Kategorie Mobilität - 2. November 2018

Lass Drogen nicht ans Steuer!

Wir alle sind drogengefährdet: Fahrten unter Drogeneinfluss sind nach wie vor eine immense Gefahr im Straßenverkehr. Nun soll eine neue Kampagne des Verkehrsministeriums (BMVIT) mehr Bewusstsein dafür schaffen. Wissenschaftliche Unterstützung erhält das BMVIT dafür vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Darüber hinaus sollen verbesserte Schulungen der Exekutive in der Drogenerkennung sowie der optimierte Einsatz von Drogenvortestgeräten dazu beitragen, Verkehrsunfälle auf Österreichs Straßen zu reduzieren.

Als Testimonial der Kampagne fungieren Ex-Skirennläuferin Nicole Hosp sowie Toni Polster und Alexander Wurz.

Schwerere Unfälle unter Drogeneinfluss

Bereits im Vorjahr hat der KFV bei einer Dunkelfeldstudie herausgefunden, dass hochgerechnet rund 177.000 Österreicher bereits unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben. In einer Befragung unter 1.000 Lenkern gaben damals vier Prozent an, sich im vergangenen Jahr nach der Konsumation von Drogen ans Steuer gesetzt zu haben.

Gestiegen sind auch die Zahlen der ertappten Drogen-Lenker. 2017 wurden 2.192 Personen wegen entsprechender Delikte am Steuer angezeigt. 2018 waren es bis Ende August nach Auskunft des Innenministeriums bereits fast 2.000 Anzeigen. Exakt 1.931 Drogenlenker wurden in diesen acht Monaten angezeigt. Zahlen, wie oft Drogenlenker tatsächlich Unfälle verursachen, gibt es nicht. Hierfür wäre eine Tiefenanalyse erforderlich, sagte Martin Germ, Leiter des Verkehrsdiensts im Innenministerium.

Frankreich etwa sei bei der Drogendetektion „schon weiter“, sagte KFV-Direktor Othmar Thann. 2016 waren dort 22 Prozent aller Verkehrstoten bei Unfällen ums Leben gekommen, „wo mindestens einer der Beteiligten Drogen konsumiert hatte“, berichtete Thann. Denn die Unfälle mit Drogenlenkern verlaufen „viel schwerer“.

 

Seit März 2017 verfügt jede der neun Landespolizeidirektionen über eines der Drogen-Vortestgeräte. Der Speicheltest sollte Cannabinoide (THC), Opiate, Kokain, Amphetamin, Metamphetamin und MDMA/Ecstasy erkennen. Große Probleme gibt es jedoch bei Cannabis, da dies nur bedingt im Speichel nachweisbar ist. Diese Geräte wurden laut Innenministerium bis Mitte August 192 Mal eingesetzt, in 66 Fällen waren die Ergebnisse positiv.

In diesen 17 Monaten war damit jedes einzelne Gerät im Schnitt 1,3 Mal pro Monat im Einsatz, nicht einmal ein Drogenlenker pro Monat wurde tatsächlich positiv getestet. Erhärtet sich bei der ärztlichen Untersuchung der Verdacht, muss der Arzt eine Blutabnahme durchführen. Zwangsweise ist das nicht möglich, bei einer Verweigerung droht jedoch eine Strafe – analog zur Verweigerung des Alkomattests oder eines Promillewert von mehr als 1,6.

Neue Drogenvortestgeräte

Bisherige Erfahrungen mit Drogenvortestgeräten in Österreich haben gezeigt, dass neben den Tests, die Weiterführung und der Ausbau der Schulungen der Exekutivbeamten im Erkennen einer Drogenbeeinträchtigung bei Fahrzeuglenkern zielführend sind. Daneben sollen auch Tests von neuen Geräten mit wissenschaftlicher Unterstützung des KFV und in Abstimmung mit dem BMVIT durchgeführt werden, und damit der Betrieb mit Drogenvortestgeräten in ganz Österreich verstärkt werden.

„Ich bin drogengefährdet“, sagte Verkehrsminister Norbert Hofer, „und zwar durch Menschen, die unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug lenken und mich als Verkehrsteilnehmer in eine echte Gefahr bringen“. Im Oktober soll die Informationskampagne starten, finanziert wird sie durch Einnahmen der Wunschkennzeichen über den Verkehrssicherheitsfonds. Der Schwerpunkt liegt auf der Verbreitung in den sozialen Medien, doch auch Kinospots wird es geben.

Hohe Dunkelziffer

„Der Wissensstand über die Verbreitung, das Gefahrenpotenzial und die Unfallrelevanz von Fahrten unter Drogeneinfluss ist weit weniger erforscht als dies z.B. beim Alkohol der Fall ist. Hier gibt es Aufholbedarf. Ein ganzheitlicher Ansatz muss geschaffen werden“, so KFV-Direktor Thann. Dass die Gefahr, die von Drogen im Straßenverkehr ausgeht stark unterschätzt wird, zeigt eine Dunkelfeldstudie des KFV: Hochgerechnet rund 177.000 Menschen österreichweit gaben dabei an, dass sie in den letzten 12 Monaten ein KFZ gelenkt haben, obwohl sie (noch) unter Drogeneinfluss standen. „Es ist wichtig die Zahl der Drogenlenker zu reduzieren. Zur Erreichung dieses Ziels muss ein treffsicheres System geschaffen werden, wie es bei Alkohol schon seit Jahren besteht“, schließt Thann.

Im Fokus stehen Männer bis 40 Jahre, die gefährdetste Gruppe für Fahrten unter Drogeneinfluss. „Wir wollen Bewusstsein schaffen für die negativen Effekte des Drogenkonsums“, betonte Hofer. Die Kampagne soll ein „Wechselspiel zwischen Emotionen und Fakten“ werden, damit soll gezeigt werden, „dass unschuldige Dritte die Leidtragenden sind“.