Kategorie Mobilität - 30. August 2019
Klimakrise: ÖBB müssen Züge auf Klimaklasse Südeuropa umrüsten
Die ÖBB haben wegen der Hitze im Sommer nicht nur Gleise weiß gestrichen, um die im Fachjargon genannten Schienenverdrückungen oder Gleisverwerfungen zu verringern. Nun reagieren sie ein weiteres Mal auf die sich verschärfende Klimakrise und stellen ihre Wagons von der Klimaklasse Mitteleuropa auf die Klimaklasse Südeuropa um. Damit werden die Klimaanlagen bei Neuanschaffungen mit mehr Leistung ausgestattet. Pendlerzüge und Loks werden nachgerüstet, kündigte ÖBB-Chef Andreas Matthä am Rande des Forum Alpbach gegenüber der APA an.
Beispiele für stärkere Klimaanlagen in Regionalzügen sind etwa Cityjets und Talent 3-Züge. Auch Railjets haben bereits stärker dimensionierte Klimaanlagen. Die Kosten für Nachrüstungen liegen laut Matthä im einstelligen Millionenbereich.
Erhöht werden soll künftig auch die sogenannte Verspannungstemperatur der Gleise. Die liegt in Mitteleuropa zwischen 18 und 19 Grad – bei dieser Temperatur ist keine Kraft im Gleis, es zieht sich also weder zusammen, noch dehnt es sich aus. „Dieser mittlere Wert verschiebt sich nach oben, wir brauchen eine neue Verspannungstemperatur“, erläuterte Matthä.
Vor allem geht es aber weiterhin um das Weißen von Gleisen im Sommer. „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, sagte Matthä zur Zahl der heuer verworfenen Gleise. So viele wie heuer seien noch nie betroffen gewesen. Das Streichen führt zu einer Temperaturreduktion der Gleise zwischen 6 und 8 Grad erläuterte Matthä. „Das macht man normal in Süditalien. Das hat mich geschockt.“
Wegen des Klimawandels fordert Matthä auch eine Mobilitätswende. „Wir sparen aktuell 3,5 Millionen Tonnen CO2 ein. Um die selbe Menge CO2zu binden, bräuchte man einen Wald so groß wie Vorarlberg. Im Verkehr müssen in Summe sieben Millionen Tonnen eingespart werden laut der Klimaziele.“ Daher will der oberste Eisenbahner Takte im Güter-und Personenverkehr ausbauen.
Ab 2021 Brennerkapazität von 450.000 Lkw
Am Brenner, der höchstbelasteten Alpenquerung, auf dem mit 47 Millionen Tonnen mehr Transit läuft als auf allen schweizerischen und französischen Alpenübergängen zusammen, „stehen die ÖBB zum Land Tirol„, sagte Matthä. Im Rahmen des kürzlich verkündeten Zehn-Punkte-Programms, das in und mit Berlin ausgemacht worden war, werden die Bundesbahnen laut Matthä die Kapazitäten erhöhen.
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Es handle sich um 25 neue Züge zwischen Wörgl und Brenner, die Vorbereitung koste rund sechs Millionen Euro. Dazu kämen ab 2020 auch Verbindungen zwischen Wörgl und Trento in Italien am südlichen Ende des Brenner-Korridors. „Im Jahr 2021 wollen wir eine Kapazität von 450.000 Lkw zur Verfügung stellen.“ Wenn der BBT in Betrieb gehe, steige die Kapazität weiter. „Wir plädieren ganz heftig, dass am Beginn des Nordzulaufes ein Terminal in Autobahnnähe gebaut wird, um in Bayern umzuladen.“