1. Dezember 2017
Wasserstoff, neue Akkus und eine Stadt ohne Autos
Von Alice Grancy
Er forschte fünfzehn Jahre lang an Wasserstoff als Energieträger – und war dann doch perplex, als er dafür einen der begehrten Staatspreise für Mobilität erhielt. Viktor Hacker und sein Team vom Institut für Chemische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik der TU Graz wurden am Montagabend in der Kategorie „Forschen. Entwickeln. Neue Wege weisen“ ausgezeichnet. Man habe einst mit einer etwas exotischen Idee begonnen, erzählt er. Doch Hacker blieb bei seinem Vorhaben, entgegen internationaler Trends, die Wasserstoff einmal als lockende, emissionsfreie Alternative zu fossilen Treibstoffen und dann doch wieder als dem Untergang geweiht sahen.
Er entwickelte ein Verfahren, durch das sich Wasserstoff auch dezentral, also abseits großer Raffinerien, herstellen lässt. Und das nachhaltig, da er vor Ort aus Biogas erzeugt wird. Dieses könne direkt zu einer Wasserstofftankstelle geliefert und dann daraus der Wasserstoff gewonnen werden, schildert Dissertant Robert Zacharias das Prozedere.
Der Wasserstoff wird – ganz nach Bedarf – in einem Kreisprozess von Oxidation und Reduktion hergestellt. „Dabei verwenden wir eine eisenbasierte Kontaktmasse, die mit Synthesegas aus lokal verfügbaren, erneuerbaren Ressourcen reduziert und mit Wasserstoff oxidiert wird“, erklärt Sebastian Bock. Der Chemiker verfasst ebenfalls bei Hacker seine Dissertation und nahm den vom Technologieministerium gestifteten Preis gemeinsam mit ihm entgegen.
Intelligentes Sensornetzwerk
Das Projekt verwies damit eine europaweite Forschungsinitiative des ebenfalls in Graz beheimateten Kompetenzzentrums Das virtuelle Fahrzeug auf die Plätze: Die Forscher arbeiten dort u. a. an intelligenten Sensornetzwerken für Autos, Züge, Flugzeuge und auch Häuser. Die Messfühler sollen Daten zur Umgebung wie Temperatur, Luftdruck und Feuchtigkeit oder beispielsweise zum Fahrzeug wie Beschleunigung, Vibrationen und Positionsänderungen liefern.
Ebenfalls in derselben Kategorie nominiert: die verbesserten Faserverbundwerkstoffe für Fahrzeuge KTM-Technologies. Mit diesen lassen sich besonders leichte und zugleich widerstandsfähige Bauteile herstellen.
Bessere Energiespeicher
In der Kategorie „Wertschöpfung steigern. Neue Märkte entwickeln“ überzeugte der Kreisel-Akku der oberösterreichischen Firma Kreisel Electrics die elfköpfige Jury. Er bietet 18 Prozent mehr Kapazität als vergleichbare Akkus, ist durch ein effizientes Thermomanagement leistungsfähiger und hält länger – „Die Presse“ berichtete.
Mit dem Staatspreis in der Kategorie „Betreiben. Nutzen. Lernen“ ging dann schließlich eine weitere von Studenten der Angewandten in Wien gestaltete Trophäe nach Graz. Ausgezeichnet wurde die Online-Mobilitätsplattform der Stadt Graz: TIM kombiniert Informationen für Fußgänger, Radfahrer sowie zu öffentlichem Verkehr, E-Carsharing, Leihwagen, E-Taxi und Ladestationen. Der Nutzer soll verschiedene Verkehrsmittel schnell, einfach und bequem wählen und auch zwischen ihnen wechseln können – wenn er etwa zum Bahnhof radelt, mit dem Zug in die Stadt und dort mit den Öffis weiterfährt. Die Vision ist, dass die Menschen so irgendwann ganz auf das Auto verzichten.
Erstmals verliehen wurde heuer eine Auszeichnung in der Kategorie „Zukunftspotenzial entfalten“. Hier überzeugte ein weiteres Projekt, das sich mit besseren Energiespeichern für eine neue, nachhaltigere Mobilität befasst. Die Indonesierin Arlavinda Rezqita vom Austrian Institute of Technology (AIT) nutzte in ihrem Dissertationsprojekt Silizium statt wie bisher üblich Graphit für einen Lithium-Ionen-Akku. Das ist günstig und umweltfreundlich, bisherige Hürden räumte Rezqita aus, indem sie das Material bearbeitete und das Batteriesystem optimierte.