30. Januar 2025

Energieagentur legt Szenario für eine klimaneutrale Energieversorgung in Österreich vor

Laut Energieagentur ist Klimaneutralität durch massiven Windkraftausbau und weitreichender Elektrifizierung von Verkehr und Industrie bis 2040 möglich

Die Energiewende ist für Österreich eines der wichtigsten Klimaschutz-Vorhaben der kommenden Jahrzehnte, die in vielen Bereichen tiefgreifende Veränderungen – hin zum Besseren – bringen wird. Die Österreichische Energieagentur hat in einem Projekt mit dem Namen Unsere Energiezukunft 2040 nun ein modellgestütztes Szenario entwickelt, welches die Vision eines zukünftigen klimaneutralen Energiesystems in Zahlen gießt.

Speicher Mooserboden, Drossensperre © Energieagentur

„Das Szenario ist ambitioniert, doch im Rahmen der vorhandenen Potenziale und weitgehend mit heute ausgereiften Technologien realisierbar“, so Christoph Dolna-Gruber, Leiter des Bereichs Strategy & Business Development bei der Österreichischen Energieagentur. „Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze, mehr strategische Unabhängigkeit sowie bessere Gesundheit und Lebensqualität.“

Die Ergebnisse der Modellierung sind eindeutig: Durch den Wandel zu einer fast vollständig erneuerbaren Energieversorgung – von 40 Prozent auf 97 Prozent erneuerbar – ist zugleich eine massive Reduktion der energiebedingten Treibhausgasemissionen möglich. Diese können dem Szenario zufolge bis zum Jahr 2040 um 96 Prozent reduziert werden. Zugleich ist das Energiesystem deutlich effizienter als heute: Der Gesamtenergieverbrauch sinkt um 21 Prozent – und dies bei gleichzeitigem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Die Energieimportquote verringert sich von 60 Prozent (2023) auf zehn Prozent (2040).

Saisonal ausgeglichene Stromerzeugung als Ziel

Das bedeute auch eine deutlich „höhere Autonomie in einem sauberen und effizienteren Energiesystem“, wie Energieexpertin Corina Schwarz der Energieagentur festhält. „Der wesentliche Schlüssel für diese Transformation ist die sektorübergreifende Elektrifizierung in Wärme, Mobilität und Industrie, ergänzt durch Biomasse, Umweltwärme sowie erneuerbare Gase und Kraftstoffe“.

Ein zentrales Element des zukünftigen österreichischen Energiesystems ist eine saisonal ausgeglichene Stromerzeugung. In den kälteren Monaten stammen große Teile der Stromerzeugung aus der Windkraft, in der warmen Jahreszeit dominieren Photovoltaik und Wasserkraft. Der gezielte Einsatz von Wasserstoff in thermischen Kraftwerken beziehungsweise Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen gewährleistet zudem die Versorgungssicherheit. Im Szenario verdoppelt sich die Stromerzeugung von rund 75 TWh (Terawattstunden) im Jahr 2024 auf 149 TWh im Jahr 2040, wovon 22 Prozent auf Photovoltaik, 35 Prozent auf Windkraft, 33 Prozent auf Wasserkraft und 10 Prozent auf thermische Kraftwerke entfallen.

Weitgehender Ausstieg aus Fossilen in Verkehr & Wärme

Für den Verkehrssektor zeigt das Szenario eine weitgehende Elektrifizierung der gesamten Flotte. Dessen Energieverbrauch sinkt den Berechnungen zufolge von 96 TWh im Jahr 2023 auf nur noch 33 TWh im Jahr 2040 – eine wahre „Effizienz-Revolution“. Wasserstoff und erneuerbare Kraftstoffe werden eingesetzt, wo die Elektrifizierung nicht oder noch nicht greift – vor allem in Schwerverkehr, Luftfahrt, Schifffahrt und zum Betrieb von Restbeständen an Verbrenner-Pkw. Ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie mehr Möglichkeiten für aktive Mobilität wie Radfahren oder Zufußgehen ergänzen das Bild. In der Raumwärme ist der Ausstieg aus Öl- und Gaskesseln im Jahr 2040 weit vorangeschritten: 38 Prozent der österreichischen Bevölkerung heizen dann via Fernwärme, ein Drittel mit Wärmepumpen und ein Fünftel mit Biomasse.

„Mit deutlich weniger fossilen Importen bleibt auch sehr viel mehr Wertschöpfung im eigenen Land“, so Dolna-Gruber. „Während wir derzeit jährlich noch Milliarden für Energieimporte zahlen, können wir in Zukunft die heimische Wirtschaft durch einen wesentlich höheren Eigenversorgungsgrad stärken.“

„Wir sehen einen Shift der energieintensiven Industrie hin zu Veredelung von Produkten. So werden etwa hochwertige Stahlprodukte mittels moderner Elektrolichtbogenöfen hergestellt“, erläutert Günter Pauritsch, wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen Energieagentur. „Als Ersatz für fossile Energieträger spielt die Verfügbarkeit von erneuerbaren Gasen wie Wasserstoff und Biomethan sowie von synthetischen flüssigen Grundstoffen eine große Rolle. In Summe geht das Szenario von einem Bedarf von 19 TWh Wasserstoff aus, wovon rund ein Drittel inländisch erzeugt werden kann.“

SERVICE: Der Projektbericht zum Download unsereenergiewelt2040.at