Urban Loading“ nach: Sie entwickelten und evaluierten drei Ideen, um dem Ladezonen-Dilemma zu begegnen:
Das verpflichtende Buchungssystem
Die erste Idee ist ein verpflichtendes Buchungssystem: Die Ladezone kann dann nur von jenen Transportern genutzt werden, die kostenpflichtig gebucht haben und ihre Ladezeiten vorab im Reservierungssystem eintragen.
Aus technischer Sicht klingt das einfach, doch ist so ein System rechtlich überhaupt möglich? Was, wenn keine zeitgerechte Benutzung der gebuchten Ladefläche möglich ist – zum Beispiel, weil ein anderes Fahrzeug in der gebuchten Ladezone parkt oder mit dem Entladen noch nicht fertig ist? Das Problem ist also nicht der rechtliche Aspekt, sondern die fehlende Durchsetzungs- und Kontrollfunktion. Denn die rechtzeitige Nutzung der Ladezone kann im Falle des Blockierens auch mittels Abschleppen oder Besitzstörung nicht rechtzeitig ermöglicht werden.
Das freiwillige Buchungssystem
Eine zweite Möglichkeit ist ein Buchungssystem auf freiwilliger Basis. Die Frächter loggen sich online ein und geben an, wann sie wo in Ladezonen stehen. So können die Logistikerinnen und Logistiker ihre Touren je nach freien Standplätzen einteilen. Erste Untersuchungen und Workshops haben aber gezeigt, dass die freiwillige Variante alleine nicht genug Anreize bietet.
Das Informationssystem
Die dritte Idee setzt auf Information: Wie in Parkhäusern erfassen Sensoren, welche Ladezone besetzt bzw. frei ist. Es handelt sich dabei um eine Darstellung des Ist-Stands der Belegung einer Ladezone und erlaubt keine Prognose über die zukünftige Verfügbarkeit.
Das Beste aus beiden Welten
Nach den Ergebnissen von „Urban Loading“ ist die beste Lösung eine Kombination aus freiwilligem Buchungssystem und Sensoren. So basieren die Daten zum Belegungsgrad nicht auf Buchungsinformationen, sondern auf Sensordaten, die von den Fahrerinnen und Fahrern online über eine Informationsplattform kostenfrei bezogen werden können.
In einem Folgeprojekt wird an dieser Lösung weiter gefeilt: Wie können Sensoren am besten einen Lieferwagen in der Ladezone erfassen und wie kann diese Information bestmöglich an andere Lieferantinnen und Lieferanten weitergegeben werden? Auch die Entwicklung von Prognose-Modellen wird Teil der Forschungsaktivitäten sein. Außerdem muss die Straßeninfrastruktur für die Datenerhebung erweitert werden, damit am Ende ein Ladezonen-Managementsystem entstehen kann, das das Leben für Lieferantinnen und Lieferanten und die Autofahrerinnen und Autofahrer angenehmer macht.