26. Januar 2022
388 Geisterfahrer: Zahl der Meldungen über Falschfahrende wieder gestiegen
388 Geisterfahrer sind im vergangenen Jahr im Radio gemeldet worden, zu 2020 ein Anstieg von 42 Fällen bzw. zwölf Prozent. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie mit relativ strengen Corona-Maßnahmen wie den Lockdowns, lag die Zahl mit 346 auf einem Allzeit-Tief. 2021 lag sie schon wieder leicht über dem Schnitt der vergangenen 13 Jahre von 381 Meldungen. Drei Menschen starben bei Geisterfahrerunfällen, 2020 hatte es keinen Toten gegeben.
Insgesamt ereigneten sich nach Angaben des Innenministeriums neun Unfälle, an denen Geisterfahrer beteiligt waren, bei sieben kamen Menschen zu Schaden: Neben den drei Todesopfern gab es sieben Schwer- und neun Leichtverletzte. 2020 war aus sieben Unfällen nur ein Leichtverletzter hervorgegangen.
Bei der Anzahl der Vorfälle liegt Niederösterreich deutlich vor der Steiermark und Oberösterreich. Die wenigsten Falschfahrende wurden in Wien gezählt. Niederösterreich, die Steiermark, Tirol, Kärnten, das Burgenland und Wien verzeichneten aber insgesamt Anstiege bei Geisterfahrermeldungen. In Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg ging deren Zahl zurück, am deutlichsten in absoluten Zahlen in Oberösterreich.
Die Südautobahn (A2) war auch 2021 die Autobahn mit den meisten Geisterfahrern (61 Meldungen). In Relation zur Gesamtlänge waren laut der Statistik auf der Murtal-Schnellstraße (S36) in der Steiermark die meisten Falschfahrende unterwegs. Die S6 (Semmering-Schnellstraße) im steirischen Abschnitt war den Angaben zufolge mit Abstand das Autobahnteilstück mit den meisten Meldungen (24).
Am häufigsten gingen Meldungen – in Summe 44 – im August ein. Im Jänner während eines harten Corona-Lockdowns wurden mit 24 Geisterfahrern die wenigsten gezählt. Am meisten Falschfahrende sind jeweils an Sonntagen unterwegs gewesen, und auch 2021 fielen generell an Wochenenden mehr Geisterfahrer auf als an Werktagen. Das geringste Risiko besteht in der Früh (6.00-9.00 Uhr), mehrheitlich werden Lenkerinnen und Lenker in den Abendstunden zu Geisterfahrern, speziell zwischen 21.00 und 24.00 Uhr. Ungewöhnlich sei eine große Häufung zwischen 14.00 und 15.00 Uhr (26 Meldungen) gewesen.
Den Tagesrekord verbuchte der 20. November 2021 mit sechs Geisterfahrern. Am Wochenende des 9. und 10. Oktober waren insgesamt acht Falschfahrende unterwegs. Der bisher höchste Wert an Meldungen seit 1994 wurde mit 550 übrigens im Jahr 2004 verzeichnet.
Richtiges Verhalten bei Gefahr von Falschfahrten
Geisterfahrten können zu immens gefährlichen Situationen führen.
Um Unfälle zu vermeiden, ist es wichtig zu wissen, wie man sich im Ernstfall richtig verhalten muss:
- Informieren, ob die Geisterfahrerwarnmeldung auf meinen Autobahnbereich gerichtet ist.
- Ruhe bewahren.
- Geschwindigkeit reduzieren.
- Abstand zum Auto vor Ihnen erhöhen.
- Reihen Sie sich auf den rechten Fahrstreifen ein und überholen Sie nicht.
- Bleiben Sie nach Möglichkeit beim nächsten Parkplatz/Rastplatz stehen und warten Sie, bis es Entwarnung gibt.
Das sollten Sie tun, wenn Sie selbst falsch fahren:
- Schalten Sie die Warnblinkanlage und das Abblendlicht ein, damit der Gegenverkehr gewarnt ist
- Halten Sie am nächstgelegenen Fahrbahnrand an
- Ziehen Sie die Warnweste an
- Steigen Sie aus dem Auto und bringen Sie sich hinter der Leitschiene in Sicherheit
- Fahren Sie keinesfalls im Rückwärtsgang zur Auffahrt zurück
- Wenden oder kreuzen Sie keinesfalls die Fahrbahn
Alle Daten über Geisterfahrer-Meldungen werden von der ASFINAG jedes Jahr zusammen mit den Unfalldaten des Innenministeriums analysiert, um Problembereiche erkennen und geeignete Maßnahmen einleiten zu können, wo sie möglich sind. So werden zum Beispiel Anschlussstellen auf Verbesserungen bei der Beschilderung und bei der Bodenmarkierung hin überprüft.
„Wir als Autobahnbetreiber versuchen, mit diesen Maßnahmen Verbesserungen zu erzielen, aber den Faktor Mensch können wir nicht beeinflussen“ so ASFINAG-Verkehrssicherheitsexperte Bernhard Lautner. Es zeigt sich nämlich leider meistens, dass die meisten Falschfahrten auf eklatantes Fehlverhalten zurückzuführen sind. Neben der Aussage, man habe umdrehen müssen, „weil es das Navi so angesagt“ habe, ist die „Fahruntüchtigkeit“ aufgrund von Alkohol, Medikamenten, Drogen oder auch generelle Verwirrtheit der häufigste Auslöser von Falschfahrten.
In fast allen Fällen zeigte sich demnach, dass die Lenkerin oder der Lenker betrunken oder aus anderen Gründen beeinträchtigt und somit fahruntauglich war. Das jüngste Beispiel ist so gesehen typisch: Vier Personen waren am Samstag, den 22. Jänner in einem Pkw auf der S 6 in der Steiermark Richtung Wien unterwegs, aber eben auf der falschen Richtungsfahrbahn – alle vier kamen von einem Skiurlaub und waren alkoholisiert. Zum Glück ohne gravierende Folgen.