Kategorie Informationen & Tipps - 9. März 2017

SeniorInnen in der mobilen digitalen Welt

Was für die einen, die mit Computer und Internet aufgewachsen sind, selbstverständlich ist, ist für die anderen eine ganz neue Welt. WhatsApp-Gruppen mit Kindern und Enkelkindern, Online Banking oder der Kauf eines Öffi-Tickets – immer mehr Seniorinnen und Senioren interessieren sich für die digitale Welt und wollen diese auch nutzen. Da bei dieser Generation die Erfahrung nicht bzw. kaum vorhanden ist, warten im Internet aber nicht nur neue Welten, sondern auch große Herausforderungen auf sie.

Eine wesentliche Bedienungshürde sind das fehlende tiefere Verständnis und eingeschränkte körperliche Fähigkeiten (Sehvermögen, Tastsinn, Fingerfertigkeit,…). So ist manchen Personen zum Beispiel nicht klar, wo und wie heruntergeladene Inhalte am Gerät gespeichert werden. Andere wiederum meinen, eine Anwendung sei nicht mehr am Gerät installiert, wenn sie die dementsprechende Verknüpfung am Desktop gelöscht haben. Auch die Verwendung der englischen Sprache stellt häufig ein Problem dar.

„Wer neu in der mobilen Internet-Welt ist, kann nur schwer nachvollziehen, warum man bei der Inbetriebnahme Nutzerkonten bei Online-Diensten anlegen muss“, nennt Bente Knoll, vom Büro für nachhaltige Kompetenz, ein Beispiel aus der Praxis. „Auch ’App-Shops’ sind anfangs alles andere als selbsterklärend – viele wissen nicht, wie Apps heruntergeladen, installiert und wieder gelöscht werden können.“

Ältere Personen wünschen sich die Hilfestellung durch andere Personen und leicht verständliche Gebrauchsanleitungen, die zusammen mit dem Gerät bereitgestellt werden. Um älteren Menschen den Einstieg in die Welt der Mobilgeräte zu erleichtern, sind neben den Mobilfunk- auch die Bildungsanbieter gefordert.

Das Forschungsprojekt „mobi.senior.A“ macht deutlich, dass ältere Menschen auf Hilfestellung angewiesen sind, die sie nur schwer bekommen. Die Studienergebnisse zeigen aber auch, dass Seniorinnen und Senioren prinzipiell mit ähnlichen Usability-Problemen zu kämpfen haben wie andere unerfahrene Userinnen und User. Ein Unterschied: Bei Schwierigkeiten wissen Ältere meist nicht was sie tun sollen. Aus Angst noch mehr falsch zu machen, sind sie jedoch weniger experimentierfreudig als jüngere Userinnen und User und versuchen nicht dem Problem auf den Grund zu gehen. Dies führt häufig dazu, dass ältere Menschen Funktionen, die sie nicht verstehen, nicht nutzen – bis hin zum völligen Nutzungsverzicht.

 

Doch die Techniknutzung zeigt nicht nur alters-, sondern auch geschlechtsspezifische Unterschiede. Frauen neigen schneller dazu, das Gerät von Beginn an von anderen einrichten zu lassen, während Männer das zuerst lieber selbst versuchen. Dies liegt vermutlich im niedrigeren Selbstbewusstsein in Bezug auf Technik der Frauen der Generation 60plus: Bei den Usability-Tests zeigten weibliche Testpersonen kein schlechteres Verständnis im Umgang mit den Testgeräten als männliche.

Das Ziel von „mobi.senior.A“ war es, konkrete Nutzungsprobleme von Seniorinnen und Senioren verstehen zu lernen und die Anforderungen an Smartphones und Tablets aufzuzeigen. Dazu wurden mit Seniorinnen und Senioren Usability-Tests, Einzel- und Paarinterviews sowie Gruppendiskussionen durchgeführt. Entstanden sind Leitfäden und Workshopunterlagen für Mobilfunkunternehmen und Schulungseinrichtungen, eine Developer-Guideline für Apps sowie praktische Hilfestellung für Seniorinnen und Senioren wie zum Beispiel ein Glossar, in dem Begriffe rund um Smartphone und Tablet verständlich erklärt werden. Alle Ergebnisse und Tipps finden Sie auf der Website.

INFObox: Das Projekt mobi.senior.A wurde vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) zusammen mit dem Büro für nachhaltige Kompetenz (B-NK GmbH) und dem Zentrum für Interaktion, Medien & soziale Diversität (ZIMD) umgesetzt. Es wurde von der FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) mit Mitteln des bmvit (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie) im Rahmen der FEMtech-Forschungsprojekte (Projektzeitraum: 09/2013 – 02/2016) gefördert.