Zum dritten Mal wurde in diesem Jahr der K3-Preis für Klimakommunikation vergeben. In drei Kategorien wählte die Jury insgesamt acht Projekte aus, davon zwei aus Österreich. Allesamt zeigten: Die Lücke zwischen Wissen & Handeln beim Klimaschutz lässt sich überwinden
Seit 2021 zeichnet der K3-Preis Projekte und Initiativen aus, die es mit innovativen Kommunikations-Formaten schaffen, Menschen zum Klimaschutz zu motivieren. Mehr als 140 Bewerbungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gingen in diesem Jahr ein. 22 davon schafften es auf die Shortlist. Acht von ihnen hat eine zehnköpfige Jury aus Wissenschaft, Kultur, Medien, Politik und Gesellschaft ausgewählt: Sie sind nicht nur beispielhaft für gelungene Klimakommunikation; sie zeigen auch, dass sich die Lücke zwischen Wissen und Handeln, zwischen Problembewusstsein und Problemlösung mit den richtigen Ideen überwinden lässt.
Die Projekte nahmen ihre Auszeichnung am 13. Juli im Museum für Kommunikation in Frankfurt/Main entgegen. Dort läuft noch bis zum 27. August die Ausstellung „Klima_X“. Auch sie stellt die Frage, wie wir unsere Untätigkeit in Sachen Klima überwinden können. Aus Frankfurt wandert „Klima_X“ Ende August nach Berlin ins dortige Museum für Kommunikation. Geich zwei 1. Preise gingen nach Österreich, das Netzwerk Klimajournalismus konnte diesen in der Kategorie Klimajournalismus einheimsen, bei der Wissenschaftskommunikation ging der 1. Preis an Thomas Brudermann mit dem Projekt „Klimaausreden“.
Der K3-Preis wird in drei Kategorien verliehen und ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert: Pro Kategorie gibt es 4.000 Euro für den ersten und 1.000 Euro für den zweiten Preis. Träger der Auszeichnung sind sieben Institutionen aus den Bereichen Wissenschaft und Klimakommunikation, neben klimafakten.de das Climate Change Center Austria (CCCA), das Deutsche Klimakonsortium (DKK), klimaaktiv, die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz/Pro Clim und das National Center für Climate Services Schweiz (NCCS).
Klimakodex für Qualitätsmedien
In der vom österreichischen Klimaschutzministerium (BMK) über seine Klimaschutzinitiative klimaaktiv gestifteten Kategorie Klimajournalismus werden journalistische bzw. redaktionelle Projekte und (umgesetzte) Konzepte, Berichterstattungsformate, Artikelserien, Sendereihen etc. prämiert, ausgezeichnet wurden heuer die Aktivitäten des Netzwerks Klimajournalismus Österreich.
Das Netzwerk Klimajournalismus Österreich will die Klimaberichterstattung im Land vorantreiben und unterstützt Journalist:innen seit Oktober 2020 dabei, in ihren Medien Klimathemen umzusetzen. Der Newsletter, in dem das Netzwerk jeden Monat über gelungene (und weniger gelungene) Klimaberichterstattung im deutschsprachigen Raum informiert, zählt bereits mehrere hundert Abonnent:innen. Zum Angebot gehören außerdem monatliche Stammtische mit wissenschaftlichen und journalistischen Inputs, Presse-Briefings zu klimapolitischen Events wie den jährlichen UN-Klimagipfeln und Workshops für Nachwuchsjournalist:innen.
Im Mai 2023 hat das Netzwerk außerdem den Klima-Kodex veröffentlicht – eine „Leitlinie für angemessene, klare und konstruktive Klimaberichterstattung“, die sich an Redaktionen richtet. Zu den bisherigen Unterzeichnern gehören unter anderem die Austria Press Agentur (APA), die Gratis-Tageszeitung Heute, die Wiener Zeitung und das Magazin DATUM. Mit ihrer Unterschrift verpflichten sie sich dazu, Klimajournalismus angemessenen Platz und ausreichende Ressourcen zur Verfügung zu stellen, auf Basis wissenschaftlicher Fakten, mit akkuraten Begriffen und Bildern zu berichten, die Klimakrise nicht zu verharmlosen und als themen- und ressortübergreifende Dimension zu begreifen. Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz sieht den Klima-Kodex als „Anstoß, der Klimakrise mehr Platz in der Berichterstattung zu geben“.
Daneben wurde gemeinsam mit dem deutschen Netzwerk Klimajournalismus eine „Klimacharta“ entwickelt, die von einzelnen Journalist:innen unterzeichnet werden kann – in Österreich haben dies bereits mehr als 150 getan, länderübergreifend 450. Eine weitere Kooperation mit dem deutschen Netzwerk startet im August: Im „5vor12 Klima-Briefing“ geben jeden Mittwoch von 11.55 bis 13 Uhr Fachleute Einblick in ihre Klimaforschung – von Kipppunkten im Klimasystem über Lobbyismus im Verkehrssektor bis hin zu Degrowth. Ziel ist es, Medienschaffende zu neuen Recherchen zu inspirieren und mit Missverständnissen aufzuräumen.
Ausgezeichnete Klimapsychologie
Einen weiteren 1. Preis konnte das Projekt „Klimaausreden“ in der Kategorie wissenschaftliche Klimakommunikation zu Wissen, Einordnen, Debattieren für Klimakommunikationsformate aus Wissenschaft und Forschung erringen.
Ausreden, um sich klimaschädlich zu verhalten, gibt es viele: Ich esse doch schon vegetarisch. Zugfahren ist sooo umständlich. Was nützt alles, wenn China weiter Kohlekraftwerke baut? Und so weiter. In ihrem Projekt „Klimaausreden“ knöpfen sich Thomas Brudermann und Annechien Hoeben solche und ähnliche Aussagen vor – und erklären fachlich fundiert und mit Humor, was aus psychologischer Sicht dahintersteckt.
Zum Beispiel das Phänomen des „moral licensing“ (zu Deutsch etwa: „moralischer Freifahrtschein“): Weil ich meinen Müll trenne, darf ich mir eine kleine Flugreise ja wohl gönnen, oder? In der Realität wiegen solche verhältnismäßig kleine klimafreundliche Alltagshandlungen den Klimaschaden durch einen Flug zwar bei weitem nicht auf. „Gefühlsmäßig geht sich das aber aus“, sagt Thomas Brudermann, Psychologie-Professor an der Universität Graz, in der Forschung ist dieser Effekt vielfach beschrieben.
In den sozialen Medien, auf klimapsychologie.com und in seinem Sachbuch „Die Kunst der Ausrede“ räumt Brudermann mit gängigen Mechanismen auf, mit denen wir uns so oft vor mehr Klimaschutz drücken. Zentraler Bestandteil sind dabei die Illustrationen, die seine Kollegin Annechien Hoeben gestaltet und mit denen die Ausreden lebendig werden. Da ist zum Beispiel „Aber-Hans“, der ständig mit dem Finger auf andere zeigt. Oder „Traditions-Hanna“, die unter keinen Umständen ein Öko-Hippie sein will.
Die oft lustigen Bildchen, die sich unter „Creative Commons“-Lizenz kostenfrei nutzen lassen, tragen einen wichtigen Teil dazu bei, dass das Projekt „Klimaausreden“ ohne moralischen Zeigefinger daherkommt. Ohnehin finden Brudermann und Hoeben, dass der Einsatz gegen die Klimakrise auch Spaß machen darf: „Trotz oder gerade wegen der Ernsthaftigkeit des Themas ist für uns Humor ein zentrales Element, um Ohren und Herzen der Menschen zu öffnen.“
Ausführliche Infos zu allen weiteren prämierten Projekten gibt es auf der K3-Preis-Website.