Kategorie Klima- & Umweltschutz - 19. März 2021

Schneesaison in den Alpen hat sich um Wochen verkürzt

Noch in den Siebzigerjahren konnten Touristen in den Alpen bis zu 34 Tage länger Ski fahren als heute, zeigt eine aktuelle Untersuchung. Der Zusammenhang mit dem Klimawandel ist für die Forschenden eindeutig.

Während am Samstag der kalendarische Frühlingsbeginn mit leicht winterlichem Anstrich bevorsteht, berichten Forschende unter der Leitung des Südtiroler Instituts Eurac Research in Bozen im Fachblatt »The Cryosphere«, dass die Berge der Alpen im Winter wesentlich kürzer weiß sind als noch in den 1970er-Jahren. Die meteorologischen und klimatologischen Bilanzen zeigten auch eine düstere Prognose für die Zukunft des Schnees in Österreich.

 

Unterhalb von 2.000 Metern Seehöhe ist die Schneesaison je nach Höhenlage und Region um 22 bis 34 Tage kürzer geworden, berichteten die Forscherinnen und Forscher. Ausgewertet wurden Daten hunderter Messstationen in Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz und Slowenien.

Wird diese Entwicklung nicht gestoppt, könnte das weitreichende Folgen haben – denn die winterliche Schneedecke ist nicht nur für das natürliche Gleichgewicht, sondern auch für die Wasserversorgung und Wasserkraft, den Wintertourismus sowie die Landwirtschaft von großer Bedeutung.

Die mittlere Schneehöhe in den Monaten November bis Mai ist pro Jahrzehnt um durchschnittlich 8,4 Prozent zurückgegangen. In der Studie wurde zwar nicht der Zusammenhang von Klimawandel und Schneedecke untersucht, „doch ist klar, dass der Schnee aufgrund höherer Temperaturen früher und schneller schmilzt, und Niederschlag als Regen statt als Schnee fällt“, so Michael Matiu, der bei Eurac Research am Institut für Erdbeobachtung forscht.

Winter wieder zu warm

Dies unterstreicht auch der aktuelle Winterbericht der internationalen Klimadatensammlung
HISTALP, den die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für den Großraum Alpen erstellt. Über das gesamte österreichische Tiefland gerechnet war der Winter 2020/21 im Vergleich zum Mittel 19611990 um 1,9°C zu warm, er belegt damit Platz 22 in der 254 Jahre umfassenden Rangliste der Wintersaisonen. Auf den Bergen wird das 30-jährige Mittel im vergangenen Winter um 1,6°C übertroffen.

© Pixabay / jplenio

Erstmals Daten für ganz Österreich 

Heuer wird zudem das vom Austrian Climate Research Program (ACRP) finanzierte Projekt „Future Snow Cover Evolution in Austria, FuSE-AT“ abgeschlossen, welches erstmals detaillierte regionale Daten zur Schneelage für die gesamte Fläche Österreichs liefert – sowohl für die Vergangenheit als auch die Zukunft. ZAMG, Universität Innsbruck, Climate Change Centre Austria und Schneezentrum Tirol erstellten gemeinsam einen Datensatz zur Entwicklung der Schneelage seit 1961 sowie für drei unterschiedliche Klimaszenarien bis zum Jahr 2100. Die Daten liegen auf einem Raster von 1×1 Kilometer vor, das entspricht rund 84.000 Datenpunkten in Österreich.

40 Tage weniger Schneedecke seit 1961

Für die Vergangenheit zeigt die Studie im Mittel über die gesamte Fläche Österreichs (und somit über alle Höhenlagen gemittelt) eine Abnahme der Schneedeckendauer seit 1961 um 40 Tage. Die Auswertung nach unterschiedlichen Höhenlagen ergibt besonders starke Abnahmen unterhalb von 1500 Meter Seehöhe.

Je weniger globaler Klimaschutz, desto stärker der langfristige Rückgang der Schneedeckendauer in Österreich. Die Grafik zeigt die Änderung der Schneedeckendauer gemittelt über die gesamte Fläche Österreichs (und somit über alle Höhenlagen). Verglichen wird mit dem Durschnitt des Zeitraums 1971-2000. RCP8.5 bezeichnet das Szenario ohne Klimaschutz, RCP4.5 mit mäßigem Klimaschutz und RCP2.6 das sogenannte Paris-Ziel mit einer Erwärmung unter 2 Grad. © ZAMG

Klimaschutz hat großen Einfluss auf Schneelage

Die Zukunftsszenarien von FuSE-AT zeigen die mögliche Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten. „Wie stark die weitere Abnahme ist, hängt direkt mit dem Klimaschutz zusammen“, so Projektleiter Andreas Gobiet von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). „Ein Beispiel für Höhenlagen von 500 bis 1000 Meter: Ohne globalen Klimaschutz – im Klimaszenario RCP8.5 – ist hier bis zum Jahr 2100 eine weitere Abnahme der Schneedeckendauer um rund 60 Prozent zu erwarten. Wenn wir schaffen, das sogenannte Paris-Ziel zu erreichen – das Szenario RCP2.6 mit weniger als 2 Grad globaler Erwärmung – geht die Schneedeckendauer nur um 20 Prozent zurück.“

Die Grafik zeigt die Änderung der Zahl der Tage mit Schneedecke je nach Höhenlage und Klimaszenario bis zum Jahr 2100. RCP8.5 bezeichnet das Szenario ohne Klimaschutz, RCP4.5 das Szenario mit mäßigem Klimaschutz und RCP2.6 das sogenannte Paris-Ziel mit einer Erwärmung unter 2 Grad. © ZAMG