Kategorie Klima- & Umweltschutz - 6. Juni 2024

»Auf gutem Weg« – Erste Zwischenbilanz zum Aktionsplan Mikroplastik

Projekte zur Verbesserung der Datenlage sowie zur Belastung von Lebensmitteln und des menschlichen Körpers mit den Kunststoffteilchen

Mikroplastik im Boden, im Wasser, in Lebensmitteln, in der Umwelt – die Verbreitung und der Verbleib der winzigen Kunststoffteilchen ist vielfältig. Mikroplastik wurde inzwischen überall, selbst in den entlegendsten Orten unseres Planeten nachgewiesen – in den Weltmeeren und Oberflächengewässern, in Tiefseesedimenten, in landwirtschaftlich genutzten Böden und in diversen Organismen, sogar in fligranen Spinnennetzen. Auch Lebensmittel können Mikroplastik enthalten, weshalb es auch bereits im menschlichen Körper gefunden wurde.

Mikroplastik aus einem Peeling-Produkt sowie am Atlantikstrand gefundenes Mikro- und Makroplastik, © NABU/Sandra Kühnapfel

Um dieser Problematik entgegen zu wirken wurde 2021 aufbauend auf den Europäischen Kreislaufwirtschaftsplan, dem Zero Pollution Aktionsplans sowie der EU-Plastikstrategie der Aktionsplan Mikroplastik unter Federführung des Klimaschutzministeriums (BMK) ausgearbeitet. Dieser wurde am 11. Mai 2022 von der Bundesregierung beschlossen und zielt darauf ab, die Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt nachhaltig zu reduzieren.

Eine Zwischenbilanz des fünf Unterpunkte umfassenden Aktionsplans wurde nun bei einer Veranstaltung des Umweltbundesamts im BMK gezogen. Dabei soll auch die Datenlage zu Mikroplastik verbessert werden – ein Ansatz, der mit dem Projekt „PLASBo“ auch bereits umgesetzt wurde.

Vorgestellt wurde „PLASBo“ von Helene Walch, einer Expertin für Mikroplastik im Umweltbundesamt. Mit dem kürzlich abgeschlossenen Projekt, einer Bund-Bundesländer Kooperation unter Beteiligung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, wurde laut den Angaben „eine praktikable Methode zur Probenahme und Analyse von Plastik im regulatorischen Kontext sowie die Identifikation von Quellen von Verunreinigungen, um Vermeidungsansätze zu ermöglichen“ anvisiert. Zudem wurde auf die kürzlich in Kraft getretene Abfallverbrennungsverordnung hingewiesen, die das künftige Verbrennen von Klärschlamm aus großen Anlagen vorschreibt. Klärschlamm gilt als Eintragspfad für Mikroplastik in Böden, 20 Prozent würden demnach landwirtschaftlich verwendet.

Mikroplastik – Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind – findet sich bekanntlich so gut wie überall, nicht nur im Boden und im Wasser, auch in Lebensmitteln oder im menschlichen Körper gab es Nachweise. Um das Ausmaß der Belastung in Lebensmitteln zu untersuchen, wurden die CORNET-Forschungsprojekte „microplastic@food“ und dessen Folgeprojekt „MICROPLEXFOOD“ durchgeführt. Das Projekt „microOne“ am Grazer CBmed untersuchte indessen die Auswirkung dieser Partikel auf den Darm. Hier wurde unter anderem nachgewiesen, dass Mikro- und Nanoplastik Partikel (MNPs) hier nicht vollständig ausgeschieden werden, wie auch dass Nanopartikel die Blut-Hirn-Schranke innerhalb kurzer Zeit überwinden können. Dies sei besonders beunruhigend, da dies auf „eine mögliche Übertragung von Schadstoffen in neurologische Regionen“ hindeute.

„Die Veranstaltung zum Aktionsplan Mikroplastik richtet sich an alle Sektoren von der Forschung bis zur Industrie, aber auch an die Gesamtbevölkerung“, sagte Sabine Cladrowa, fachliche Leiterin für Zero Pollution im Umweltbundesamt. Der Aktionsplan Mikroplastik umfasst fünf Felder: die Stärkung der Datenlage; Forschung und Innovation; die effektive Umsetzung und Weiterentwicklung der Regulierung; Bewusstseinsbildung; freiwillige Maßnahmen und den Beitrag zur globalen Nachhaltigkeit. In dem Rahmen wurden 25 weiterführende Maßnahmen ausgearbeitet, das bis spätestens 2025 von verschiedenen Akteuren auf nationaler, europäische und globaler Ebene umgesetzt werden. Der Aktionsplan beschränkt sich dabei nicht nur auf die nationale Ebene, sondern über die EU hinweg bis hin zu einem globalen Plastik-Abkommen.

SERVICE:
Der Aktionsplan und Maßnahmen: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/kunststoffe/mikroplastik.html
Umweltbundesamt zu Mikroplastik: https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/stoffradar/mikroplastik