Kategorie Innovation & Technologie - 26. Januar 2017

Jungfernflug für Satelliten-Plattform „SmallGEO“


APA/OHB System AG

Premiere für die neue Satelliten-Plattform „SmallGEO“: In der Nacht zum 28.1. startet vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana mit einer Sojus-Rakete der Telekommunikations-Satellit „Hispasat 36W-1“, der erstmals das neue Grundgerüst nutzt. Die Wiener Weltraumfirma Ruag Space Austria lieferte dafür die gesamte Thermalisolation sowie Elektronikbauteile.

Satelliten bestehen aus zwei Teilen, der Plattform und der Nutzlast. Als Nutzlast gibt es verschiedenste Anwendungen, etwa Kommunikationstechnik, mit der ein Betreiber dann kostenpflichtige Dienste anbieten kann. Im Fall von „Hispasat 36W-1“ ist das der spanische Satellitenbetreiber Hispasat. Der will mit „Hispasat 36W-1“ von einer geostationären Position auf 36 Grad westlicher Länge Breitbanddienste für Europa, die Kanarischen Inseln und Amerika bereitstellen.

Als Grundlage für die Nutzlast braucht es eine Plattform: das mechanische Gerippe, das etwa die Stromversorgung sicherstellt und die Position regelt. „SmallGEO“ ist eine solche Plattform – und zwar für kleine geostationäre Satelliten mit einem Startgewicht von bis zu 3,5 Tonnen.

Entwickelt wurde die Plattform im Rahmen des Programms für fortgeschrittene Forschung zu Telekommunikationssystemen (ARTES) der Europäischen Raumfahrtagentur ESA vom Bremer Satellitenbauer OHB. Das Unternehmen war bisher auf Satelliten in niedriger Flughöhe spezialisiert.

Start schon 2012 geplant

„SmallGEO“ ist seit über 25 Jahren der erste Telekommunikationssatellit, der in Deutschland entwickelt, integriert und erprobt wurde. Deutschland will damit auch verlorenes Terrain im Weltraummarkt zurückerobern. Ursprünglich sollte das erste Gerät der Baureihe schon 2012 ins All starten, doch es gab große Verzögerungen.

Vor den extremen Temperaturen im Weltall geschützt wird der Satellit durch eine Thermalisolation von Ruag Space Austria. Dabei handelt es sich einerseits um mehrlagige, metallbedampfte Isolationsmatten, die sich an die komplexe Oberfläche des Satelliten anschmiegen. Andererseits sorgen hauchdünne Spiegelelemente für eine effiziente Abstrahlung der von der Elektronik entstehenden Abwärme. Das Innere des Satelliten kann so auf konstanter Temperatur gehalten werden. Zudem entwickelte und lieferte das Wiener Unternehmen Elektronikmodule sowohl für den Zentralcomputer als auch für die Nutzlast-Management-Elektronik des Satelliten.