Kategorie Mobilität - 10. Juli 2015
Querdenker und ein Aha-Erlebnis
Der „Spirit of Alpbach“ ist nun gleichsam als „fliegender Botschafter“ in den Lüften: Seit dem Jänner dieses Jahres ist ein neuer Turboprop der Austrian Airlines mit diesem Namen unterwegs. Alpbach-Präsident Franz Fischler nahm am 19. Jänner auf dem Flughafen Innsbruck die Taufe vor – von der AUA als Anerkennung und Geschenk zum 70. Kongressjubiläum in diesem Jahr gewidmet.
Der „Spirit of Alpbach“ im Tiroler Gebirgsdorf geht am 19. August mit der Seminarwoche in Szene. Und wie jedes Jahr ist in der Mitte der einzelnen Kongressteile das Gipfeltreffen der österreichischen Wissenschaftscommunity angesetzt: vom Abend des 25. bis zum 27. August die von Universitäten und Fachhochschulen getragenen Hochschulgespräche und vom 27. bis 29. August die von AIT und ORF/Ö1 veranstalteten Technologiegespräche.
Mit dem für alle Veranstaltungsteile bestimmten Generalthema „UnGleichheit – InEquality“ will das Europäische Forum einen der Brennpunkte unserer Gesellschaft beleuchten, und zwar in allen Bereichen des Lebens. Franz Fischler, der nun im vierten Jahr als Forumspräsident für die Generalplanung der Alpbach-Veranstaltungen verantwortlich ist, will zudem, wie er im „Presse“-Interview sagt, „mit völlig neuen Formaten eine Art Aha-Erlebnis schaffen“.
Professoren und eine Tänzerin
Eine der Neuerungen ist die Einbindung von Kunstschaffenden, die nicht zur Behübschung des Programms beitragen, sondern sich mit ihrer Sicht direkt in den Diskussionen einschalten sollen. Sie sollen sozusagen als Querdenker für zusätzliche Sichtweisen sorgen. So wird bei den Hochschulgesprächen schon bei der Eröffnung die Choreografin und Tänzerin Eva Müller eine „Reise in die Welt der Ungleichheiten und Ungleichgewichte“ vornehmen. Das Generalthema bleibt im weiteren Verlauf bestimmend, so etwa in den Diskussionen zu den Themen „Eine Chance für unentdeckte Talente“ oder „Hochschule zwischen Verantwortung und Transparenz“.
Unmittelbar an die Hochschulgespräche schließen die Technologiegespräche an, die nun bereits zum 31. Mal in Alpbach veranstaltet werden. Leisten neue Technologien und Denkweisen einen Beitrag zur Gleichheit, oder verstärken sie die Ungleichheit? So lautet eine der zentralen Fragen, die sich die Veranstalter selbst gestellt haben. Elf Plenarveranstaltungen und 14 Arbeitsgruppen arbeiten themenspezifisch das weit gefasste Veranstaltungsspektrum auf, dazu kommen Empfänge, Networking-Treffen und Pressekonferenzen sowie schon traditionell Alpbach junior für Schüler und die Ö1-Kinder-Uni für die Jüngsten.
Um dienstbare Roboter geht es bereits am ersten Technologietag im Panel „Zukünftiges Leben mit der Maschine“. Risiko, Kreativität und Mainstream kommen wiederum in den einzelnen Arbeitskreisen zur Sprache. Die breite Themenauffächerung sorgt dafür, dass Wissenschaftler, Wirtschaftsleute und nicht zuletzt Politiker aus den unterschiedlichsten Bereichen zu den Technologiegesprächen in das Tiroler Gebirgsdorf kommen. Den Anmeldungen zufolge wird die Teilnehmerzahl des Vorjahres erreicht werden, 2014 waren es an die 1200.
Gewollte Konfrontationen
Das Alpbach-Präsidium setzt vor allem auf junge Teilnehmer. 700 Stipendien wurden vergeben, wobei man verstärkt auf die Jungen aus Osteuropa setzt. Sie sollen unter anderem für lebhafte Kontroversen sorgen. Ein einziges sofort akzeptiertes Ergebnis peilt Franz Fischler erst gar nicht an. „Wir wollen, dass in den Diskussionen unterschiedliche Meinungen aufeinanderstoßen und Teilnehmer mit unterschiedlichen Auffassungen konfrontiert werden.“ In diesen Diskussionen sollte schließlich klar werden, so Fischler, „wo man ansetzen muss, um in der Gesellschaft etwas weiterzubringen“.