13. Februar 2025

Dashboard zeigt Bodenverbrauch & Versiegelung in Österreich

Im Auftrag der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) erhob das Umweltbundesamt die Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in Österreich 2022 nach einer neuen, bundesweit einheitlichen Methodik.

Die hohe Flächeninanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke und die steigende Bodenversiegelung zählen aktuell zu den dringendsten Handlungsfeldern der Raumplanung. Flächeninanspruchnahme bezeichnet die Nutzungsänderung und Bebauung von naturbelassenen Flächen für Siedlungs-, Verkehrs-, Erholungs- oder ähnliche Zwecke, die fortan weder für die landwirtschaftliche Nutzung noch als natürlicher Lebensraum für Mensch, Tiere und Pflanzen zur Verfügung stehen.

© APA/Fohringer

Um entsprechende Daten einfach zugänglich und leicht verständlich zu machen, wurden sie in einem von der TU Wien geleiteten Forschungsprojekt namens Soil Walks vom Umweltbundesamt in einem Dashboard aufbereitet und visualisiert. Im Dashboard können die Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in allen österreichischen Gemeinden, Bezirken und Bundesländern abgefragt, Vergleiche mit anderen strukturähnlichen Gemeinden hergestellt und Hintergründe für die lokale Flächeninanspruchnahme nachvollzogen werden.

Laut aktuellen Erhebungen wurden bis einschließlich 2022 so insgesamt rund sieben Protent der Landesfläche und 17 Prozent des Dauersiedlungsraums in Anspruch genommen. Was zunächst einmal nach nicht viel klingt sieht im Verhältnis schon wieder anders aus, denn in Österreich beträgt der Dauersiedlungsraum lediglich 39 Prozent – der Rest entfällt etwa auf Gebirge, Flüsse, Seen, Wälder. In dieser Fläche müssen alle unsere Daseinsgrundfunktionen – wozu Wohnen, Arbeiten, Erholung, Bildung, Mobilität etc gehören – sowie die gesamte landwirtschaftliche Produktion Platz finden.

Netto-Null-Bodenverbrauch bis 2050 in EU

Die gesamte Flächeninanspruchnahme betrug 2022 in Österreich 5.648 km², davon ist mehr als die Hälfte (52 Prozent) versiegelt – eine Fläche in der Größe von Vorarlberg und Wien zusammen. Als versiegelt gilt der Anteil jener Flächen, die von einer für Wasser und Luft undurchlässigen Schicht bedeckt sind.

Mit der hohen Flächeninanspruchnahme geht eine zunehmende Bodenversiegelung einher, durch die der Boden seine ökologischen Funktionen verliert. Täglich werden in Österreich 11,3 Hektar Fläche neu in Anspruch genommen und davon etwa die Hälfte versiegelt. Ersteres entspricht 23 Supermärkten inklusive Parkplätzen (je 5.000 Quadratmeter) pro Tag. Um den Schutz unseres Lebensraumes und die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, braucht es aber nicht nur quantitativen, sondern auch qualitativen Bodenschutz.

Auf nationaler Ebene wird eine substanzielle Reduktion der täglichen Flächeninanspruchnahme angestrebt, während die Europäische Kommission überhaupt einen Netto-Null-Bodenverbrauch bis 2050 vorsieht. Netto-Null bedeutet nicht, dass nicht mehr gebaut werden kann, sondern dass Bauführungen ohne zusätzlichen Bodenverbrauch erfolgen sollen, d.h. nicht mehr auf der „grünen Wiese“ gebaut wird. Damit wird die Auseinandersetzung mit Brachflächenrecycling unumgänglich. Zudem bringen Innenentwicklung und Nachverdichtung viele Vorteile, wie Kostenersparnis für die Gemeinden und höhere Lebensqualität durch kurze Wege und bessere Erreichbarkeit.

Hintergrund: mehr Partizipation beim Bodenschutz

Entwickelt wurde das Dashboard, um bei den sogenannten „Soil Walks“ eingesetzt zu werden. Dabei handelt es sich um eine Methode zur Durchführung von bewusstseinsbildenden Spaziergängen, bei denen der sorgsame Umgang mit Grund und Boden vermittelt wird. Beim Soil Walk in der eigenen Gemeinde diskutieren Bürgermeisterinnen, Gemeinderätinnen, interessierte Bürgerinnen und Expertinnen über Flächeninanspruchnahme, Versiegelung und Brachflächennutzung.

Ziel ist es, das Verständnis für die Problematik zu erhöhen und zu Engagement und Partizipation zu motivieren. Damit die bewusstseinsbildenden Spaziergänge in allen österreichischen Gemeinden und Regionen von Interessierten selbst organisiert stattfinden können, werden Schulungsvideos produziert. Die Methode wird im gleichnamigen Forschungsprojekt vom Institut für Raumplanung der TU Wien (federführend die Forschungsbereiche Regionalplanung und Regionalentwicklung, sowie Bodenpolitik und Bodenmanagement) entwickelt, gemeinsam mit dem Umweltbundesamt sowie Wallenberger & Linhard Regionalberatung KG. Finanziert wird das Projekt im Rahmen des Ressortforschungsprogramms über dafne.at mit Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.

Service: DashboardProjekt SoilwalksDaFNE – Projekt Soilwalks

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