Kategorie Innovation & Technologie - 29. Mai 2024

Circular Economy Summit: »Kreislaufwirtschaft bedeutet Klimaschutz«

Expertinnen diskutierten, wie Österreich seine Position im internationalen Wettbewerb durch Innovation und Kreislaufwirtschaft stärken kann

Mit dem Fokus auf „Circular Leadership and Policy“ öffnete Österreich am 28. Mai 2024 seine Tore für den zweiten Circular Economy Summit Austria des Klimaschutzministeriums (BMK).Kreislaufwirtschaft bedeutet Klimaschutz. Der Circular Economy Summit ist die richtige Plattform, um uns international zu vernetzen, von Best Practice Beispielen zu lernen und die Kreislaufwirtschaft in Österreich voranzubringen. Zudem bietet der Summit eine einzigartige Gelegenheit, Österreich als Partner für die Zukunft der Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie über unsere Grenzen hinaus sichtbar zu machen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bei der Eröffnung, wo Expertinnen aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft aus mehr als zehn Ländern vor 400 Teilnehmerinnen diskutierten, welche politischen Rahmenbedingen und Finanzierungsmodelle notwendig sind, um Österreichs Position im internationalen Wettbewerb durch Innovation und Kreislaufwirtschaft zu stärken.

 

Um ein gutes Leben innerhalb planetarer Grenzen zu sichern, ist ein schonender Umgang mit den vorhandenen Ressourcen entscheidend. „Kreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling“, betonte Manfred Renner, Leiter des deutschen Fraunhofer Instituts UMSICHT, in seiner Keynote, „sie ist ein entscheidender Baustein für unsere Zukunft“. Ein wichtiges Fundament für die rasche Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft sind Forschungsprojekte mit österreichischer Beteiligung, die am Summit ausgestellt wurden. 20 Unternehmen, darunter elf Start-ups, präsentierten ihre Kreislaufwirtschaftsaktivitäten.

Stockerl-Platz in europäischer Kreislaufwirtschaft

In hochkarätig besetzen Panels wurden Best Practice Beispiele aus der ganzen Welt vorgestellt. Wie die internationalen Beispiele verdeutlichen, sind private Investitionen neben Unterstützungsleistungen durch die öffentliche Hand unerlässlich für die Etablierung einer zirkulären Wirtschaft“, betont Karin Huber-Heim, Vorsitzende der Task Force Circular Economy der Bundesregierung und verweist auf einen Vorreiter: „Den Niederlanden ist es gelungen, trotz limitierter Boden- und Rohstoffressourcen, durch intelligente und sorgfältige Verwendung Wohlstand zu generieren. Österreich ist derzeit auf Platz 7 im EU-Vergleich. Unser aller Ziel muss ein Stockerl-Platz sein. Dafür ist die Kooperation sämtlicher relevanter Akteur:innen entscheidend“

 

Reparaturbonus wird erweitert

Auf dem Summit verkündete Klimaschutzministerin Leonore Gewessler auch die Einlösung von über einer Million Reparaturbons. Aufgrund des großen Erfolgs wird das Klimaschutzministerium zusätzlich zu den 130 Mio. Euro von NextGenerationEU den Reparaturbonus mit nationalen Mitteln in der Höhe von 124 Millionen Euro fördern und um eine Produktklasse erweitern. Der österreichische Reparaturbonus gilt mittlerweile als europäisches Erfolgsmodell. Gewessler zeigt sich erfreut: „Über eine Million Reparaturbons zeigen: Die Menschen in Österreich wollen in einer Welt leben, in der wir sorgsam mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt umgehen. Daher freue ich mich sehr, dass wir den beliebten Reparaturbonus auch 2024 und 2025 fortsetzen und ihn um Fahrräder erweitern werden“

Wir stehen vor enormen Herausforderungen. Die Auswirkungen unseres Ressourcenverbrauchs sind eng mit der Klimakrise, Umweltverschmutzung und Bedrohung der Artenvielfalt verbunden. All diese Signale zeigen uns schonungslos die Grenzen unseres derzeitigen Wirtschaftens auf. Es ist höchste Zeit, dass wir dem Modell der ineffizienten Nutzung von Ressourcen und Energie durch eine lineare Wirtschaft ein Ende setzen.

Eine echte Kreislaufwirtschaft respektiert unsere planetarischen Grenzen, reduziert unsere Importabhängigkeit deutlich und stärkt damit die Resilienz der österreichischen und europäischen Wirtschaft. Dieses Modell bietet einen vielversprechenden Weg in die Zukunft und verwandelt unsere aktuellen Herausforderungen in Chancen und Innovationen.

Der „Circular Economy Summit Austria 2024“ des BMK wurde vom Circular Economy Forum Austria organisiert. Das Forum ist Österreichs größte unabhängige Stakeholder-Plattform zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Es unterstützt Unternehmen auf dem Weg in die zirkuläre Wirtschaft und verbindet Akteure zur Schaffung von innovativen Wertschöpfungskreisläufen.

41 Millionen Euro für Kreislaufwirtschaft vom BMK

Das Klimaschutzministerium stellt für das Jahr 2024 insgesamt 41 Millionen Euro an Fördermitteln für Projekte aus dem Bereich Kreislaufwirtschaft zur Verfügung. Kreislaufwirtschaft, also die möglichst sparsame Verwendung, die Wiederverwendung und Verwertung wertvoller Ressourcen, ist ein wichtiger Eckpfeiler im Kampf gegen die Klimakrise. Ende 2022 hat die Bundesregierung eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen, die nun mit dieser Förderschiene weiter umgesetzt wird.

Neben Projektförderungen für nachhaltiges Design, die Verwertung von Textilien oder die Weiterverarbeitung von Abfällen wird eine neue Förderschiene spezifisch für sozialökonomische Betriebe (SÖB) eingerichtet, die im Bereich Kreislaufwirtschaft tätig sind. Diese Betriebe sind gemeinnützige soziale Unternehmen, die Arbeitsplätze für arbeitsmarktferne und langzeitbeschäftigungslose Menschen zur Verfügung stellen. In diesen Unternehmen können neben Investitionen auch beispielsweise Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter:innen gefördert werden.

Eine Einreichung ist bis 15. Juli bzw. bis zur Ausschöpfung der Mittel möglich.  

Die vier Förderkategorien im Überblick: 

  1. Investitionen im Zusammenhang mit der Entwicklung (Machbarkeitsstudie) und Implementierung von nachhaltigem Design und der Ausgestaltung von Produktionsprozessen, Produkten und Produktnutzung im Sinne der Kreislaufwirtschaft – zirkuläres Design
  2. Investitionen im Zusammenhang mit nachhaltigem Design, der nachhaltigen Produktion, ReUse und dem Recycling von Textilien einschließlich Bettmatratzen
  3. Investitionen im Zusammenhang mit der stofflichen Verwertung von Abfällen aus dem Bausektor bzw. für die Baustoffindustrie sowie mit der stofflichen Verwertung von Faserverbundwerkstoffen. Anlagen zum Recycling von glasfaserverstärkten Kunststoffen
  4. Investitionen, immaterielle Maßnahmen und laufende Kosten im Zusammenhang mit der Sammlung, Sortierung, Vorbereitung zur Wiederverwendung, ReUse und Refurbishment von Textilien, Möbeln und elektrischen und elektronischen Geräten (richtet sich an sozialökonomische Betriebe)

„Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft braucht nicht nur eine Energiewende, sondern auch eine Rohstoffwende. In Zukunft wird keine Branche und kein Wirtschaftssektor an der Kreislaufwirtschaft vorbeikommen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Wir wollen hier ganz vorne dabei sein und Unternehmen bei ihren Projekten unterstützen. Dass wir mit dieser Förderung auch spezifisch sozialökonomische Betriebe unterstützen können, ist besonders wichtig – denn sie leisten bereits jetzt einen wertvollen Beitrag für Ressourcenschonung und helfen somit im Kampf gegen die Klimakrise.“

Für die Projektkategorie eins stehen zehn Millionen Euro, für die Kategorien zwei bis drei 21 Millionen Euro und für die Projektkategorie vier zehn Millionen Euro zur Verfügung.

Weitere Informationen unter: https://www.umweltfoerderung.at/betriebe