Kategorie Innovation & Technologie - 10. August 2021
Verkehrsplanung: Margarethe Staudner ist FEMtech-Expertin des Monats
Margarethe Staudner ist unsere FEMtech-Expertin des Monats August. Die Wienerin ist Verkehrsplanerin bei komobile w7 GmbH, wo sie in einem interdisziplinären Teamnachhaltige Mobilitätslösungen entwickelt.
Österreichs Vorhaben bis 2040 klimaneutral zu werden soll auch über die Mobilitätswende gesichert werden. Nach wie vor kommen rund 30 Prozent der heimischen Emissionen aus dem Verkehrsbereich. Um die Klimakrise zu bewältigen, braucht es daher umfassende Änderungen. Diese sollen mit dem Mobilitätsmasterplan 2030 umgesetzt werden. Margarete Staudner arbeitet als Planerin beim Büro komobile an kommunalen und regionalen Verkehrskonzepten, die diesen Weg unterstützen.
„Komobile ist ein Büro für Verkehrsplanung, das alle Bereiche der Verkehrsplanung abdeckt: von innovativen Mobilitätskonzepten, über Verkehrsmodellierung und Verkehrstechnik, Entwurfsplanung, und natürlich die Bereiche Aktive Mobilität, öffentlicher Verkehr, Bürger:innenbeteiligung, aber auch immer wieder Forschungsprojekte“, so Staudner über ihr Tätigkeitsfeld. Ihr Fokus liegt dabei auf einer nachhaltigen Verkehrsplanung und der Entwicklung maßgeschneiderter Mobilitätslösungen.
Besonders im Bereich der aktiven Mobilität liegt enormes Potential. Während der Pandemie sind viele Menschen auf das Rad umgestiegen, Planungen für wichtige Radinfrastrukturprojekte haben eine neue Priorisierung erfahren. Die Erhöhung der Mobilität aus eigener Kraft, also zu Fuß gehen und Radfahren nimmt auch im Mobilitätsmasterplan des BMK für die aktuelle Dekade eine wichtige Rolle ein. Insgesamt soll der Anteil der Wege, die aus eigener Kraft zurückgelegt werden, bis 2040 auf 35 Prozent steigen.
„Für mich persönlich als begeisterte Radfahrerin ein sehr interessantes Projekt aus dem Bereich nachhaltige Alltagsmobilität war es, am Masterplan Fahrradstraßen für Wien mit zu arbeiten.“ In diesem Projekt wurden für die Stadt Wien Optionen für Fahrradstraßen bzw. fahrradfreundliche Straßen erarbeitet. Dazu wurde das Radwege- und Straßennetz auf geeignete Straßenzüge geprüft und in Workshops mit Vertreter:innen der Bezirke geeignete Maßnahmen entwickelt.
„Mein technisch-analytisches Interesse kann ich immer wieder in Studien zur Verkehrsentwicklung und -modellierung anwenden. So habe ich beispielsweise gemeinsam mit der Technischen Universität Graz für die Luxemburger Umweltverwaltung die Berechnung und Modellierung der Klimagase und Luftschadstoffe aus dem Verkehr durchgeführt, sowie die Prognose der langfristigen Mobilitätsentwicklung in Luxemburg erstellt.“ Dabei wurde in verschiedenen Szenarien auch untersucht, wie sich verschiedene Maßnahmen – von Umstieg auf e-Mobilität bis hin zu einer Änderung des Mobilitätsverhaltens – auf die zukünftige Emissionsentwicklung auswirken. „Die Berechnungen aus solchen Projekten führen mir jedes Mal sehr deutlich vor Augen wie wichtig es ist, dass wir nicht weitermachen wie bisher, sondern die Fahrleistung mit dem Pkw mit Verbrennungsmotor drastisch reduzieren. Denn andernfalls können wir die Klimaziele einfach nicht erreichen“, so Staudner.
Ein weiterer Schwerpunkt bei komobile ist zudem die nachhaltige Tourismusmobilität. So werden auch Freizeit- und Tourismusbetriebe sowie auch ganze Tourismusregionen dabei unterstützt, nachhaltige Mobilitätslösungen zu entwickeln bzw. weiterzuentwickeln und auch umzusetzen – etwa im Rahmen des klima:aktiv mobil Beratungsprogramms. Gemeinsam mit der Destination Wiener Alpen hat Staudner Alternativen zur Anreise mit dem Pkw erarbeitet, die vor allem Tagesgäste, die aus Wien und Niederösterreich anreisen, ansprechen soll. „Die Region möchte hier einerseits aus dem Aspekt der Nachhaltigkeit heraus tätig werden, andererseits auch aus dem Grund, dass der Motorisierungsgrad in Wien abnimmt und diese Zielgruppe als Tagesgäste wegfällt, wenn eine Anreise nur mit dem privaten Pkw möglich ist.“ Daher sei es für sie auch aus touristischer Sicht notwendig, Alternativen zum motorisierten Individualverkehr und privaten Pkw anzubieten.
Wordrap mit Margarethe Staudner
- Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Lego, Barbies und Brio-Eisenbahn - Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Schwer zu sagen, da es inzwischen so viele neue Studienrichtungen gibt. Aber es wäre auf jeden Fall wieder eine Kombination aus Technik, Naturwissenschaften und Umwelt – vielleicht also wieder Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, das mit heuer in Umweltingenieurwissenschaften umbenannt wurde. - Mein Vorbild ist:
Ich habe kein spezielles Vorbild, sondern es gibt viele Menschen in meinem Umfeld, die in unterschiedlichen Bereichen Vorbilder für mich sind. So sind meine über 90-jährigen Großmütter mit ihren Lebenserfahrungen genauso Vorbilder für mich, wie Freundinnen und Freunde, die unglaublich viel Zeit und Engagement in ehrenamtliche Arbeiten stecken. - Was ich gerne erfinden würde:
Einen Zauberstab, der parkende Autos in der Stadt in Luft auflöst und einen Zaubertrank, der Menschen erkennen lässt, dass wir die Klimakrise nur abwenden können, wenn wir unseren Lebensstil umfassend ändern. Aber weil beides eher unrealistisch ist, muss ich wohl weiterhin klassische Überzeugungs- bzw. Planungsarbeit leisten. - Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
… ist es ganz normal als Frau eine naturwissenschaftlich-technische Ausbildung bzw. einen dementsprechenden Job zu wählen. - Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… ist es hoffentlich kein Thema mehr, welches Geschlecht eine Führungsperson hat und es ist dann auch hoffentlich selbstverständlich, dass Führungspositionen auch in Teilzeit möglich sind. - Was verbinden Sie mit Innovation:
Nachhaltige Lösungen, die zukünftigen gesellschaftlichen und ökologischen Entwicklungen Rechnung tragen – Stichwort Klimakrise, Alterung der Gesellschaft und Stadt-Land-Gefälle. Besonders im Bereich Mobilität müssen viele innovative Lösungen entwickelt werden. Dabei sind technologische Innovationen nur ein Teilaspekt, denn damit wir die Klimaziele erreichen, ist eine massive Veränderung des Mobilitätsverhaltens notwendig und eine solche erfordert ebenso soziale und organisatorische Innovationen. - Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Forschungsförderung ist unglaublich wichtig, da es oft erst durch solche Finanzierungsmöglichkeiten möglich ist, wichtige Grundlagen oder neue, kreative, Lösungsansätze für weiterführende Arbeiten zu schaffen. - Meine Leseempfehlung lautet:
Die Discworld-Novels von Terry Pratchett – unbedingt auf Englisch lesen, sonst sind sie nur halb so lustig!