30. September 2016
„Rosetta“-Mission zu Ende: Sonde hat „würdevolles Ende“ gefunden
Mit der Landung auf dem Kometen „Tschuri“ setzte die Europäischen Raumfahrtagentur ESA der aufsehenerregenden „Rosetta“-Mission ein spektakuläres Ende. Als um 13.20 Uhr (MEZ) das Signal auf dem Monitor im ESA-Kontrollzentrum erlosch, war es der Schlusspunkt einer mehr als zwölfjährigen Reise. Es war ein „würdevolles Ende“, sagte der Grazer Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann zur APA.
„Ein wenig Wehmut ist nach einer solch erfolgreichen Mission immer dabei. Mit dem Niedergehen auf dem Kometen hat man eine sehr schöne Methode gefunden, das Ganze abzuschließen“, sagte der Direktor des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Die Mission sei ein für alle Mal beendet, so der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri, im Kontrollzentrum in Darmstadt: „Die Sonde bleibt in der Kälte für immer und ewig.“
Plangemäßer Abschluss
So wie der überwiegende Teil der am 2. März 2004 gestarteten und heute schon als historisch angesehenen Weltraummission sei auch der Abschluss wie geplant verlaufen. „Wir haben sozusagen alle Messungen gemacht, die gemacht werden mussten“, sagte Baumjohann. „Rosetta“ schaltete sich beim Aufsetzen auf den 720 Millionen Kilometer von der Erde entfernt Kometen aus.
In ihrer langen aktiven Zeit davor sammelten die Sonde und die Landeeinheit „Philae“, deren Landung auf dem Kometen 67P/Tschurjomov-Gerasimenko – kurz „Tschuri“ – am 12. November 2014 den Höhepunkt der Mission markierte, Unmengen an Daten. Die Raumsonde hatte den Lander an Bord gehabt und auf dem Weg durchs All zu dem Kometen gebracht. Von den Daten seien natürlich bei weitem noch nicht alle ausgewertet, die im Zuge der insgesamt fast sieben Milliarden Kilometer lagen Reise auf die Erde übertragen wurden. Gerade diesem Thema könne man sich aber nun umfangreicher widmen, „weil man die Messapparate nicht mehr bedienen muss“, erklärte Baumjohann.
Die Raumsonde hatte mehrere Instrumente an Bord, mit denen der Komet erforscht worden war. In dem Schweifstern, der der Form einer Ente ähnelt, stecken die wahrscheinlich ältesten weitgehend unveränderten Reste aus der Zeit vor 4,6 Milliarden Jahren, in der sich das Sonnensystem bildete. „Die Resultate werden unser Bild von Kometen über viele Jahre prägen und unser Verständnis zur Entstehung des Sonnensystems und zu den Ursprüngen des Lebens vertiefen“, ist sich der aus Österreich stammende Projektleiter für den Lander, Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), sicher.
Auch letzte Bilder von wissenschaftlichem Wert
Auch die Bilder, die „Rosetta“ bei ihrer finalen und maximalen Annäherung am Freitag noch geschossen hat, seien auf jeden Fall noch von großem wissenschaftlichen Wert, sagte Baumjohann. Schon auf den ersten Blick habe sich gezeigt, dass etwa Löcher die durch Gasausbrüche entstanden sind, gut zu sehen sind. Diese Details könnten helfen, den Mechanismus hinter solchen Eruptionen besser zu verstehen. Da man es bisher auch nicht gewagt hat, die Sonde derart nahe an „Tschuri“ heranzubringen, sei es laut dem IWF-Chef auch möglich, dass sich bei der Analyse noch „die eine oder andere chemische Verbindung findet, die wir bisher nicht sehen konnten“.
Das IWF war an insgesamt fünf wissenschaftlichen Instrumenten der Mission beteiligt, darunter das mit Beteiligung des Austrian Institute of Technology (AIT), von Joanneum Research, dem Unternehmen RUAG Space Austria und der Technischen Universität (TU) Wien gebaute Instrument MIDAS (Micro-Imaging Dust Analysis System). Mit dessen Hilfe konnte an Bord von Rosetta auf einige Nanometer (ein Nanometer ist der millionste Teil eines Millimeters) genau die Struktur der vom Kometen freigesetzten Staubteilchen gemessen werden. RUAG Space Austria lieferte zudem die gesamte thermische Isolation für die Sonde.
„Die Rosetta-Mission hat Geschichte geschrieben. Technologie und Know-how aus Österreich, wie die Thermalisolation des Satelliten, haben zu diesem Erfolg beigetragen“, erklärte der für die Weltraumagenden zuständige Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) in einer Aussendung. Über die gesamte Laufzeit der Mission hinweg betrug das Volumen der österreichischen Beteiligung 49 Millionen Euro.
(S E R V I C E – http://www.esa.int/ESA)