Kategorie Innovation & Technologie - 14. Dezember 2021
Recycling: Eva Schneider ist FEMtech-Expertin des Monats
Eva Schneider ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Dezember. Sie ist seit 2018 in leitender Funktion im Bereich Consulting der RecycleMe GmbH tätig und berät international agierende Partnerunternehmen in den Bereichen Recyclingfähigkeit, Compliance und Abfallwirtschaft mit dem Fokus auf neue Recyclingtechnologien und -verfahren sowie Kunststoffsortierung.
Österreichs einzigartige Umwelt und Natur zu achten ist eines der vorrangigen Ziele zur Neuaufstellung der Abfallwirtschaft des Landes. Abfallvermeidung und Recycling stehen dabei an erster Stelle, um dem eminent wichtigen Umweltschutz gerecht zu werden. Eva Schneider hat im Laufe ihrer Karriere einen guten Einblick in den Bereich der Kunststoffabfälle sowie der Mengensteuerung dahinter gewonnen und kann diese Erfahrungen nun im Consulting einbringen, um Prozesse der Verpackungsentwicklung schon direkt bei den Kund:innen mitzugestalten.
„Seit Mitte 2020 leite ich nun die Consulting Abteilung der RecycleMe GmbH in Österreich und bringe erfolgreich mein praktisches Wissen aus dem Bereich der Entsorgungswirtschaft beim Schwesterunternehmen Reclay Systems, dem zweitgrößten Sammel- und Verwertungssystem, in der Lizenzkund:innenberatung ein.“
Dort befasst sie sich vorrangig mit allen Themen rund um das Inverkehrbringen von Verpackungen. „Gemeinsam mit meinem Team beraten und unterstützen wir Kundinnen und Kunden in Compliancefragen, optimieren Verpackungen mit Blick auf ihre theoretische, technische und praktische Recyclingfähigkeit und koordinieren Projekte rund um den Einsatz von Rezyklaten“, so Schneider. „Die Weiter- und Neuentwicklung von Geschäftsfeldern steht hier besonders im Fokus – ich engagiere mich daher auch stark im Bereich Business Development rund um neue technische und digitale Innovationen im Bereich der Abfallwirtschaft.“
Digitaler Verpackungszwilling
Schneider, die Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien studiert hat, war zuvor bereits bei einem einem der größten Entsorgungsunternehmen Östereichs tätig. Bei der Brantner Environment Group GmbH war eines der zentralen Themen das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz und seine Auswirkungen für die Branche, insbesondere der Umgang mit Kunststoffabfällen: von Sammlung, über Sortierung bis hin zum Recycling. Neben der Leitung des größten Projektes innerhalb der Brantner Gruppe namens SORTenrein – Entwicklung der Kunststoffsortieranlage der Zukunft leitete sie auch das FFG.Projekt EskortE zur Entwicklung eines Stofffstromüberwachungssystems für Sortieranlagen mit dem Ziel der Vollautomatisierung und der erweiterten Datenanalyse.
Vor allem die Diversität des Themas Kreislaufwirtschaft hat es Schneider angetan. „Es gibt hier noch so viel Erklärungsbedarf, da im Bereich der Abfallwirtschaft historisch gesehen nie einheitlich kommuniziert werden konnte. Erst durch den Fokus der politischen Agenda im Zuge des Kreislaufwirtschaftspakets wurde der Austausch zwischen den Unternehmen angestoßen. Bei RecycleMe verstehen wir uns unter anderem auch als Kommunikationspartner:in der Unternehmen, da wir sowohl von der Seite der Entsorgung aber auch von der Seite der Inverkehrbringer:innen von Verpackungen umfassendes Wissen besitzen.
Gemeinsam mit Forschungspartner:innen, wie der Montanuniversität in Leoben, versuchen Schneider und ihr Team zudem in Technika neue Testroutinen für die praktische Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu entwickeln. „Unterstützt werden wir hierbei auch von unserem Kooperationspartner TÜV Süd, mit dem wir seit Ende 2020 die erfolgreiche Kooperation certify vorantreiben.“ Hersteller:innen und Unternehmen haben so die Möglichkeit, die Recyclingfähigkeit ihrer Verpackung zertifizieren zu lassen. Dazu wird von den Expertinnen und Experten von RecycleMe ein digitaler Zwilling einer Verpackung mit all seinen notwendigen, detaillierten Komponenten erstellt und auf Basis des Mindeststandards der Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) bewertet. Mithilfe des Ergebnisses kann im Anschluss die entsprechende Verpackung vom TÜV Süd zertifiziert und mit einem Prüfzeichen versehen werden.
Zusätzlich beraten Schneider und ihr Team Kund:innen rund um die europaweiten Kennzeichnungspflichten ihrer Verpackungen. „Wir prüfen die verwendeten Label und sprechen Empfehlungen und Verbesserungsvorschläge aus. Zudem analysieren wir auch die europaweite Recyclinginfrastruktur, um unsere Kundinnen und Kunden bei der Aussage ‚100% Recyclingfähig‘ zu unterstützen bzw. sicherzustellen, dass diese korrekt geführt wird.“
Wordrap mit Eva Schneider
- Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Autos, Figuren aus den alten Linde-Kaffee-Verpackungen und mit Tierfiguren von meiner Mutter und Oma, ganz viel Lego und manchmal/ganz selten auch (Barbie-) Puppen. Den Hauptteil meiner Zeit habe ich aber mit Lesen verbracht. - Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Vielleicht Maschinenbau, da ich im Zuge meiner praktischen Arbeit in der Abfallwirtschaft hier zunehmend Begeisterung für Maschinentechnik entwickelt habe. Andererseits bin ich mit meinem gewählten Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement ebenso glücklich, da es mir einen breiten Einstieg ermöglicht hat. - Mein Vorbild ist:
Eigentlich habe ich kein konkretes Vorbild: Ich denke, alle Menschen, die wir im Laufe unseres Lebens (persönlich) kennenlernen, haben gewisse Stärken, die wir bewundern und uns „abschauen“ können. Besonders beeindrucken mich integre Persönlichkeiten, die neben einer großen Fachkenntnis einen scharfen Verstand besitzen und trotzdem die Menschen in den Vordergrund stellen. - Was ich gerne erfinden würde:
Eine Maschine für Hausverstand – damit könnten wir viele Probleme lösen. Wenn es mehr in den beruflichen Kontext geht, dann eine Sortier- und Aufbereitungsanlage für (Kunststoff-)Verpackungsabfälle, die den Herausforderungen der Zukunft gewachsen ist. - Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
…und auch die Durchmischung der Teams entsprechend ausrichtet ist, bekommen wir aufgrund der veränderten Teamdynamik in vielen Fällen facettenreichere und bessere Lösungen. - Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
…dann haben viele qualifizierte Frauen und Männer hart dafür gearbeitet und erkannt, dass wir für die Herausforderungen der Zukunft (Klimakrise) die besten Menschen brauchen. - Was verbinden Sie mit Innovation:
Zum einen „Altes völlig neu denken“ und zum anderen auch „Disruption“, ohne die es schwer ist, neue innovative Lösungen umzusetzen. - Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Österreich ist im Bereich der Forschung immer noch weit hinter anderen Ländern der EU aber auch im internationalen Vergleich oft nicht so gut aufgestellt. Vieles hat wohl auch mit der wissenschaftskritischen Gesellschaft in Österreich zu tun. Ich finde das sehr schade, da hier die Lösungen der Zukunft entwickelt und damit auch viele neue Jobs geschaffen werden. - Meine Leseempfehlung lautet:
Fast alle Thriller von Sebastian Fitzek.