Kategorie Innovation & Technologie - 14. November 2016

ESA-Gründerzentrum in Graz für Start-ups in All-Technologie


APA/APA (dpa)

Mit dem neuen Business Incubation Center (BIC) der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Graz greift man regional nach den Sternen: In den kommenden fünf Jahren sollen 50 Jungunternehmer mit ihren Start-ups über das Zentrum an der Grazer TU Ideen und Innovationen auf den Markt und zur Anwendung bringen können. Investiert werden 5,3 Mio. Euro, hieß es in einer Pressekonferenz in Graz.

Die Finanzierung setzt sich aus dem ESA-Beitrag des Bundes von rund 1,7 Mio. Euro sowie aus Beiträgen von Niederösterreich und der Steiermark und Graz zusammen. NÖ beteiligt sich mit 839.000 Euro, da auch in Wiener Neustadt Start-ups ihre Arbeit beginnen werden. Jeweils 867.000 Euro kommen vom Land Steiermark und der Stadt Graz. Rund eine Million Euro wird über die TU als Leistung über Infrastruktur u. ä. getragen.

Kooperation mit Science Park und accent Gründerservice

Das ESA Business Incubation Centre wird in Zusammenarbeit mit dem Science Park Graz und dem accent Gründerservice betrieben. 50 Start-Ups aus dem Bereich Weltraumtechnik sollen in den kommenden vier Jahren unterstützt werden. Die Bewerbungsfrist für die erste Tranche ist nun zu Ende gegangen. Elf Bewerber müssen sich im Dezember einem Hearing unterziehen. Nicht alle würden unmittelbar zum Zug kommen, aber die Ideen würden in einer Art Pipelinestruktur weiterentwickelt. Für jedes Start-up gibt es u.a. 50.000 Euro, die Arbeitsräume, ein Business Coaching und die Vermittlung des Zugangs zur Industrie. Die ESA hält auch keine Anteile an den Start-ups und ihren Ideen und Produkten.

ESA-Generaldirektor Jan Wörner meinte in Graz, es gehe auch um Vernetzung dieser Zentren untereinander. In 13 europäischen Ländern sei man mit 16 BIC aktiv. „Neugier hat die Menschen zeitlebens weitergebracht. Aus komischen Ideen werden praktische Sachen. Die Raumfahrt ist heute mehr als nur Prestige. Sie hat handfeste wirtschaftliche Auswirkungen, sie wird staatlich wie privat betrieben und es ergibt sich eine weitere Anwendungspalette“. Der Rauchmelder sei etwa ein Abfallprodukt aus der Weltraumforschung. Und die Erkenntnisse aus der Arbeit eines Geräts in der Rosetta-Mission flößen bereits in eine Kamera-Anwendung ein, die Waldbrände entdecken kann. „Mein Ziel ist es, dass es ein BIC in jedem ESA-Land gibt“, sagte Wörner.

Graz will Forschungsstadt Nummer eins werden

Verkehrs- und Weltraumminister Jörg Leichtfried (SPÖ) sagte: „Österreich ist eine Weltraumnation, mittelgroß, was unsere Kapazität betrifft.“ 100 Betriebe mit 1.000 Beschäftigten gebe es, bei einem Umsatz von rund 125 Mio. Euro jährlich. In den heimischem Weltraumsektor investiere das Ressort jährlich rund 70 Mio. Euro. Dieser Betrag dürfte in den nächsten Jahren zumindest nicht kleiner werden, war einer Antwort des Ministers auf Journalistenfragen zu entnehmen. Die Steiermark habe sich jedenfalls zum Zentrum für Weltraumtechnik gemausert und sei schon mit Produkten bei sehr vielen All-Missionen dabei, sagte Leichtfried. Die Treibstoffleitungen für die Ariane-Trägerraketen stammten etwa von Magna.

Wirtschaftslandsrat Christian Buchmann (ÖVP) sagte, die Errichtung des Zentrums hier sei ein großes Kompliment für Graz und die Steiermark. Es gebe für innovative Gründer ein riesiges Potenzial. Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl erklärte, die Welt brauche neugierige Menschen. Welchen Stellenwert das Projekt für Graz habe, könne man u.a. an der Fördersumme ablesen, die gleich hoch wie jene des Lande sei. „Wir haben dabei klare Ziele: Wir wollen die Wissenschafts- und Forschungsstadt Nummer eins in Österreich werden“, so Nagl.