Kategorie Innovation & Technologie - 31. Oktober 2018

Staatspreis Umwelt- & Energietechnologie: Nominierte & Sieger

Der Staatspreis Umwelt- und Energietechnologie 2018 und der Sonderpreis Ressourceneffizienz wurden am 30. Oktober im Rahmen der Fachkonferenz envietech2018 in Graz von zwei Ministerien vergeben. Die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus Elisabeth Köstinger und der Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie Norbert Hofer verliehen den Staatspreis2018. Insgesamt wurden 125 Projekte eingereicht und neun nominiert. Der Staatspreis 2018 ist die höchste Auszeichnung im Umwelt- und Energietechnologiebereich, die von den Ministerien vergeben werden.

Innovative Branche als Impulsgeber

Österreich verfügt über überdurchschnittlich viele innovative Unternehmen in den Bereichen Umwelttechnologie und erneuerbare Energie. Die Branche ist dabei wichtiger Impulsgeber für die zukünftige Energieversorgung, die intelligente Produktion der Zukunft sowie für die biobasierte Industrie.

Auf den internationalen Märkten genießt dieser Wirtschaftszweig aus Österreich mittlerweile einen hervorragenden Ruf und trägt maßgeblich zum Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs bei. Mit ihren leistungsstarken Technologien und innovativen Produkten tragen sie so zu Wachstum, Wohlstand, sowie Arbeitsplätzen bei. Einige dieser Unternehmen sind sogar Weltmarktführer oder zählen zu den Hidden Champions.

© BMNT/Coleman

Die hochqualitativen Einreichungen für den österreichischen Staatspreis 2018 unterstrichen erneut die große Innovationskraft dieser Branche.

Folgende Kategorien standen im Fokus:

  • Umwelt, Klima und Energie (Vergabe durch die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus)
  • Forschung & Innovation (Vergabe durch den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie)
  • Sonderpreis2018 Ressourceneffizienz (Vergabe durch die Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus)

Der Staatspreis 2018 Umwelt- und Energietechnologie zeichnet hervorragende Projekte und Leistungen aus, die im Bereich der Forschung und Technologieentwicklung oder eine erfolgreiche Umsetzung dieser Forschungsergebnisse beinhalten.

Bundesminister Norbert Hofer: „Stolz können wir auf eine Vielzahl an Innovationen blicken, die im Bereich der Grünen Technologien Jahr für Jahr erforscht und entwickelt werden. Jede einzelne davon steuert zum Vorsprung des österreichischen Wirtschaftsstandorts einen wichtigen Beitrag bei. Formulierte Ziele der Bundesregierung sind 100 Prozent erneuerbarer Strom bis 2030 und die vollständige Dekarbonisierung der Energiewirtschaft. Ich möchte deshalb vor allem dort ansetzen, wo neue Energie- und Umwelttechnologien Synergien erzeugen können: Durch die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bedarf es dringend neuer Speichertechnologien für Strom und Wärme in den Bereichen Wohnen, Industrie und Mobilität.“

Staatspreisträger der Kategorie Umwelt, Klima & Energie

ROTATION HEAT PUMP

von ecop Technologies GmbH

Die Produktion von Wärme für industrielle Prozesse erzeugt Unmengen von CO2-Emissionen. Wärmepumpen sind eine gute Technologie, um diese zu reduzieren. Während im Privatbereich ausgereifte Anlagen existieren, sieht es für den industriellen Bereich schlechter aus.

 

Ziel war es, eine Wärmepumpe zu entwickeln, die ohne schädliches Kältemittel auskommt und die Anforderungen der Industrie erfüllt: Ergebnis ist die ROTATION HEAT PUMP, eine industrielle Wärmepumpe, die einen anderen physikalischen Prozess nutzt als konventionelle Wärmepumpen. Die Technologie ist durch 61 Patente geschützt. Dabei wird der gesamte Prozess rotiert und die Zentrifugalkraft für die bei Wärmepumpen entscheidende Verdichtung genutzt.

Als Arbeitsmedium dient ein umweltfreundliches Edelgasgemisch. Sie schafft bis zu 100% Steigerung beim Wirkungsgrad, kann Temperaturen bis 150° Celsius produzieren und ist bei Input und Output extrem flexibel. Darüber hinaus ist sie wartungsarm, kompakt gebaut (leicht aufzustellen) und einfacher zu integrieren als konventionelle Wärmepumpen. Die aktuelle Leistungsklasse liefert mit 700kW so viel thermische Leistung wie 150 Haushalte verbrauchen.

Staatspreisträger der Kategorie Forschung & Innovation

SOLH2UB

der Fronius International GmbH

Wir forschen und entwickeln intensiv Lösungen, um die Transformation auf ein Energiesystem zu ermöglichen, welches zu 100% auf erneuerbaren Energiequellen beruht. Wir nennen dieses Projekt und unsere Vision „24 Stunden Sonne“!

 

Damit wollen wir einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klima- und Energieziele leisten und die Technologieführerschaft und Wertschöpfung in Österreich ausbauen. Als richtungsweisendes, innovatives Demonstrationsprojekt haben wir dazu SOLH2UB (als Teil unserer Vision „24 Stunden Sonne“) umgesetzt. Dabei wird als dezentraler Knotenpunkt Sonnenenergie in Form von grünem Wasserstoff gespeichert und damit eine innovative Kopplung der Sektoren Strom, Mobilität und Wärme ermöglicht.

Aus PV-Strom wird grüner Wasserstoff mittels Elektrolyse erzeugt. Dieser wird gespeichert und steht zur Betankung von Fahrzeugen zur Verfügung. Der Wasserstoff kann auch saisonal gespeichert werden, um diesen bei Bedarf wieder in Zukunft mittels Brennstoffzelle in Strom und Wärme umzuwandeln. Wir sind überzeugt, mit diesem Projekt einen Meilenstein für die zukünftige Entwicklung des Energiesystems erreicht zu haben!

Bundesminister Hofer gratulierte den Prämierten in der Kategorie Forschung und Innovation, „die mit  ihrem dezentralen Knotenpunkt Sonnenenergie in Form von grünem Wasserstoff speichern und damit eine innovative Kopplung der Sektoren Strom, Mobilität und Wärme ermöglichen“. Österreich hat mit dieser neuen Speichertechnologie ein richtungsweisendes Demonstrationsprojekt für die zukünftige Entwicklung des Energiesystems verwirklicht.

Sonderpreis 2018 Ressourceneffizienz

HaaS (Hardware as a Service)

der Compuritas GmbH

In unserem geplanten Modell HaaS bezahlen die Kundinnen und Kunden nicht mehr für den Kaufpreis eines Computers, Notebooks, Tablets, sondern entrichten stattdessen eine monatliche Nutzungsgebühr. Diese Gebühr garantiert den Kundinnen und Kunden über die gesamte Vertragslaufzeit die verlässliche Bereitstellung der gewünschten EDV-Infrastruktur sowie aller damit verbundenen Service- und Garantiedienstleistungen.

Rüdiger Wetzl und Matthias Di Felice von der Compuritas GmbH , freuen sich über den Sonderpreis aus den Händen des Generalsekretärs BMNT Josef Plank. © Stadt Graz/Fischer

Es handelt sich ausschließlich um Re-Use Hardware, sprich generalüberholte Geräte. Durch die Verlängerung der Nutzungszeit dieser Geräte muss weniger neu produziert werden, die enormen Produktionsressourcen können somit eingespart werden. Als Beispiel kann man nennen, dass bei der Produktion für vier Notebooks ca. gleich viel CO2 verursacht wird wie für ein Jahr Dieselautofahren. Das und viel mehr wird durch unser Computerrefurbishment eingespart.

Compuritas legt seinen Angebotsfokus klar auf die Zielgruppen Bildungseinrichtungen und gemeinnützige Organisationen. Unsere Produkte sind über diverse Offline- und Onlinekanäle natürlich auch für PrivatkonsumentInnen erhältlich und werden von diesen auch fleißig eingekauft, die größtmögliche Wirkung entsteht für uns aber über institutionelle Kundengruppen.

Die Nominierten der Kategorie Umwelt, Klima & Energie

smart sensors for smart surfaces

von eologix sensor technology gmbh

Für Windkraftanlagen in Gebieten, in denen es im Winter kalt wird, sind meistens Geräte zur Eisdetektion vorgeschrieben. Es ist notwendig, dass bei einer kritischen Eismenge die Anlagen stehen bleiben, gleichzeitig können die Anlagen aber nicht den ganzen Winter still stehen. Bestehende Lösungen können die Vereisung nicht direkt auf den Rotorblättern von Windkraftanlagen messen. Daher sind sie auch ungenau und verursachen unnötig hohe Stillstandszeiten – die Produktivität der Windkraftanlage sinkt.

© eologix sensor technology gmbh

So war der Gedanke bei den Gründern von eologix folgender: Hier braucht es eine neue Lösung in Form eines innovativen Ansatzes; ein drahtloser, flexibler Sensor zur direkten Messung auf Oberflächen. 2015 starteten die ersten Tests auf Windkraftanlagen in Österreich, anderen Ländern der EU und auch in Kanada mit den neuartigen Sensoren. 2016 wurden die ersten Mitarbeiter eingestellt, Mitte 2018 zählte das Team von eologix bereits 13 Köpfe.

Die zu Grunde liegende, patentierte Technologie ist eine dünne, mechanisch flexible, drahtlose und selbstklebende Sensoreinheit. Durch die Einbettung in einen speziellen Kunststoff in Verbindung mit einer selbstklebenden Schutzfolie sieht der Sensor ein wenig aus wie ein überdimensionales Pflaster – lässt sich aber ebenso einfach montieren, und zwar an bestehende wie auch an neue Windkraftanlagen.

Lithium-Ionen-Batterierecycling

der Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft

Lithium-Ionen-Batterien (LIB) stellen die europäische Abfallwirtschaft vor neue Herausforderungen. Bisher fehlte das notwendige technologische Know-How, um für diese Abfälle der Zukunft (Future Waste) eine hochwertige Recyclinglösung bereitzustellen. Deshalb beschäftigt sich die Montanuniversität, im Speziellen der Lehrstuhl für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft mit der Arbeitsgruppe Future Waste, schon seit mehreren Jahren mit diesem Thema.

© Montanuniversität Leoben

Ziel war die Entwicklung eines (sekundär) rohstofforientierten, auch ökonomisch und ökologisch sinnvollen, ganzheitlichen Recyclingprozesses für LIB. Nach mehreren Jahren intensiver Forschungsarbeit gemeinsam mit industriellen Partnern wurde der neu entwickelte Prozess 2018 in der LIB-Recyclinganlage in Bremerhaven realisiert. Die Anlage verarbeitet sämtliche Arten von LIB und verfügt über eine Kapazität von 10.000 Tonnen pro Jahr.

Mit dem innovativen, mehrstufigen Verfahren können Recyclingquoten von 60-70 Prozent erreicht werden. Rückgewonnen werden in der Anlage insbesondere kritische Rohstoffe (Kobalt, Nickel) sowie metallurgisch verwertbare Sekundärrohstoffe (Kupfer, Aluminium, Eisen). Damit tragen wir zur Vorreiterrolle Österreichs auf dem Gebiet des Batterierecyclings bei und leisten einen wichtigen Beitrag zur Ressourcen- und Energieschonung sowie zur Versorgung mit kritischen Rohstoffen aus sekundären Quellen und zur Verbesserung der Ökobilanz der Elektromobilität.

Die Nominierten der Kategorie Forschung & Innovation

Comtes

von AEE INTEC

Wärmespeicher gelten als Schlüsseltechnologie für ein Energiesystem der Zukunft, es gibt jedoch nur wenige Technologien, die für den Einsatz als Langzeitspeicher mit hohen Speicherkapazitäten geeignet sind. Die Sorptionsspeichertechnologie hat aufgrund der verlustfreien Speicherung und hohen Energiespeicherdichte ein enormes Potenzial in der Anwendung als Langzeitwärmespeicher.

© AEE INTEC

Im Projekt wurde diese Technologie intensiv untersucht und durch die Entwicklung des revolutionären Charge-Boost Verfahrens signifikant verbessert. Dieses Verfahren nutzt die Druckdifferenz zwischen zwei Speichern auf unterschiedlichem Temperaturniveau, um die Speicherkapazität des Sorptionsmaterials weiter zu erhöhen.

Zum ersten Mal weltweit konnte dadurch eine dreifach höhere Energiespeicherdichte im Vergleich zu Wasser, durch einen im realen Maßstab gebauten und experimentell im Labor von AEE INTEC untersuchten Prototypen, nachgewiesen werden. Aus den Ergebnissen resultierte die Neuentwicklung eines Sorptionskollektors, eine Kombination aus solarthermischem Kollektor und Sorptionsspeicher zur Verbesserung der Effizienz.

Eine neue Möglichkeit stellt die Neuentwicklung des sogenannten Raumspeichers dar, der neben dem Heizen auch das Kühlen im Sommer mit demselben System ermöglicht.

Bauteilaktivierung

der ARGE Bauteilaktivierung

Zwei Säulen zum Gelingen der Energiewende sind Energieeffizienz und die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien. Ein sehr hoher Anteil der Energie wird für das Heizen und Kühlen von Gebäuden verwendet. In diesem Kontext ist die Thermische Bauteilaktivierung (TBA) eine Technologie, die zur Erreichung der zuvor genannten Ziele wesentlich beitragen kann.

© ARGE Bauteilaktivierung

Erneuerbare Energien fallen volatil an, daher ist es besonders wichtig, Möglichkeiten der Speicherung zu schaffen. Die TBA ermöglicht es, Gebäude flexibel zu betreiben: Energie wird mittels Wärmepumpe und TBA in den massiven Gebäudeteilen gespeichert, wenn sie gerade verfügbar ist. Abgegeben wird komfortable Strahlungswärme.

In einem breiten Einsatz ermöglicht die TBA CO2-freies Heizen und Kühlen und kann in Form vieler dezentraler Speicher das Netz entlasten, indem Gebäude mit ihren Bauteilen zum Bestandteil der Energienetze werden. Wie diese Eigenschaften weiter optimiert werden können und die TBA in Fernwärmenetze oder Mikrogrids integriert oder in Sanierungsprojekten angewendet werden kann, sind Fragen, die in weiteren Forschungs- und Innovationsprojekten geklärt werden sollen.

Die Nominierten des Sonderpreises Ressourceneffizienz

Verpackungsfrei einkaufen in Graz

von Das Gramm / Das Dekagramm

Zero Waste ist mehr, als null Müll zu produzieren. Zero Waste ist eine Lebenseinstellung. Mit einem Hauch „gute, alte Zeit“ bekommt man seit April 2016 im Das Gramm in gemütlicher Atmosphäre Lebensmittel und regionale Spezialitäten ohne Einwegverpackung. Zwei Jahre später eröffnet der große kleine Bruder vom Gramm, Das Dekagramm, ein verpackungsfreier Erlebnissupermarkt mit dem gewissen Extra.

Neben dem großen Sortiment an Produkten, mit denen man im Alltag unkompliziert Müll vermeiden kann, werden dort eine große Bandbreite an Workshops angeboten, die sich mit ökologischem Konsum und Bewusstseinsbildung beschäftigen. Durch unseren positiven Zugang zu einem zukunftsweisenden Thema leisten wir einen entscheidenden Beitrag zu einem Umfeld, in dem nachhaltige Initiativen auf fruchtbaren Boden fallen und auf interessierte Ohren stoßen.

Durch Vorreiterdenken, Kooperationen und Ideenreichtum treiben wir eine grüne Entwicklung in Graz voran, die innovativ, gleichzeitig bodenständig und in der Region verwurzelt ist. Wir vernetzen Menschen und sorgen dafür, dass vorhandenes Wissen in allen möglichen Facetten zum Thema Zero Waste und Nachhaltigkeit weitergegeben wird.

Baustroh – bio, regional, zertifiziert

der Sonnenklee GmbH

Im Gebäudebereich bedeuten Maßnahmen und Strategien für Klimaschutzziele nicht nur, den Fokus auf Einsparungen im Betrieb der Gebäude (beim Heizen, Kühlen, Lüften etc.) zu legen, sondern auch, beim Bau Materialien zu verwenden, die eine positive Ökobilanz aufweisen. Stroh als CO2-speichernder Bau- und Dämmstoff punktet zusätzlich durch das Cradle to Cradle-Prinzip.

Die Sonnenklee GmbH produziert Baustrohballen mit europäisch technischer Zulassung und entwickelt derzeit Einblasdämmung aus unbehandeltem Biostroh. Durch das enorme Rohstoffangebot und die energieextensive Herstellung ohne jegliche Zusätze ist Baustroh der alternative und am meisten CO2-sparende Dämmstoff. In Verbindung mit Holzriegelbauweise, lasttragend und auch in der Sanierung kann Stroh in den unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt werden, wobei alle technischen und baurechtlichen Kriterien erfüllt werden.

Einzigartig ist die Entwicklung einer mobilen Baustroh-Aufbereitungsanlage durch Sonnenklee GmbH in Containerform. Damit kann nun österreichweit direkt vor Ort und saisonunabhängig regional verfügbares Stroh aufbereitet und in die richtige Form gebracht werden. Somit werden Transporte eingespart, regionale Wertschöpfung erzielt und die Akzeptanz und Attraktivität von Baustroh für Verarbeiter gesteigert.

INFObox: Bei den Staatspreisen handelt es sich um die höchste staatliche Auszeichnung im Umwelttechnologiebereich. Die Verleihung ist eine gemeinsam von zwei Ministerien (BMNT und BMVIT) und der Umwelt- und Energietechnologiebranche breit getragenen Veranstaltung, bei der zukunftsweisende Leistungen und Innovationen dieser Branche sichtbar gemacht und vor den Vorhang geholt werden. Mit der Verleihung der Staatspreise für Umwelt- und Energietechnologie durch zwei Ministerien und mit dem Sonderpreis Ressourceneffizienz stellt diese Leistungsschau der österreichischen Umwelt- und Energietechnologiebranche ein Highlight im Jahr 2018 dar.