Kategorie Innovation & Technologie - 23. Oktober 2015

Hilfe bei der Pflege daheim kommt über den Bildschirm

Dornbirn – Pflegende Angehörige brauchen niederschwellige Hilfeangebote. Die Fachhochschule Vorarlberg entwickelt mit dem Projekt YouDo Kommunikationstools für Pflegende. Informationen zu Krankheiten und den Umgang mit den Kranken sollen über Computer ganz einfach abrufbar werden. Im Rahmen des EU-Programms Ambient-assisted Living entsteht ein Video-on-Demand-System zu Information und Weiterbildung. Beteiligt sind sechs Projektpartner aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

„Es soll eine Plattform für pflegende Angehörige entstehen, über die sie fokussierte Informationen bekommen“, erklärt Miglena Dontschewa von UCT Research. Das interdisziplinäre Forschungszentrum für nutzerzentrierte Technologien an der FH Vorarlberg hat für YouDo altersgerechte Bedienoberflächen entwickelt und untersucht sie nun auf ihre Brauchbarkeit und Benutzerfreundlichkeit.

Der Hintergrund: Alte Menschen wollen so lange wie möglich im gewohnten Umfeld bleiben. Die Pflege daheim ist in Österreich das häufigste Pflegemodell. Über die Hälfte der Pflegegeldbeziehenden wird ohne professionelle Hilfe von Angehörigen betreut. Diese Angehörigen sind zumeist (80 Prozent) Frauen. 45 Prozent der Pflegenden sind selbst schon über 60 Jahre alt, 22 Prozent über 70 Jahre. Die wenigsten Angehörigen wissen, was mit der Pflege auf sie zukommt. Zwei Drittel der Pflegenden fühlen sich laut Studien körperlich, vor allem aber psychisch überfordert.

Über Videos sollen sie künftig gewünschte Informationen zu Krankheiten, beispielsweise Demenz, abrufen können, aber auch erfahren, wo und wie sie in ihrer Region oder Gemeinde finanzielle oder personelle Unterstützung bekommen.

Da es sich bei den Pflegenden dieser Generation nicht um „Digital Natives“ handelt, musste man sich die Wahl des Mediums genau überlegen, sagt Computerwissenschafterin Miglena Dontschewa: „Es wurden strukturierte Interviews mit der Zielgruppe geführt, welche Medien sie verwenden, welches Medium sie bevorzugen.“

Danach war schnell klar: „Tablet und Smartphone haben wir peripher angedacht, das Medium dieser Generation ist aber das Fernsehgerät.“ So wurde ein Minicomputer entwickelt, der an das TV-Gerät gesteckt wird und die Internetverbindung aufbaut.

Ein Onlinedienst liefert die angeforderten Informationen über Videostreaming. Information on demand entspreche den Lernbedürfnissen älterer Menschen, die nicht mehr auf Vorrat lernen, sondern nach Bedarf. Die Inhalte der Videos werden in kleinen Lerneinheiten (Microlearning) und für bildungsferne Nutzerinnen und Nutzer in gut verständliche Geschichten verpackt.

Aktuell befindet sich YouDo in der Halbzeit. „Wir haben die Experteninspektion abgeschlossen. Spezialisten aus dem Usability-Bereich haben auf Herz und Niere gecheckt, ob die Anforderungen entsprechen.“ Nun wird überarbeitet, dann geht YouDo in die Enduser-Tests, wofür man auf die Hilfe von Bewohnerinnen und Bewohnern der smarten Seniorenwohnungen hofft, die im Rahmen von Ambient-assisted Living mit unterstützenden Technologien ausgestattet wurden. (jub, 23.10.2015)



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