Kategorie Innovation & Technologie - 15. Juni 2018
Schützenswerte Naturjuwele an der Donau
Die Donau ist ohne Zweifel eine der wundervollsten Wasserstraßen der Welt, die nicht nur in wirtschaftlichen Belangen gleich zehn Ländern eine lebenswichtige Basis am Wasser ermöglicht. Bedeutende Nationalparks und Naturreservate begleiten den Strom zu seinen Seiten und geben auch in Österreich entlang vieler Donauarme ganzen Landschaftszügen einen unverwechselbaren Charakter. Mit der March und deren einzigartigen Auwäldern gibt es hier beispielsweise Mitteleuropas größte zusammenhängende und ökologisch wertvollste Auenlandschaft. Nicht nur in diesem idyllischen Naturraum herrschte in den letzten Monaten reger Baubetrieb, weshalb es Zeit wird, wieder einmal einen Blick auf Österreichs Flüsse zu werfen.
Zuwachs an der March
Das große LIFE-Projekt Renaturierung Untere March-Auen der Europäischen Union hat seit dem letzten Jahr einige Seitenarme wieder mit der March verbunden. Exakt 5,3 Kilometer Nebenarme, die einst durch die Regulierung abgetrennt waren, werden nun wieder vom Marchwasser durchströmt und bilden so wieder die ursprüngliche Flusslandschaft. Verantwortlich für die Umsetzung des Projekts ist die österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft viadonau. Für den Stempfelbach und den Zapfengraben – zwei Zubringer der March – wurden sogar neue Mündungsbereiche gestaltet.
Schweres Gerät war für die Renaturierung notwendig: Unmengen Lkw-Fuhren beseitigten die Wasserbausteine, die im Zuge der Regulierung die March in ein fixes Korsett zwängten. Nachdem die Arbeiten im März 2018 abgeschlossen wurden, sollen ab August 2018 noch weitere Maßnahmen folgen, die neben den Renaturierungsarbeiten noch weitere Projekte zwischen Wasserbau und Ökologie beinhalten. Jede Tierart hat andere Ansprüche und benötigt daher unterschiedliche Lebensräume, wobei die viadonau hier auf die Zusammenarbeit mit dem WWF Österreich und dem Niederösterreichischen Landesfischereiverband setzt.
Die im Laufe der Jahrzehnte verlandeten Seitenarme wurden wieder ausgebaggert und das Erdmaterial wurden örtlich umgelagert bzw. aus dem Hochwasserabflussbereich entfernt. Ebenso wurden Brücken über die neuen Seitenarme errichtet. Dabei trotzten die Arbeiten den späten aber empfindlichen Wintereinbrüchen im Februar. Selbst Tagestemperaturen von unter -5° Celsius über mehrere Tage und das beeindruckende Eistreiben an der March konnten die Arbeiten kaum bremsen.
Wertvolle Auen
Im März konnte die erste Bauphase der Wasserbaumaßnahmen des Life-Projekts Untere March-Auen von viadonau erfolgreich abgeschlossen werden. „Mit dem Engagement der LIFE+-Projektpartner an der March bekommt der Fluss seine ursprünglichen Lebensräume zurück – davon profitieren Mensch und Natur gleichermaßen. Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) unterstützt das Projekt mit etwa zwei Millionen Euro und hilft dabei, die wertvollen Naturhabitate und Lebensräume für kommende Generationen zu schützen“, so Bundesminister Norbert Hofer.
Da die March auch Grenzfluss zwischen Österreich und der Slowakei ist, wurden alle Vorhaben am Fluss mit den slowakischen Kolleginnen und Kollegen abgestimmt. Weitere wasserbauliche Maßnahmen sind bereits in Planung und sollen ab August 2018 umgesetzt werden.
„Die Anbindung eines Altarms in Angern 2015 war als erste Seitenarmanbindung seit der Regulierung der March ein echter Meilenstein, mit dem die Renaturierung des Flusses eingeleitet wurde. Heute können wir stolz darauf sein, dass wir diesen Weg weitergegangen sind und fokussiert weitergehen. Mit der Arbeit im LIFE-Projekt Untere March-Auen schaffen wir neue Lebensräume für eine einzigartige Flussnatur – allen voran für Fische und andere Gewässerorganismen – und beziehen dabei zugleich immer auch den Hochwasserschutz mit ein“, betont Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer der viadonau.
Flussregulierung und Intensivierung der Landwirtschaft haben den einzigartigen March-Thaya-Auen in den vergangenen Jahrzehnten stark zugesetzt. „Umso erfreulicher, dass wir im Zuge des Life-Projekts mehr als 12 Hektar Ackerflächen wieder in wertvolle Feuchtwiese umwandeln. Neue Lebensräume für viele gefährdete Arten schaffen auch die Konik-Pferde, die auf 80 Hektar die Aulandschaft naturnah pflegen“, freut sich Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich.
Uferschutz an der Thaya
Direkt ums Eck kann man die Ergebnisse einer weiteren erfolgreichen Kooperation und Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen von viadonau und der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) betrachten. Ein sanierungsbedürftiger Abschnitt der Thaya konnte im Zuge einer Kooperation zwischen viadonau und der BOKU zu neuem Leben erweckt werden. Studentinnen und Studenten entwickelten ökologisch nachhaltige Maßnahmen vor Ort – mit dem Ergebnis: Optimale Bedingungen für Fauna und Flora, Wiederverwendung bereits vorhandener, natürlicher Materialien und Schutz gegen Ufererosion für viele Jahre.
Die viadonau ist neben den Erhaltungsmaßnahmen an der Donau auch für die Gewässer- und Streckenpflege an March und Thaya verantwortlich. Im Zuge von Instandhaltungsmaßnahmen wurde die Sanierung eines 150 Meter langen Uferabschnittes an der Thaya (Gemeinde Bernhardstal/Föhrenwald) abgeschlossen. Der ursprüngliche Uferschutz aus den 90er-Jahren wurde durch Erosion massiv in Mitleidenschaft gezogen. Im Zuge einer Kooperation zwischen viadonau und der Universität für Bodenkultur Wien wurde mittels ingenieurbiologischer Bautechnik diese Uferböschung der Thaya gesichert. Die ingenieurbiologische Bautechnik verwendet Pflanzen und vor Ort verfügbare Materialien (Steine und Holz) für bautechnische Zwecke. Es entstehen ingenieurbiologische Systeme, die neben dem Erosionsschutz auch ökologische und ästhetische Effekte bieten.
Von der Uni an den Fluß
Das Besondere an diesem Projekt: Die Studierenden konnten unter der Leitung von Hans Peter Rauch und Stephan Hörbinger (Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau) sowie viadonau sowohl im Planungsprozess als auch bei der praktischen Umsetzung wertvolle praktische Erfahrungen sammeln. Ziel war der nachhaltige Schutz gegen Ufererosion, die Schaffung optimaler Bedingungen für Fauna und Flora sowie die Wiederverwendung bereits vorhandener und natürlicher Materialien. Durch fundierte wissenschaftliche Expertise, aber auch durch kreative Ideen der Studentinnen und Studenten, konnten ökologisch nachhaltige Maßnahmen, die zur Gänze auch den Anforderungen moderner Ufererhaltung genüge tragen, implementiert werden.
Im März 2018 wurden gemeinsam mit der viadonau die ingenieurbiologischen Maßnahmen in Form einer Weidenspreitlage und abgetreppter Uferpfahlwand umgesetzt. Dabei wurden die vertikal geschlagenen Lärchen-Holzpiloten mit horizontalen Robinienhölzern verbunden. Für die Fußsicherung diente vorhandenes Totholz (aus dem ehemaligen Uferverbau) und für die Befüllung der Zwischenräume wurden Totholz, Steine und anstehendes Erdmaterial verwendet. Über die gesamte Länge wurden Steckhölzer geschlagen. Die raue Struktur am Böschungsfuß dient nun zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Fische und anderer Wasserlebewesen. Mit dem Austrieb der Steckhölzer soll in kürzester Zeit eine das Ufer schützende Vegetation entstehen.
viadonau profitiert von der Zusammenarbeit mit den Studentinnen und Studenten der Universität einerseits durch die wissenschaftliche Begleitung ingenieurbiologischer Maßnahmen sowie durch die Umsetzung innovativer Ansätze, welche zukünftig auch bei anderen Sanierungsvorhaben angewandt werden. Das Projekt Uferschutz Thaya-Föhrenwald ermöglichte den Studierenden der Universität für Bodenkultur eine aktive Partizipation während der Planungs- und Bauphase, höchstinteressante Einblicke in die Umsetzung wasserbaulicher Projekte und praxisnahe und forschungsgeleitete Lehre.