Kategorie Klima- & Umweltschutz - 2. September 2024

Studie zeigt: Pestizid-Verringerung gefährdet nicht die Ernährungssicherheit

Keine Pestizide am Teller – „Bodenschutz und Landwirtschaft ohne Pestizide garantieren unser Essen auch in der Zukunft“

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler hat heute im niederösterreichischen Ernstbrunn den Erde & Saat Biobetrieb Steininger besucht, um gemeinsam mit Helmut Gaugitsch, Biodiversitäts-Experte des Umweltbundesamtes, und Landwirt Martin Steininger über die Möglichkeiten zur Eindämmung von Pestiziden in der Landwirtschaft zu sprechen. Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes zeigt: Pestizidreduktion und Ernährungssicherheit sind kein Widerspruch – im Gegenteil. Biologische Landwirtschaft und der Schutz unserer Böden sind ein Schlüssel, um unsere Ernährungssicherheit nachhaltig zu gewährleisten.

© BMK/Perwein

„Der Einsatz von Pestiziden ist schlecht für die Umwelt und unsere Gesundheit – weil sie den Boden und unser Trinkwasser verunreinigen können und als Rückstände auf unseren Nahrungsmitteln bleiben können. Die aktuelle Studie zeigt uns: Es geht auch anders“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Gesunde Böden und gesunde Pflanzen sind die notwendigen Voraussetzungen, um Lebensmittel in ausreichender Menge und guter Qualität bereitzustellen. Dieser Aufgabe nachzukommen wird aufgrund des Klimawandels und der zunehmenden Extremwetterereignisse, steigender Temperaturen, Verlust von Flächen und der Umweltbelastung durch Schadstoffe zunehmend schwierig. Die Studie zeigt: Eine Erhöhung des Bioanteils ist ein sinnvoller Weg, um die Resilienz in der Lebensmittelproduktion zu erhöhen – weil Biolandwirtschaft ohne chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger auskommt und zudem überwiegend regionale Futtermittel verwendet.

Dazu kommt, dass die zunehmende Verbauung und Versiegelung wertvoller Böden eine große Bedrohung für die Ernährungssicherheit darstellt. Österreichs Böden bilden die Grundlage für unsere Nahrungsproduktion, sauberes Trinkwasser und Naturräume. Derzeit werden in Österreich täglich zwölf Hektar verbraucht. Ein maßvoller Umgang mit wertvollen Böden und damit verantwortungsvoller Bodenschutz ist aber für eine funktionierende Landwirtschaft, wie auch für die Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels und den Erhalt der Artenvielfalt unerlässlich. Bleibt es bei der aktuellen Entwicklung, könnte dies zu erheblichen Schwierigkeiten für die heimische Landwirtschaft und damit auch für die Sicherstellung der Lebensmittelversorgung mit österreichischen Produkten führen.

Auch Helmut Gaugitsch, fachlicher Leiter des Bereichs Biologische Vielfalt des Umweltbundesamts sieht in Pestizidreduktion und Ernährungssicherheit keinen Widerspruch. „Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die beide Ansprüche erfüllen: Weniger Pestizide können die Vielfalt von Insekten und damit Nützlingen erhöhen, wodurch sich der Schädlingsbefall besser regulieren lässt. Eine grünlandbasierte Viehhaltung für Wiederkäuer reduziert den Bedarf an Kraftfutter deutlich, die freigewordene Ackerflächen stehen für den Anbau von Lebensmitteln zur Verfügung. Eine höhere Vielfalt an Sorten beim Anbau von Lebens- und Futtermitteln zu erhöhen, ist eine weitere Möglichkeit um Schädlinge zu reduzieren. Die biologische Landwirtschaft kommt ganz ohne chemisch-synthetische Pestizide aus und die Fruchtfolgen unterbrechen erfolgreich Schädlingszyklen.“

Dazu gehöre auch, die Lebensmittelverschwendung hierzulande einzudämmen. Jährlich passiert dies pro Jahr und Person mit 132 Kilogramm an Essbarem, wie Gaugitsch bei der Präsentation der Studie berichtete: „Den größten Anteil haben dabei die individuellen Haushalte“. Aber auch im Einzelhandel, bei der Verarbeitung und Produktion gäbe es vermeidbare Verluste. Zudem sollten auch die Anteile der Energiepflanzen- und Futtermittelproduktion reduzieren. Österreich habe einen sehr großen Selbstversorgungsgrad etwa bei Getreide (80 bis 90 Prozent), aber nur ein geringer Anteil davon (elf Prozent) dient direkt zur Ernährung der Bevölkerung. Viel mehr Getreide wird etwa zur Futtermittelproduktion (48 Prozent), in der Industrie unter anderem zum Bierbrauen (28 Prozent) und für den Brennstoff Bioethanol (elf Prozent) genutzt. Der Rest (zwei Prozent) dient als Saatgut. Als Maßnahmen empfiehlt die Studie beispielsweise vermehrt grünlandbasierte Viehwirtschaft, also dass Rinder, Schafe und Ziegen mit Gras anstatt Kraftfutter verköstigt werden.

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