Kategorie Informationen & Tipps - 1. Dezember 2023

Klimafreundlich & gesund: Tipps fürs Winterradeln

Radfahren gilt als wahrer Seelenschmeichler. Man bewegt sich an der frischen Luft und hat eine flexible und kostengünstige Möglichkeit, Alltags- und Freizeitwege genussvoll zurückzulegen. Vorteile, die gerade in Pandemiezeiten noch mehr überzeugen. Zudem hält Radfahren körperlich und geistig fit und lässt sich bequem in den Alltag einbauen. Aber gilt das auch in eisigkalten Zeiten? Auffällig ist, dass der Radverkehr gerade in Österreich ausprägt saisonalen Schwankungen unterliegt. Im Winter ist nur ein geringer Teil jener Personen radfahrend unterwegs, die dies auch im Sommer sind.

Radfahren im Alltagsverkehr erlebt nach wie vor einen regelrechten Boom und hat gerade in Pandemiezeiten ordentlich zugelegt. Bereits jetzt sind 2,7 Millionen Österreicher mehrmals pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs. Der Radverkehrsanteil soll auf 13 Prozent verdoppelt werden, wie auch zueletzt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am österreichischen Radgipel 2023 betonte.

Wie können Städte und Gemeinden diesem Trend gerecht werden und adäquat auf den Rad-Boom reagieren? Neben allen Jubelchören rund ums Radfahren gibt es freilich auch noch jene Wermuthstropfen, auf die beispielsweise der VCÖ regelmäßig aufmerksam macht, nachdem jede vierte Person mit den Bedingungen zum Radfahren am Wohnort unzufrieden ist. Eine der wichtigsten Herausforderungen von Gemeinden ist es, die Mobilität ihrer Bevölkerung nachhaltig, leistbar und effizient zu gestalten – jetzt und in Zukunft.

Die Förderung des Radverkehrs spielt dabei eine ganz zentrale Rolle. Schon heute investieren viele Gemeinden in Europa beträchtliche Summen in die Radverkehrsförderung. Auch das Klimaschutzministerium (BMK) wird bis zum Ende des Jahres bis zu 40 Millionen Euro in den Radverkehr und klimafreundliches Mobilitätsmanagement investiert haben. Eine breit angelegte Fahrradoffensive setzte gezielte Impulse für eine klimaschonende und krisenfeste Mobilitätszukunft.

Ein Aspekt wird dabei jedoch nicht selten ausgeblendet: die saisonalen Schwankungen im Radverkehrsaufkommen. Die klassichen Modal-Split-Daten basieren meist auf Erhebungen, die im Frühjahr oder Herbst stattfinden. Es wird nur selten dargestellt, wie sich der Anteil vom „Sommerradeln“ zum „Winterradeln“ verhält. In Österreich radeln im Winter nach wie vor deutlich weniger Menschen als im Sommer. In den Fahrradvorreiterstädten wie Kopenhagen liegt der durchschnittliche Anteil an Radfahrenden in den Wintermonaten jedoch bei etwa 75 Prozent des Jahresaufkommens. Ein Beispiel, welches zeigt, dass es hier in Österreich noch deutlich Potential nach oben gibt. Was es aber bringt, den Radverkehr im Winter zu fördern? Mehr Radfahrende im Straßenverkehr bedeutet, dass ein größerer Anteil der Bevölkerung aktiv mobil ist, dabei Zeit und Geld spart und das auf klimafreundlicher Weise.

Fünf Gründe für das Winterradeln

Der Sportwissenschaftler und aktive Radfahrer Achim Schmidt zählt zunächst mal fünf sehr praktische Gründe, die für das Radfahren im Winter sprechen:

  • Raus aus dem Wintertief: Bewegung an der frischen Luft und im Licht wirkt stimmungsaufhellend.
  • Training für die Abwehr: Die Kalt- und Warmreize stärken das Immunsystem.
  • Ran an den Speck: Radfahren bei niedrigen Temperaturen verbrennt mehr Kalorien als im Sommer.
  • Der Sonne entgegen: Der Körper braucht UV-Licht, um die Knochen mit stärkendem Vitamin D zu versorgen. Die Netzhaut der Augen nimmt beim Winterradeln Sonnenlicht auf und regt damit die Vitaminproduktion an.
  • Rosige Aussichten: Die Gesichtshaut wird stärker durchblutet. Radfahrende sehen frischer und gesünder aus als Stubenhocker.

Was gibt es dazu in der kalten Jahreszeit zu beachten? Auch im Winter muss man keine Spezielle Ausrüstung zum Radfahren kaufen. Normale Winterkleidung ist vollkommen ausreichen. Natürlich gilt es, wie immer, darauf zu achten, dass das Fahrrad richtig ausgestattet ist. Wir haben für euch ein paar Tipps zusammengestellt, damit ihr auch bei Minusgraden mit einem guten Gefühl in den Sattel steigt:

  • Zunächst ist es wichtig, für die richtige Kleidung zu sorgen. Eine spezielle Ausrüstung ist dafür nicht notwendig. Normale Winterkleidung ist völlig ausreichend. Nach dem sogenannten „Zwiebelprinzip“ ist es jedoch ratsam, sich mehrere dünne Kleidungsschichten anzuziehen, die man bei Bedarf ausziehen kann. Eine gute, wasser- und windfeste Jacke, Handschuhe, dicke Socken und gefütterte Schuhe helfen dabei, auch bei schlechter Witterung trocken und warm unterwegs zu sein. Da die meiste Wärme über den Kopf verloren geht, empfehlen wir grundsätzlich eine Mütze. Auch für HelmträgerInnen gibt es hier passende Unterhelmmützen.
  • Generell ist es vor allem im Winter wichtig, als VerkehrsteilnehmerIn gut sichtbar zu sein. Dunkelheit und schlechte Wetterbedingungen können das Sehvermögen von AutofahrerInnen beeinträchtigen. Das Gesetz schreibt eine Beleuchtung des Fahrrads vor. Daher sollte auch wirklich vorab kontrolliert werden, ob das Fahrrad alle Richtlinien erfüllt. Reflektierende, helle Kleidung kann ebenfalls für bessere Sichtbarkeit sorgen.
  • Zusätzlich ist es empfehlenswert, vor allem Kette, Getriebe und Bremsen regelmäßig zu reinigen oder einen Winter-Check in einer Fahrradwerkstatt  durchführen zu lassen. Bei kalten Temperaturen können Brems- und Schaltzüge einfrieren, daher sollten vor allem die Bremszüge regelmäßig eingeölt werden (Öl ist hier besser als Fett).
  • Auf Wegen mit nassem Laub oder Glatteis ist die Rutsch- und Sturzgefahr höher. Reduziert man das Fahrtempo an solchen Stellen, sinkt das Risiko, auszurutschen. Speziell unter schneebedeckten Gehsteigkanten verstecken sich oft Steine oder Müll, die einen Sturz begünstigen können. Daher am besten nicht zu dicht an beschneiten Straßenrändern fahren. Wer oft auf rutschigen Wegen unterwegs ist, bekommt durch grobprofilige Reifen oder Spikereifen von vornherein einen besseren Halt. Falls man sich keine Spikereifen anschaffen möchte, kann es aber auch helfen, etwas Luft aus den Reifen zu lassen. Den Sattel könnt ihr im Winter ebenfalls ein bisschen niedriger einstellen. Liegt das Zentrum der Schwerkraft etwas tiefer, ist das Fahrrad weniger wackelig und kann damit auch auf vereisten Flächen besser manövriert werden.

Radfahren im Winter bringt ähnliche Vorteile mit sich wie die allgemeine Radverkehrsförderung:

  • Staus werden reduziert und der Verkehr wird entschleunigt,
  • die öffentlichen Verkehrsmittel werden entlastet,
  • die Luftqualität verbessert sich,
  • die Straßen werden ruhiger,
  • die Attraktivität des öffentlichen Raums nimmt zu,
  • die Verkehrssicherheit nimmt aufgrund der geringeren Geschwindigkeiten zu und
  • das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Radverkehrsinfrastruktur wird positiver, wenn diese ganzjährig genutzt wird.

Das Klimaschutzministerium hat einen Leitfaden und einen kleinen Ratgeber entwickelt, wie das Radfahren im Winter unter ungünstigen Witterungsbedingungen attraktiver machen zu wäre.

Der Leitfaden „Radfahren im Winter“ informiert über:

  • eine anschauliche Einführung in die Thematik
  • die Gründe für die saisonalen Schwankungen im Radverkehrsaufkommen
  • den Vergleich mit anderen Ländern
  • Maßnahmen und Strategien zur Attraktivierung des Radfahrens im Winter für Verkehrspolitik und Straßenverwaltung

 

Die Broschüre „Radfahren im Winter“ versorgt schließlich Radfahrende und die es noch werden wollen mit Tipps und Tricks für eine erfolgreiche und sichere Verkehrsteilnahme mit dem Fahrrad im Winter unter ungünstigen Witterungsverhältnissen.

Die Druckversionen sind bei unserem Servicebüro E-Mail: servicebuero@bmk.gv.at gratis erhältlich.