Kategorie Innovation & Technologie - 27. November 2019
Produktion 4.0: TU Wien & TÜV starten Sicherheitslabor für die Industrie
Im TÜV AUSTRIA Security in Industry – Research Lab wird nun im Rahmen von neun Dissertationen an wichtigen Sicherheitsthemen für die Industrie geforscht.
Der Entwicklung und Verbesserung der Sicherheit in der automatisierten Industrieproduktion widmet sich das kürzlich präsentierte TÜV Austria Security in Industry – Research Lab. Rund 30 Experten der Technischen Universität (TU) Wien und vom TÜV Austria beteiligen sich an dem neuen Labor, ist von Seiten der Universität und des TÜV in einer Aussendung zu erfahren.
Unter dem Schlagwort Industrie 4.0 werden seit Jahren verschiedene Veränderungen in der Produktion zusammengefasst: Digitalisierung und Vernetzung unseres Lebens, die mit Smartphone, Internetfernsehen oder Navigationsgerät jedem im Alltag erlebbar ist, macht auch vor den Fabriken nicht halt. In idealen Industrieanlagen der Zukunft ist ebenfalls alles vernetzt, von den firmeneigenen Computern über die elektronischen Steuerelemente eines Hochdruckventils, bis zur selbst-kommissionierenden Maschine, die Material bestellt und Produktionsaufträge regelt, ohne dass der Mensch eingreifen mus.
Klassische Produktion verschmilzt mit digitalen Technologien. Menschen, Werkstoffe, Produkte und Maschinen kommunizieren in komplexen Systemen miteinander. Die Elektronik von Produktionsanlagen wird mit dem IT-Netzwerk verknüpft, Maschinen tauschen automatisch Informationen aus und passen sich aneinander an. Das eröffnet neue Möglichkeiten für eine effizientere und gleichzeitig menschenfreundlichere Produktion, aber bringt auch neue Gefahren mit sich, insbesondere dann, wenn solche Systeme mit dem Internet gekoppelt werden. Im Zeitalter von Cyberphysischen Systemen wird der Sicherheitsaspekt für die Industrie 4.0 immer wichtiger.
Dissertationen pro Cybersicherheit
In den letzten Jahren ist durch die strategische Bündelung von Ressourcen an der TU Wien ein Schwerpunkt in der Industrie 4.0 Produktionsforschung entstanden, der von der Pilotfabrik über Christian Doppler Labors bis hin zu Comet-Kompetenzzentren reicht. „Diese breite interdisziplinäre Expertise wird in unsere Kooperation mit TÜV AUSTRIA eingebracht“, so TU-Wien-Rektorin Sabine Seidler: „Das TÜV AUSTRIA Security in Industry – Research Lab wird diese Expertise um den Aspekt Sicherheit ergänzen. Die im Research Lab gewonnenen Erkenntnisse werden direkt in die Anwendung transferiert und ermöglichen dem TÜV AUSTRIA praxisgerechte Beratung seiner Kunden und Partner auf neuestem technischem Stand.“
Vernetzte industrielle Produktionen brauchen neue IT-Security Werkzeuge, zudem fordern adaptive Arbeitssysteme agile Sicherheitskonzepte. Safety- und Security-Architekturen und unterstützende Tools sollen wesentlich dazu beitragen, ein Mehr an integrativer Sicherheit zu bringen: „Warum das alles? Um schneller von einer Idee zum Produkt und einer Dienstleistung zu kommen. Und um mitzuhelfen, die Grundlagenforschung anwendungsnah und wettbewerbsorientierter zu gestalten und den Technologietransfer in Richtung Wirtschaft massiv zu unterstützen“, erläutert TÜV AUSTRIA CEO Stefan Haas.
Neun Dissertationen werden ausgeschrieben, die sich wichtigen Sicherheitsaspekten der Industrie widmen sollen. Darin soll etwa die Sicherheit bei der Zusammenarbeit von Robotersystemen und Menschen behandelt werden. Auch die Verbindung solcher Industrieanlagen mit dem Internet und die damit verbundene potenzielle Angreifbarkeit, soll thematisiert werden. Gleich drei Fakultäten der TU Wien sind an diesem Vorhaben beteiligt: Die Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften, die Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, und die Fakultät für Informatik.
Die TÜV Austria Group bringt zwei Millionen Euro als Direktinvestition in die auf fünf Jahre ausgelegte Initiative ein. Insgesamt sollen mehr als fünf Mio. Euro in das Vorhaben fließen, hieß es in einer Aussendung.
„Viele der Systeme, die heute in der Industrie im Einsatz sind, sind historisch gewachsen. Sicherheitsmechanismen stammen teilweise aus einer Zeit, in der die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 noch gar nicht absehbar war“, so Wolfgang Kastner von der TU, der als einer der Projektleiter der neuen Einrichtung fungiert. Die Forscher werden in dem Zusammenhang Simulationsmodelle entwickeln und Lösungen auch in der Pilotfabrik der TU in Wien-Aspern erproben.
apa/Red