Kategorie Innovation & Technologie - 9. Oktober 2019
Physik-Nobelpreis 2019 für Planetenjäger
James Peebles, Michel Mayor und Didier Queloz werden für ihre Entdeckungen ausgezeichnet, die zum Verständnis der Entwicklung des Universums beitrugen
Sind wir allein im All? Und warum gibt es uns überhaupt? Für die Beschäftigung mit diesen Fragen geht der diesjährige Nobelpreis für Physik zur einen Hälfte an James Peebles für theoretische Entdeckungen in der physikalischen Kosmologie sowie zur anderen Hälfte an Michel Mayor und Didier Queloz für die Entdeckung des ersten Exoplaneten, gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm bekannt.
BREAKING NEWS:
The 2019 #NobelPrize in Physics has been awarded with one half to James Peebles “for theoretical discoveries in physical cosmology” and the other half jointly to Michel Mayor and Didier Queloz “for the discovery of an exoplanet orbiting a solar-type star.” pic.twitter.com/BwwMTwtRFv— The Nobel Prize (@NobelPrize) October 8, 2019
Sie hätten damit unser Verständnis vom All und die Astronomie an sich revolutioniert. Der Kanadier James Peebles gilt als Schlüsselfigur der Kosmologie, den beiden Schweizern Michel Mayor und Didier Queloz gelang der erste Nachweis eines Exoplaneten um einen sonnenähnlichen Stern.
Das Nobelpreis-Komitee würdigte die Beiträge der Preisträger, die „unsere Vorstellungen vom Kosmos für immer verändert haben“. Die theoretischen Entdeckungen des 84-jährigen James Peebles von der Princeton University hätten zu unserem „Verständnis beigetragen, wie sich das Universum seit dem Urknall entwickelt hat“. Michel Mayor (77) von der Universität Genf und Didier Queloz (53), der ebenfalls an der Universität Genf und an der Universität Cambridge arbeitet, hätten „auf der Jagd nach unbekannten Planeten unsere kosmische Nachbarschaft erforscht“.
Michel Mayor, awarded this year’s #NobelPrize in Physics, was born in 1942 in Lausanne, Switzerland.
He is a professor at the University of Geneva @UNIGEnews. pic.twitter.com/y7EhuUZs4r
— The Nobel Prize (@NobelPrize) October 8, 2019
Mayor und Queloz gaben im Oktober 1995 die erste Entdeckung eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems (Exoplanet) bekannt. Der Gasplanet, vergleichbar mit dem Jupiter, umkreist den Stern 51 Pegasi und erhielt den Namen 51 Pegasi b. Diese Entdeckung habe „eine Revolution in der Astronomie ausgelöst und über 4.000 Exoplaneten wurden seither in der Milchstraße gefunden“, heißt es seitens des Nobelpreis-Komitees.
New Nobel Laureate Didier Queloz was at a scientific meeting when news of his #NobelPrize broke. Here, fresh from celebrating with colleagues, he speaks with @nobelprize.
Interview to follow.
Photo: Nick Saffell. pic.twitter.com/7FyURzjzAq
— The Nobel Prize (@NobelPrize) October 8, 2019
„Diese Entdeckung ist die aufregendste unserer gesamten Karriere, und einen Nobelpreis zu erhalten, ist einfach außergewöhnlich“, wurden die Mayor und Queloz in einer Aussendung der Universität Genf zitiert. Für Luca Fossati vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist es angesichts des Aufsehens, das die erste Entdeckung eines Exoplaneten auf sich zog, erstaunlich, dass es über 20 Jahre gedauert hat, bis das entsprechend gewürdigt wird. 1995 habe wirklich einen wissenschaftlichen Anfang markiert.
“My advice to young people entering science: you should do it for the love of science … You should enter science because you are fascinated by it”
– newly awarded laureate James Peebles speaking at today’s press conference announcing his #NobelPrize in Physics. pic.twitter.com/JaSM10glQT
— The Nobel Prize (@NobelPrize) October 8, 2019
Peebles war mit seinen theoretischen Werkzeugen und Berechnungen in der Lage, Spuren über den Anfang des Universums zu interpretieren und neue physikalische Prozesse zu entdecken. Für Matthias Steinmetz vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam „steckt James Peebles praktisch hinter allen Ideen zum Aufbau des Universums auf großen Skalen“. Das Nobelpreis-Komitte bezeichnete Peebles als Schlüsselfigur beim Übergang der Kosmologie von der Spekulation zur Wissenschaft in den 1960er Jahren.
Peebles erkannte etwa, dass die Temperatur der Kosmischen Hintergrundstrahlung, ein Beleg für die Urknall-Theorie, Auskunft darüber geben kann, wie viel Materie beim Urknall gebildet wurde. Der Physiker schlug 1982 auch schwere, langsame Teilchen als Kandidaten für die Dunkle Materie vor, die nicht mit der bekannten Materie interagieren und rund 26 Prozent des Universums ausmachen. Entdeckt wurden diese Teilchen bisher noch nicht.
„Ich habe das nicht alleine geschafft“, sagte Peebles nach der Bekanntgabe am Telefon. Neben den Erkenntnissen, für die er nun geehrte werde, dürfe man nicht vergessen, dass er auch „viele falsche Ideen publiziert“ habe, sagte Peebles. Daniel Grumiller vom Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität (TU) Wien bezeichnete Peebles gegenüber der APA als „einen der wichtigsten lebenden theoretischen Kosmologen“. Die Zuerkennung sei aber „ein wenig überraschend“, weil er viele seiner einflussreichen Arbeiten mit Kollegen verfasst habe.
Die Auszeichnung ist heuer mit neun Millionen Schwedischen Kronen (rund 830.000 Euro) dotiert. Übergeben wird der Preis alljährlich am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.
Exo-Planetentaufe für Österreich
Anlässlich des 100 jährigen Bestehens der IAU, der weltweiten Vereinigung der professionellen Astronomen, wird unter dem Motto 100 Jahre unter einem Himmel wurde die weltweite Kampagne NameExoWorlds ins Leben gerufen, mit der jedes Land der Welt einem ausgewählten Exoplaneten und seinem Host-Star einen Namen geben kann. Fast 100 Länder haben sich bereits angemeldet, um jeweils Namenssuchen zu organisieren, bei denen die Öffentlichkeit über die künftige Bezeichnung abstimmen kann.
Österreich hat den Stern HAT-P-14 und seinen Planeten HAT-P-14 b im Sternbild Hercules zugeteilt bekommen.
In den letzten Jahren haben Astronomen Tausende von Planeten und Planetensystemen entdeckt, die um nahegelegene Sterne kreisen. Einige sind klein und felsig und recht erdähnlich, andere wiederum entsprechen eher Gasriesen wie dem Jupiter. Es wird angenommen, dass die meisten Sterne im Universum Planeten haben könnten, die sie umkreisen, und dass einige von ihnen Eigenschaften haben, die denen der Erde sehr ähneln.
SERVICE: Infos, Fristen und Regelen zur Namenssuche für Exoplanet HAT-P-14 b und seinen Stern HAT-P-14.
apa/red