Kategorie Innovation & Technologie - 9. Oktober 2015
Niederösterreich vergab Wissenschaftspreise 2015
Für Forschung mit Landesbezug verlieh das flächenmäßig größte Bundesland Österreichs auch heuer wieder Preise: Für ein Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle, angewandte Software-Entwicklung, eine wirtschaftsgeschichtliche Studie über die niederösterreichische Maschinen- und Metallindustrie sowie Arbeiten im Bereich der Bodenkunde und der Stabilisotopenforschung wurde gestern, Donnerstagabend, bei einer Gala in Grafenegg (Niederösterreich) eine Reihe von Wissenschaftern ausgezeichnet.
Aufbauend auf ihre Habilitationsschrift schuf die mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnete Sabine Krist vom Department für Klinische Pharmazie und Diagnostik der Universität Wien ein bisher einzigartiges Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle, in welchem sie 124 davon nach Inhaltsstoffen, Anwendung und Stammpflanze beschreibt und das ihr zufolge bei „Fachkollegen, Pharmazeuten, Lebensmittelchemikern, Aromatherapeuten bis hin zu interessierten Laien“ bereits großen Anklang finde.
Um durch die Minimierung von kostspieligen Tests die Produkteinführungszeit von modernen Elektronikbauelementen zu verkürzen, wird an neuen Methoden und Simulationsprogrammen getüftelt. Solche Softwarekonzepte entwickelte der Preisträger Josef Weinbub, derzeit Postdoc-Forscher am Institut für Mikroelektronik der Technischen Universität (TU) Wien, im Rahmen seiner 2014 mit ausgezeichnetem Erfolg abgelegten Promotion. Ein Teilbereich seiner Dissertation wurde den Angaben zufolge am World Congress on Engineering vor drei Jahren in London als beste wissenschaftliche Arbeit prämiert. Weinbubs Konzepte bilden die Grundlage für das jüngst gegründete Christian-Doppler-Pilotlabor für Hochleistungs-TCAD (Technology Computer-Aided Design), welches auch unter seiner Leitung steht.
Stellenwert der Maschinenindustrie
Am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien wirken die beiden Preisträger Charlotte Natmeßnig und Andreas Resch. Sie haben sich der Jury zufolge „innovativ“ und eingehend mit der Entwicklung und dem Stellenwert der Maschinen- und Metallindustrie Niederösterreichs auseinandergesetzt und im Zuge dessen interne Eigenschaften von 17 Unternehmen und ihre „Beziehung zu Umwelt, Kunden, Lieferanten, Kapitalgebern, der Öffentlichkeit und dem Staat“ untersucht.
Als „wichtigen Beitrag zur Umweltforschung“ qualifizierte die Jury die Arbeiten von Andrea Watzinger vom Austrian Institute of Technology (AIT), die sich am Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT) mit Bodenkunde und Stabilisotopen beschäftigen. Die Elemente des Lebens – Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel – liegen in verschieden schweren Formen, den sogenannten stabilen Isotopen vor. Mit ihrer Hilfe wird das Umweltverhalten von Schadstoffen, hydrologische Prozesse, und der Nährstoff- und Kohlenstoffkreislauf in natürlichen Ökosystemen untersucht. Die wichtigsten Erkenntnisse ihrer Habilitationsschrift 2015 wurden in einem Review-Artikel in „Soil Biology & Biochemistry“ veröffentlicht. Watzinger legte dar, dass bodenmikrobielle Lipidbiomarker empfindlich auf Umwelteinflüsse reagieren und dass eine Kombination mit Stabilisotopen eine funktionelle Beschreibung des Bodenlebens ermöglicht.
Würdigung für Gesamtwerk
In Würdigung seines gesamten wissenschaftlichen Werks wurde Rudolf Krska, Professor für Bioanalytik und Organische Spurenanalytik an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, für seine Verdienste um die Mykotoxinforschung und Bioanalytik geehrt. Unter Krskas Federführung war das Interuniversitäre Department für Agrarbiotechnologie (IFA) Tulln entstanden, heißt es. Er habe damit den Wissenschaftsstandort Tulln wesentlich weiterentwickelt, so die Jury.
Das Institut für Geschichte des ländlichen Raums (IGLR) erhielt den zweiten Würdigungspreis. Es stelle Niederösterreich mit Gesamteuropa in Bezug, so die Begründung der Jury. Die seit 2005 eigenständige Forschungseinrichtung – zuvor gehörte es zur Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft – in St. Pölten habe sich „weit über seinen Standort hinaus“ positioniert. Das IGLR, welches auch ein Zentrum für Migrationsforschung (ZMF) beheimatet, fungiert zudem als Sitz des internationalen Forschungsverbands „European Rural History Organisation“ (EURHO).
Nachwuchspreis für Politikwissenschafter
Den zum zweiten Mal vergebenen Nachwuchspreis für akademische Abschlussarbeiten – heuer thematisch zum Schwerpunkt „20 Jahre EU-Beitritt Österreichs“ – erhielt der Politikwissenschafter Franz Trautinger. In seiner an der Universität Wien verfassten Masterarbeit setzte er sich unter dem Titel „Die Europawahl 2014 und das Duell um die Kommissionspräsidentschaft“ kritisch mit dem neuen Wahlmodus der Spitzenkandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten auseinander.
Service: Wissenschaftspreise 2015: http://go.apa.at/EsgLMShN