Kategorie Innovation & Technologie - 12. Mai 2017
„Tunnelohren“ für mehr Sicherheit
Es gibt sie zuhauf, unscheinbare Technologien, die Autofahrerinnen und Autofahrer gar nicht mitbekommen, die jedoch im Ernstfall Leben retten können. Eine dieser „unsichtbaren“ Technologien ist das akustische Tunnelmonitoring „AKUT“ – auch gerne als „Ohren für Tunnel“ bezeichnet. Diese Tunnelohren werden im Zuge der Sanierungsarbeiten auch in den Wiener Kaisermühlentunnel auf der A 22 Donauufer Autobahn eingebaut.
„AKUT“ ist nur ein Teil eines großen Sicherheitspakets, das außerdem aus Brandmelde-, Lüftungs-, Lösch-, Videodetektions- und Notrufeinrichtungen besteht.“AKUT“ lausch mit Spezialmikrofonen, die im Abstand von zirka 125 Metern direkt neben einer Videokamera im Tunnel eingebaut sind.
Wie akustisches Tunnelmonitoring funktioniert
Aber wie funktioniert das akustische Warnsystem und wie soll es die heimischen Tunnel noch sicherer machen? Einfach gesagt: Es erkennt bestimmte Geräusche und löst einen Alarm aus. In Zukunft „hört“ der Tunnel Kaisermühlen quasi mit. Dabei werden aber in keinster Weise persönliche Geheimnisse belauscht. Die Mikrofone im Tunnel erkennen zum Beispiel Klirren von Scheiben, Reifenplatzer, Zuschlagen von Autotüren oder Zusammenstöße.
Im Zuge der Entwicklung des Tunnelmonitorings wurden Geräusche bei echten Crashtests aufgenommen und analysiert. Die Geräuschemerkmale sind in einer Datenbank abgelegt und bilden die Grundlage für die automatische, computergestützte Geräuscherkennung. Die Geräusche im Tunnel werden mit der Datenbank verglichen und bei einer Übereinstimmung wird in der Verkehrsmanagement-Zentrale der Alarm ausgelöst (siehe Bild unterhalb).
Der ausgelöst Alarm aktiviert außerdem automatisch Videokameras in der Nähe und so können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ASFINAG sofort ein Bild vom Ort des Geschehens machen und weitere Maßnahmen einleiten.
Die Vorteile von „AKUT“
Die Software der „Tunnelohren“ ist lernend, entwickelt sich also weiter und wird dadurch auch immer genauer. Der Vorteil dieser Sicherheitsmaßnahme liegt klar auf der Hand: Zeit. Der Alarm wird früher (in Echtzeit) ausgelöst als beispielsweise durch Videodetektion. Bis zu zweieinhalb Minuten schneller können so Einsatzkräfte von der Verkehrsmanagement-Zentrale aus alarmiert werden. Außerdem können Personen bei vollständig verrauchtem Tunnel oder außerhalb des Sichtbereiches der Kameras lokalisiert werden. Der Zeitvorsprung und die neuen Möglichkeiten der Lokalisierung können im Ernstfall Leben retten.
Entwickelt wurde das Tunnelwarnsystem von der ASFINAG und der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research. Das Projekt wurde vom Verkehrsministerium (bmvit) gefördert. Seit 2010 ist das System bereits im Einsatz und wird in insgesamt 45 heimische Tunnel eingebaut. „Ohren“ für mehr Tunnel-Sicherheit auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen.