Kategorie Innovation & Technologie - 29. August 2016
Selbstbestimmt Wohnen mit Sensoren, Tablet und Co
Salzburg – Ein digitaler Türspion zeigt, wer vor der Tür ist. Sensoren geben Auskunft, ob die Fenster geschlossen sind. Digitale Terminpläne organisieren das Sozialleben oder erinnern einfach nur ans Wassertrinken. Eine Smartwatch und eine Waage zeichnen Gesundheitsdaten auf. Auf Tablets laufen die Daten der Assistenzsysteme, die in der Salzburger Testregion für Ambient-assisted-Living-Technologien ZentrAAL eingesetzt werden, schließlich zusammen. Sie können von den Senioren, die in den derart ausgestatteten Wohnungen leben, gesteuert und kontrolliert werden.
Die Gemeinschafts- und Fitnessfunktionen des Assistenzsystems hebt Projektleiterin Cornelia Schneider von der Salzburg Research Forschungsgesellschaft besonders hervor. Nachbarschaftsanfragen – wer kann eine Glühbirne wechseln oder aus der Stadt etwas mitnehmen? – sind für andere Hausbewohner einsehbar. Veranstaltungen werden über das System organisiert. Mithilfe einer Smartwatch spulen die 60- bis 79-Jährigen maßgeschneiderte Fitnessprogramme ab. Im Notfall kann mit dem Gadget auch Hilfe gerufen werden.
„Was sie gerne hätten“
Das System, das im Rahmen von ZentrAAL – einem Forschungsprojekt, das durch das Benefitprogramm der Förderagentur FFG vom Technologieministerium unterstützt wird – soll bis Ende 2017 mit 60 Testpersonen in neun Häusern für betreutes Wohnen in Salzburg evaluiert werden. Projektpartner sind unter anderem das Salzburger Hilfswerk, die Wirtschaftsuniversität Wien und die Fachhochschule Kärnten.
Entwickelt wurde das Konzept gemeinsam mit „Key-Usern“ aus dem betreuten Wohnen. „Wir haben uns erklären lassen, was sie gerne hätten. Einige Probleme können wir nicht lösen, andere können wir angehen“, sagt Schneider. „Die Gemeinschaftsaspekte hatten wir selbst gar nicht so im Blick. Wir hatten Punkte zum Energiemanagement drin, die weniger gut angekommen sind. Jetzt haben wir dafür Spiele und Unterhaltung dabei.“
Der Nutzen im Vordergrund
Die 60 Probanden aus etwa 500 Bewohnern zu rekrutieren war dann gar nicht so einfach. „Ja, es war eine Challenge“, blickt Schneider zurück. Mehrere Infoveranstaltungen waren nötig, Betreuungspersonen wurden geschult. „Wir haben nicht auf die Technikaffinität der Senioren gesetzt, sondern mit dem Nutzen argumentiert“, so Schneider.
Die Probanden wurden stufenweise an den vollen Funktionsumfang herangeführt. Zuerst wurde nur Unterhaltung freigeschaltet, später Notfall- und Erinnerungsfunktionen, zum Schluss die Fitnessanwendungen. Begleitet wurde die Anfangsphase mit regelmäßigen ZentrAAL-Cafés, in denen die Funktionen besprochen wurden. Seit Juni läuft das System im vollen Umfang.
Teil der Evaluierung ist auch eine 60-köpfige Kontrollgruppe, die die Auswirkungen der Intervention vergleichbar macht. Nach Abschluss der Evaluierung soll das Konzept adaptiert und hin zu einem marktfähigen Produkt entwickelt werden. (pum, 29.8.2016)
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