Kategorie Energie - 10. Juni 2020
Denkmäler & Digitalisierung: Innovationslabore gestalten Österreichs Bauwirtschaft
Über Innovation und Digitalisierung sollen bessere Energieeffizienz, Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität ermöglicht werden
Das Klimaschutzministerium (BMK) fördert im Rahmen des Programms Stadt der Zukunft das Innovationslabor Digital findet Stadt mit 1,5 Millionen Euro. Dabei wird die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Bau- und Planungsunternehmen bei gleichzeitiger Erhöhung der Nachhaltigkeit verbessert.
Mit Digital findet Stadt werden österreichweit die relevantesten Branchenvertretungen und Initiativen aus den Bereichen Planen, Bauen und Betreiben zusammengebracht und miteinander vernetzt. Alle Innovationsaktivitäten im Bereich Digitalisierung der Bau- und Immobilienbranche sollen gebündelt und Synergieeffekte geschaffen werden. Über maßgeschneiderte Leistungsportfolios sollen Innovationen in den zwei zentralen Innovationsfeldern – Open BIM (Building Information Modeling) und Smart Buildings unterstützt werden. Erste Projekte sind bereits am Start. Mit 109 Interessenskundgebungen kann auf ein breites Netzwerk aufgebaut und bestmöglich branchenübergreifend repräsentiert werden.
„Digitale Technologien und Anwendungen schaffen die einzigartige Möglichkeit ressourcenschonender und energieeffizienter bei Neubauten und Gebäuden zu sein. Wir steigern damit die Langlebigkeit von Bauten und unterstützen heimische Unternehmen zusätzlich wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben“, so Klimaschutzministern Leonore Gewessler.
„Rund 90 Prozent der Player in der Bau- und Immobilienbranche sind KMUs. Unser Ziel ist, diese in ihrer Wettbewerbsfähigkeit rund um die Digitalisierung zu stärken. Dafür nutzen wir die Schwarmintelligenz vieler kleiner und mittlerer Unternehmen. Die Beteiligung der diesbezüglich renommiertesten Forschungsinstitutionen in Österreich, zum Beispiel AIT Austrian Institute of Technology, TU Wien, TU Graz und Universität Innsbruck, gewährleistet zudem eine breite Abstimmung aller F&E Aktivitäten,“ betont Karl Friedl, Sprecher der IG Lebenszyklus Bau, der das Projekt federführend mit Steffen Robbi vom AIT Austrian Institute of Technology konzipiert hat.
Bereits zuvor wurde das Innovationslabor Digital findet Stadt von einer internationalen Jury als herausragend bewertet und hat nicht zuletzt deshalb die Förderzusage der FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH) erhalten. Maßgeblich konzipiert wurde das Innovationslabor von der IG Lebenszyklus Bau und dem AIT Austrian Institute of Technology GmbH. In der zu gründenden Gesellschaft sind der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI), Facility Management Austria (FMA) und Smart Construction Austria vertreten. Somit sind alle Lebenszyklusphasen eines Gebäudes vertreten. Die Leistungen des Innovationslabors stehen allen österreichischen Akteuren offen, die Laufzeit Labors beträgt mindestens fünf Jahre.
Otto-Wagner-Areal wird zum Plus-Energie-Quartier
Ebenfalls aus dem Programm Stadt der Zukunft stammt das Sondierungsprojekt OttoWagner-ArealPlus, welches ein denkmalschutzverträgliches Sanierungskonzept zur Transformation des Wiener Otto Wagner-Areals in ein Plus-Energie-Quartier entwickelt. Das 50 Hektar Areal mit 63 Gebäuden und rund 175.000 m² Grundfläche ist das weltweit größte zusammenhängende Jugendstil-Ensemble.
Ziel des Forschungsprojekts „OttoWagner-ArealPlus“ ist die technisch-wirtschaftliche Darstellung einer komplexen Quartierssanierung am Beispiel des denkmalgeschützten Areals. Die ausgewählten Maßnahmen sollen maximale Energieeffizienz gepaart mit Gewinnung und Speicherung von Erneuerbarer Energie vor Ort zur bilanziellen Deckung des Bedarfs ermöglichen. Das Konzept bündelt in diesem historischen Rahmen Energieinnovationen und schafft so eine weltweit einzigartige Metamorphose des Areals zu einem Jugendstil-Plus-Energie-Quartier was Qualität und Dimension angeht.
Für diese Machbarkeitsstudie wurden nicht einzelne Pavillons oder Zonen des Otto-Wagner Areals betrachtet, vielmehr wurde auf die Gesamtheit dieses denkmalgeschützten Ensembles Bezug genommen. Vor 113 Jahren wurde die damalige „Niederösterreichischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt“ nach dem Masterplan Otto Wagners, des führenden Wiener Architekten seiner Zeit, und nach lediglich drei Jahren Umbauzeit eröffnet. Der weitläufige Spitalskomplex besteht aus 60 charakteristischen Pavillons und der ikonischen und weithin sichtbaren Kirche zum Heiligen Leopold.
Dieses für Wien so bedeutende Kulturgut soll langfristig in einen Wissenschafts-, Kultur- und Bildungsstandort transformiert werden, an dem auch soziale und gesundheitsbezogene Nutzungen denkbar sind. Durch die teil neue Nutzung ist eine Anpassung der Infrastruktur erforderlich, die diesem historisch gewachsenen Gesamtkunstwerk in seiner gesamten Dimension gerecht werden muss.