Kategorie Energie - 8. Februar 2023

Umweltförderung: Europas leistungsstärkste Großwärmepumpen in Wien angekommen

Großwärmepumpen-Anlage wird mit Hilfe der Umweltförderung im Inland errichtet und soll künftig klimaneutrale Wärme für über 100.000 Wiener Haushalte erzeugen

Wärmepumpen stehen derzeit hoch im Kurs. Besonders sogenannte Großwärmepumpen können den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen beschleunigen und die Wärmewende im großen Maßstab vorantreiben. Eine der leistungsstärksten Europas wird derzeit neben der Kläranlage in Wien-Simmering von der Wien Energie errichtet.

Kürzlich wurden die drei Module der gigantisch anmutenden Wärmepumpe für die erste Ausbaustufe angeliefert. Bereits ab Jahresende soll dort klimaneutrale Fernwärme für bis zu 56.000 Wiener Haushalte erzeugt werden. Dazu wird die Restwärme aus dem Abwasser der Kläranlage genutzt. Im Vollausbau sollen ab 2027 dann bis zu 112.000 Wiener Haushalte darüber mit Fernwärme versorgt werden.

© Wien Energie

Hier komme „100 Prozent lokale, regionale Energie für die Fernwärmeerzeugung zum Einsatz“, so Wien Energie-Geschäftsführer Karl Gruber. Dem gereinigten Abwasser der Kläranlage wird Wärme entzogen und daraus Fernwärme erzeugt. Der dazu benötigte Strom kommt vom nahegelegenen Kraftwerk Freudenau. Die Großwärmepumpe ist so auch ein weiteres Leuchtturmprojekt für die Wärmewende in Wien, das auch durch Mitte der Umweltörderung des Klimaschutzministeriums (BMK) finanziert wird. Wien Energie investiert rund 70 Millionen Euro in das Großprojekt.

Schwerer als ein Blauwal

Im Endausbau besteht die Wärmepumpen-Anlage aus sechs Wärmepumpen. Drei davon stehen jetzt schon in Simmering – sie haben einen langen Weg aus Frankreich hinter sich. Jede der rund zwölf Meter langen, neun Meter breiten und sieben Meter hohen Wärmepumpen bringt ein stolzes Betriebsgewicht von rund 205 Tonnen auf die Waage – deutlich mehr, als ein ausgewachsener Blauwal wiegt. Aktuell findet die Großmontage statt. Dabei werden die Wärmepumpen an ihrem Standort eingerichtet. In den kommenden Monaten werden noch Pumpenanlagen, Rohrleitungen und elektrische Anlagen am Anlagenstandort eingerichtet. Bis zum Jahresende soll die erste Ausbaustufe in Betrieb gehen.

 

Normalerweise fließt das Abwasser nach der Reinigung in den Donaukanal, ab Jahresende macht es davor noch einen Umweg in die Großwärmepumpenanlage von Wien Energie: Dort stehen ab dann drei – im Vollausbau sechs – Wärmepumpen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entziehen. Diese geringe Temperatur kann Wien Energie mit der modernen Technik in der hochkomplexen Anlage nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in die tausenden Wiener Wohnungen, die mit Fernwärme versorgt werden. Wien Energie verwertet so die wertvolle Wärmeenergie im gereinigten Abwasser, die bislang ungenutzt blieb.

Mit über 1.300 Kilometern Länge ist das Wiener Fernwärmenetz eines der größten Europas. Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme noch aus den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz. Etwa ein Drittel der Fernwärme kommt aus der Müllverbrennung, der Rest kommt aus industrieller Abwärme, Biomasse und Erd- und Umgebungswärme. Bis 2040 will die Stadt Wien die Fernwärme komplett mit Energie aus erneuerbaren Quellen betreiben. Neben der Abwärmenutzung durch Großwärmepumpen setzt der städtische Energiedienstleister dabei auch auf die Nutzung von Tiefengeothermie.

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