Kategorie Informationen & Tipps - 27. Juli 2018

Die Mondfinsternis des Jahrhunderts

Eine Stunde und 43 Minuten wird sie dauern: Am Freitag steht die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts bevor. Auch der Mars ist besonders gut zu sehen. Exakt so eine Konstellation gibt es im Schnitt nur alle 105.000 Jahre.

Viele Menschen dürften sich auf diesen Freitag, den letzten des Juli 2018 freuen, wenn der Vollmond in den Stunden vor Mitternacht für knapp zwei Stunden völlig in den Kernschatten der Erde eintaucht und sich kupferrot verfärbt. Nach dem sogenannten Blutmond im Januar dieses Jahres ist es bereits das zweite große Mondereignis – ausgerechnet 2018, in dem sich die bemannten Mondprogramme mit dem Start von Apollo 8 1968 zum 50. Mal jähren. Perfekter Zeitpunkt für eine Nacht der Superlative.

Während einer Mondfinsternis bleibt der Erdtrabant schwach sichtbar: in Orange, Dunkelrot oder Rostrot als sogenannter Blutmond.

Insgesamt 103 Minuten wird das Himmelsereignis dauern. Erst am 9. Juni 2123 wird es wieder eine ähnlich lange Mondfinsternis geben. Und erst an Silvester 2028 wird in Mitteleuropa wieder eine Mondfinsternis zu beobachten sein.

Verlauf der Mondfinsternis

Nach dem Aufgang des Vollmonds über dem südöstlichen Horizont um 21:01 Uhr dauert es noch eine knappe halbe Stunde, bis der Mond komplett in den Kernschatten der Erde eingetaucht ist und die sogenannte totale Phase beginnt. Während dieser Zeit ist der Himmel noch aufgehellt, da die so genannte bürgerliche Dämmerung gerade erst begonnen hat. In dieser hellsten Phase der Dämmerung befindet sich die im Westen untergehende Sonne nur knapp unterhalb des Horizonts und der Mond steht gleichzeitig nur wenige Grad über dem Horizont im Südosten.

In den Kernschatten der Erde tritt der Mond am 27. Juli um 20.24 Uhr ein. Von dieser ersten Phase werden wir hierzulande allerdings nichts mitbekommen, da der Mond bei uns etwa um 21 Uhr aufgeht. Erst acht Minuten später geht dann die Sonne unter. Die totale Phase dauert von 21.30 Uhr bis 23.13 Uhr und ist somit auch in Österreich zu beobachten.

In Wien oder Graz wird der Mond um 20.29 Uhr aufgehen, in Klagenfurt um 20.32, Linz um 20.38, in Salzburg wird der Mond um 20.42 Uhr erstmals sichtbar und in Bregenz schließlich um 20.54 Uhr.

 

Das Eintauchen des Mondes in den Kernschatten der Erde ist zu diesem Zeitpunkt bereits in vollem Gange und die Helligkeit derjenigen Mondgebiete, die bereits vom östlichen Mondrand ausgehend im Kernschatten liegen, nimmt erkennbar ab.

Um 21:30 Uhr befindet sich der Mond schließlich ganz im Kernschatten. Ab etwa 22.00 Uhr wird es in Mitteleuropa dunkel genug sein, dass der Mond als rote Scheibe im Südosten gut sichtbar wird. Das Ende der Totalität wird um 23:13 Uhr erreicht. Von da an tritt der Mond allmählich wieder aus dem Kernschatten der Erde heraus und wird Stück für Stück heller. Um 00.19 Uhr verlässt der Mond den Kernschatten und um 00.43 Uhr verschwindet der Halbschatten am rechten Mondrand.

Sichtverhältnisse – Risiko Wetter

Die ZAMG verspricht für den Großteil Österreichs relativ gutes Wetter, auch wenn es in vielen Landesteilen nicht ganz optimal sein wird, da am Freitag Nachmittag und Abend in einigen Regionen Gewitter entstehen, deren Restwolken sich auch in den ersten Nachtstunden halten können. Da die Mondfinsternis aber sehr lange dauert, stehen die Chancen im Großteil Österreichs gut, dass die Wolken rechtzeitig auflockern und man die Mondfinsternis zumindest zeitweise sieht.

Wenn der Mond in den Schatten tritt

Das Ereignis einer Mondfinsternis hat die Menschen seit jeher fasziniert und sie in früheren Zeiten oft in Furcht und Schrecken versetzt. Eine totale Mondfinsternis, bei der der Mond komplett in den Kernschatten der Erde eintritt und die Vollmondscheibe eine kupferrote bis strahlend-orangene Farbe annimmt, wurde in der altorientalischen, antiken Welt als Zeichen der Götter interpretiert, die im Himmel residierten und von dort aus machtvoll in die irdische Welt eingriffen.

Um diese Botschaften am Firmament zu verstehen wurden kundige Sterndeuter engagiert, die gewissenhaft den Himmel beobachteten, alles aufzeichneten und versuchten, verlässliche Vorhersagen für den jeweiligen Regenten zu machen. Auf solche Weise wurde bereits sehr früh der Saroszyklus erkannt, der als Zeitmaß für das regelmäßige Auftreten seit dem Altertum zur präzisen Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternisse genutzt wird.

Die verschiedenen Phasen einer Mondfinsternis.

Das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erklärt, welche Ursache der geheimnisvollen Färbung des Mondes zugrunde liegt. Das langwellige rote Licht der Sonnenstrahlen wird gebrochen und in Richtung unseres Trabanten gelenkt, während die kurzwelligen blauen Lichtwellen vollständig in der Erdatmosphäre gestreut werden. Zusätzlich sorgen Staub und Asche in der Hochatmosphäre für die satte Farbe, die die Mondfinsternis zu einem spektakulären Ereignis werden lässt.

Nebenschauplatz Mars

Vorausgesetzt das Wetter passt, werden wir nicht nur diese astronomische Besonderheit beobachten können, sondern bekommen auch noch einen außergewöhnlichen Blick auf den Mars geboten. Er wird in Opposition, also mit Erde und Sonne auf einer Linie stehen und von der Erde auf der Innenbahn überholt. Zu dieser Konstellation kommt es im Durchschnitt nur alle 15 Jahre, zuletzt 2003. Darüber hinaus ist der Mars an diesem Freitag nur etwa 58 Millionen Kilometer von der Erde entfernt – der Minimalabstand. Am Himmel wird er besonders hell und vergleichsweiße groß zu sehen sein.

Dass eine derart lange Mondfinsternis und eine so günstige Konstellation des Mars auf eine Nacht fallen, ist äußerst selten: Im Schnitt wiederholt sich das Ereignis in dieser Form alle 105.000 Jahre. Nicht nur der Mond und der Mars sind am Himmel prominent präsent, auch Jupiter und Saturn werden an diesem Abend wunderbar sichtbar sein und vervollständigen diese aussergewöhnliche Konstellation.

Den besten Platz zur Beobachtung werden wohl der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst und die anderen Crewmitglieder der ISS am 27. Juli 2018 haben. Sie werden die Gelegenheit nutzen, einen Blick aus der Internationalen Raumstation ISS zu werfen und die wohl beste und ganz sicher wolkenfreie Aussicht auf ein außergewöhnliches Naturschauspiel genießen können: die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts.

Ablauf der Mondfinsternis am 27. Juli 2018

20.24 Uhr: Beginn partielle Finsternis (nicht sichtbar)

21.31 Uhr: Beginn Totalität (Höhe 7° über dem Horizont)

22.22 Uhr: Mitte der Finsternis (Höhe 13°)

23.13 Uhr: Ende Totalität (Höhe 18°)

00.19 Uhr: Ende partielle Finsternis (Höhe 21°)

01.30 Uhr: Ende der Finsternis (Höhe 22°)