28. April 2020
IÖB-Challenge: Wie kann der touristische Busverkehr in Wien optimiert werden?
Auch wenn es heuer wegen der Coronakrise ziemlich sicher zu keinen neuen Nächtigungsrekorden kommt, sprechen die Zahlen der jüngeren Vergangenheit dennoch für sich: Die Nächtigungszahl für Wien verdoppelte sich demnach in den vergangenen 20 Jahren. Innerhalb der Stadtgrenzen kam man allein 2018 in Wien auf rund 16,5 Millionen Nächtigungen (davon über 13 Millionen von ausländischen Gästen).
Die Stadt Wien wird weiterhin ein Magnet für Touristen bleiben. Das reichhaltige Kulturangebot und die Geschichte der Stadt spielen nach wie vor die größte Rolle im Attraktivitätsranking für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt. Ein Teil dieser legt dabei den Weg in die Stadt und auch innerhalb jener mit dem Reisebus zurück. Solche Verkehrsströme gilt jedoch es zu optimieren, damit diese mit dem Stadtleben in Einklang zu bringen sind, um die Wiener Bevölkerung zu entlasten und auch damit Besucherinnen und Besucher Wien als Qualitätsdestination genießen und möglichst wiederkommen.
Die Wiener Buspartner aus Stadt Wien, Wien Tourismus und der Wirtschaftskammer Wien suchen nun mit einer IÖB-Challenge Lösungen, die bei der Umsetzung zur Optimierung des Verkehrs von Reisebussen in Wien helfen. Ziel ist eine weitgehend automatisierte Lösung auf Basis smarter Algorithmen, künstlicher Intelligenz oder neuartigen technischen Komponenten und Anlagen.
Gewünscht ist insbesondere eine bessere Abwicklung des Verkehrs bei Ein- und Ausstiegszonen sowie bei Warte- und Parkplätzen. Die Wiener Buspartner (Stadt Wien, Wien Tourismus, Wirtschaftskammer Wien) streben eine auf Technik und Software fußende Lösung für die Steuerung (bzw. Beeinflussung) des Gelegenheitsverkehrs mit Touristen-Bussen an. Sie bindet Busunternehmer, Busfahrer, Guides, die Stadtverwaltung und auch Garagenbetreiber diskriminierungsfrei ein. Die Benutzeroberfläche soll in den gängigen Sprachen des Bus Drivers‘ Guide angeboten sein.
Die Abwicklung des Gelegenheitsverkehrs an zunächst vier der wichtigsten Ein- und Ausstiegszonen soll so pro-aktiv optimiert, die Zufriedenheit und Akzeptanz gesichert sein. Das Verkehrsaufkommen wird an den neuralgischen Zonen entflechtet. Gleichzeitig verbessert die Lösung die Nutzung und Auslastung von Park- oder Warteplätzen für die Busse (u.a. auch Verringerung der zurückgelegten Wegstrecke).
Einreichungen für diese Challenge sind online bis inklusive 19. Mai 2020 möglich. Danach ist die Jury der Wiener Buspartner am Zug. Zu den besten Einreichungen möchten die Buspartner in einen direkten Marktdialog mit den Unternehmen gehen. Alle Details dazu gibt es hier.
Derzeit passiert die Steuerung der Reisebusse so: Ein- und Ausstiegszonen (In/Out-Stellen) in der Nähe von Attraktionen sind ausgewiesen – so nah, dass auch betagte Besucher sie zu Fuß zurücklegen können aber so weit weg, dass die Busse das Ambiente nicht belasten. Die Zonen sind rechtlich als Halte- und Parkverbot ausgenommen; Busse zum Ein- und Aussteigen in der Zeit von/bis nach § 24 StVO verordnet. Bei einigen Zonen ist Personal einer Sicherheitsfirma vor Ort. Diese Betreuerinnen und Betreuer ohne hoheitliche Befugnisse haben mehrere Aufgaben:
- Sie weisen einfahrende Busse platzsparend ein.
- Sie halten den Aus- und Einstiegsvorgang der Gäste so kurz wie notwendig.
- Sie verhindern, dass Busse in der In/Out-Stelle parken und geben Auskunft über nahe gelegene Parkplätze unterschiedlicher Betreiber (Fahrer wollen in der Nähe bleiben, um ihre Fahrgäste pünktlich wieder einsammeln zu können)
- Sie weisen falsch Zufahrende (PKWs, Lieferfahrzeuge etc.) auf ihr Fehlverhalten hin
- Sie dokumentieren die Nutzung (Anzahl der Busse, Herkunftsländer)
Neben den Ein- und Ausstiegszonen spielen Wartezonen in relativer Nähe eine Rolle. Sie dienen als Pufferzonen, da Busse hier kurze Zeit warten können um dann genau zur richtigen Zeit an der Ein- und Ausstiegszone anzukommen. Für eine längere Verweildauer sollen die Busfahrer Parkplätze diverser Betreiber ansteuern.Die Wiener Buspartner koordinieren seit 1980 die Abläufe. Mit den oben geschilderten Maßnahmen möchten sie die beste Abwicklung der Busse gewährleisten, sodass die Sicherheit, Leichtigkeit und Flüssigkeit (Grundsatz der Straßenverkehrsordnung) des Verkehrs nicht behindert werden.
Warum IÖB-Challenges?
Die öffentliche Verwaltung in Österreich punktet durch eine hohe Qualität und Verlässlichkeit. Und dennoch steht der öffentliche Sektor vor einigen Herausforderungen, wie etwa Effizienzsteigerung, Bewältigung des Generationswechsels oder die Nutzung neuer Technologien, wie Künstliche Intelligenz.
Vor diesem Hintergrund unterstützt die IÖB-Initiative von BMK und BMDW öffentliche Beschaffer mit einem breiten Serviceangebot und einer europaweit einzigartigen Open-Innovation-Plattform.
Um die öffentliche Verwaltung zukünftig noch effizienter, bürgernäher und innovativer zu gestalten, unterstützt die 2013 ins Leben gerufene IÖB-Servicestelle (IÖB: Innovationsfördernde Öffentliche Beschaffung) mit kostenlosen Services und einem breiten Schulungs- und Beratungsangebot.
Herzstück der Initiative ist die IÖB-Innovationsplattform. Auf dieser Plattform ruft die IÖB-Servicestelle regelmäßig zu IÖB-Challenges auf, um öffentlichen Auftraggebern in Österreich die Suche nach innovativen Lösungen zu erleichtern. Die Challenges folgen dem Open Innovation Ansatz und geben Unternehmen die Chance, vielseitige und neue Lösungsansätze aufzuzeigen.
Wie funktionieren die Challenges?
Öffentliche Auftraggeber können eine Herausforderung veröffentlichen – Unternehmen werden dann aufgefordert, ihre Ideen und Lösungsvorschläge online einzureichen. Eine Jury bewertet diese und lädt die spannendsten Unternehmen zu einem Innovationsdialog ein. Die IÖB-Servicestelle begleitet und moderiert durch den gesamten Prozess und akquiriert Unternehmen für eine Teilnahme.
Service: Die neue aws IÖB-Toolbox – der Hebel für Innovation. Eine neue Förderung der aws in Kooperation mit der IÖB-Servicestelle stellt einen neuen finanziellen Hebel für die Umsetzung innovativer Beschaffungsprojekte zur Verfügung. Mit bis zu 50 Prozent bzw. max. 100.000 EUR können sich öffentliche Stellen innovative Beschaffungsprojekte fördern lassen. Diese Förderung löst den IÖB-Projektwettbewerb ab, der bis einschließlich 2018 innovative Beschaffungsprojekte prämierte. Ausgezeichnete Projekte der letzten Jahre umfassen beispielsweise den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Prozess der Kostenrückerstattung der Sozialversicherungen (IT-SV).