16. März 2020
28 Mio Euro für die Forschung am Coronavirus & an Schutzkleidung
Erforschung von Medikamenten mit 23 Mio Euro, Forschung an Schutzkleidung mit 5 Mio Euro unterstützt
Die Coronavirus-Infektionskrankheit, die sich seit einigen Monaten verbreitet, trägt den Namen Covid-19. Das Virus, das sie hervorruft, heißt SARS-CoV-2. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Ausbreitung inzwischen als Pandemie deklariert, international forschen Unternehmen und Institute intensiv an Mitteln und Wegen zum Verstehen und Eindämmen des Virus.
Allein dutzende Projekte zu Schutzimpfungen verzeichnet die WHO, in anderen Projekten werden Ausbreitungsmodelle simuliert und auch auf andere Weise helfen Unternehmen gegen die Pandemie.
Aus diesem Grund werden auch in Österreich und Europa zusätzliche Mittel zur Erforschung des Virus bereitgestellt. Ein bereits am 10. März gestarteter Emergency Call zum Kampf gegen das Coronavirus wurde von der Bundesregierung nun auf insgesamt 23 Millionen Euro zur Erforschung von Medikamenten aufgestockt. Die Förderung richtet sich dabei vor allem an Projekte, die die Wirksamkeit bereits bestehender Medikamente im Kampf gegen Corona erforschen sollen. Die dazu nötigen klinischen Studien sollen durch zusätzliches Geld beschleunigt werden.
„Im Kampf gegen das Coronavirus zählt jeder Tag. Wir haben einige der weltbesten Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus diesem Sektor im Land. Ihre Arbeit wollen wir unterstützen“, erläutert Klimaschutzministerin Leonore Gewessler die Initiative. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) stellt dafür zehn Millionen Euro zur Verfügung, weitere elf Millionen kommen vom Wirtschaftsministerium, zwei Millionen Euro vom Forschungsministerium als begleitende Maßnahme zur Unterstützung der Medizinischen Universitäten, damit diese sich gemeinsam mit Unternehmen an klinischen Studien beteiligen können.
„Forscherinnen und Forscher an Hochschulen, in Forschungseinrichtungen und in Unternehmen leisten dazu einen zentralen Beitrag: Sie arbeiten auf Hochtouren an der Entwicklung eines Impfstoffs und Medikamenten sowie an neuen Behandlungsmethoden und Diagnosetests“, so die FFG-Geschäftsführer Henrietta Egerth und Klaus Pseiner über den Hintergrund des Emergency Calls.
Die Europäische Kommission fördert im EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 17 Projekte für die Erforschung des Virus und die Entwicklung von Medikamenten. Eines der Projekte wird vom österreichischen Unternehmen, der APEPTICO Forschung und Entwicklung GmbH, koordiniert.
Einreichungen bis 11. Mai
Mit dem Emergency Call fördern BMDW und FFG Projekte, die auf Fragen der Übertragung des Coronavirus, Maßnahmen zur Vorsorge und die Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Therapieverfahren fokussieren. Bis 11. Mai 2020 können österreichische Unternehmen bei der FFG Forschungsprojekte einreichen, die rasch umsetzbar sind. In einem beschleunigten Verfahren wird der möglichst schnelle Start der Forschungsaktivitäten ermöglicht. Alle Infos dazu unter www.ffg.at/corona
5 Mio Euro für Forschung an Schutzkleidung
Desweiteren werden vom Klimaschutzministerium (BMK) noch mehr Mittel zur Erforschung von Produktion und Fertigungsstrategien von Schutzkleidung zur Verfügung gestellt: Das BMK unterstützt mit fünf Millionen Euro Forschungs- und Entwicklungsprojekte für medizinische Hilfsgüter wie Schutzbekleidung.
Es geht dabei zum Beispiel um Fertigungsstrategien, die es rasch möglich machen, eine Produktion umzustellen, um medizinische Hilfsgüter anstatt der herkömmlichen Produkte oder zusätzlich zu diesen zu fertigen. Und es geht darum, die Produktion von medizinischen Gütern im Land zu halten. Gemeinsames Ziel: Österreich soll unabhängig werden, indem im Land die notwendigen Hilfsgüter wie Schutzkleidung, Masken, Beatmungsgeräte und deren Teile gefertigt werden.
„Wir wollen damit kurz- und mittelfristig bei der Bereitstellung von notwendigen medizinischen Geräten und Gütern unabhängig werden“, erklärt die zuständige Bundesministerin Leonore Gewessler. „In Österreich gibt es hervorragende Unternehmen in diesen Produktionsfeldern. Mit dieser Förderung wollen wir die Forschung im Bereich der Schutzausrüstung vorantreiben und gemeinsam mit den innovativen Forscherinnen und Forschern für Sicherheit und Gesundheit sorgen.“
„Vor allem KMU sind jetzt deutlich innovationsaktiver. Wir wissen, dass Unternehmen derzeit mögliche F&E-Themen vorziehen und Forschungsprojekte vorbereiten. Sie nutzen damit freiwerdende Kapazitäten und konzentrieren sich auf die Zeit nach der Krise, um am Markt zu bestehen oder die eigene Position zu stärken“, berichten die beiden FFG-Geschäftsführer Henrietta Egerth und Klaus Pseiner.
Um Engpässe in der Beschaffung von medizinisch kritischen und dringend benötigten Materialen zu reduzieren, werden Unternehmen gefördert, die in Produktion und Innovation schnelle Lösungen finden. Vordringlich sind hier rasche, alternative Fertigungsstrategien für strategische oder kritische medizinische Hilfsgüter. Es geht dabei etwa um Schutzkleidung, Schutzausrüstung, Oberflächenbeschichtungen, medizinische Geräte und deren Teile, um Logistik in der Produktion von Medikamenten, die dabei helfen, das Coronavirus weiter einzudämmen.
Österreichisches Unternehmen koordiniert EU-Projekt
Die Europäische Kommission stellt im EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“ für die Bekämpfung von Sars-CoV-2 gesamt 47,5 Millionen Euro bereit. Nach der erfolgten Ausschreibung wurden 17 Projekte ausgewählt, an denen 136 Forschungsteams aus ganz Europa und darüber hinaus beteiligt sind.
Eines der 17 Projekte wurde von der APEPTICO Forschung und Entwicklung GmbH mit Sitz in Wien eingereicht und wissenschaftlich koordiniert. Das auch von der FFG in der Antragstellung beratene Unternehmen wurde von der Jury am besten bewertet und kann somit wichtige Fördermittel einwerben.
Konkret wird das Biotechnologie-Unternehmen APEPTICO nun mit einem Konsortium aus Partnern verschiedener Länder (Deutschland, Italien und Niederlande) das patentrechtlich geschützte Entwicklungsmedikament solnatide zur unmittelbaren klinischen Behandlung von Patienten mit schweren Symptomen, die durch eine Infektion mit dem Coronavirus hervorgerufen wurde, zur Verfügung stellen.
Die FFG hat die Vorentwicklungen des Wirkstoffs gegen Lungenerkrankungen mit rund 2,5 Millionen Euro in den Basisprogrammen mit Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gefördert. Laut Egerth und Pseiner zeigt sich hier auch das wertvolle Ergänzen nationaler und europäischer Forschungsförderung: Heimischen Unternehmen sei so auch mit österreichischer Förderung das erfolgreiche Einwerben von EU-Mitteln in einem hoch kompetitiven Verfahren gelungen.
Wie heikel und umkämpft diese Materie bisweilen ist, zeigten Medienberichte um den Vertrieb eines möglichen Corona-Impfstoffs einer deutschen Biotech-Firma, deren Entwicklung und Einführung sich die USA angeblich exklusiv sichern wollten. Diesen Avancen wurde nun eine Absage erteilt. Einer der Haupteigentümer der betroffenen Firma sagte, wenn es gelinge, „einen wirksamen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln, soll dieser Menschen nicht nur regional, sondern solidarisch auf der ganzen Welt erreichen, schützen und helfen können.“
Auch die Stadt Wien stellt eine Million Euro zur anwendungsnahen Erforschung des Coronavirus bereit. Das Geld stehe im Wege des medizinisch-wissenschaftlichen Fonds der Stadt für Einreichungen bereit.
Service: Aktuelle Infos, Reisehinweise etc finden Sie hier:
Hotlines zum Coronavirus
Für medizinische Fragen und Symptome rufen Sie bitte die Gesundheitsnummer 1450 an, für Fragen allgemeiner Natur die Hotline rund um das Coronavirus 0800 555 621.
Nähere Informationen zum Coronavirus finden Sie auf der Homepage des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz sowie der Weltgesundheitsorganisation.
Bei Notfällen für Reisende im Ausland kann der Auslandsservice des BMEIA kontakiert werden: Tel +43 (0)5011504411 und +43 1 90115 4411 sowie auch via auslandsservice.at