Kategorie Klima- & Umweltschutz - 26. Juni 2024
Sensationsfund: »Weißer Waldportier« nach 104 Jahren in Vorarlberg wiederentdeckt
Erstmals seit 1919 ist der Schmetterling „Weißer Waldportier“ in Vorarlberg wieder nachgewiesen worden. Der Fund in einem Wald oberhalb von Dornbirn gelang einer Teilnehmerin am Citizen-Science-Projekt „Schmetterlinge Österreichs“ im vergangenen Juli, wie die Stiftung „Blühendes Österreich“ berichtete. 25.000 Hobby-Schmetterlingsbeobachter haben vergangenes Jahr an die 124.000 Falter dokumentiert, wie die Jahresauswertung des Projekts zeigte.
Der sensationellste Fund war dabei der „Weiße Waldportier“ (Brintesia circe). Er tummelt sich bevorzugt in warmen, sonnigen Lebensräumen wie Trockenrasen und lichten Wäldern. Der großflächige Rückgang der Art wird dementsprechend oft mit der intensiveren Landnutzung in Verbindung gebracht. Dass er nun in Vorarlberg wieder nachgewiesen wurde, sieht Peter Huemer, Vorstand von „Blühendes Österreich“ und Kustos der naturwissenschaftlichen Sammlung an den Tiroler Landesmuseen, als bemerkenswerte Entdeckung: „Die erste Sichtung seit 1919 lässt hoffen, dass es trotz des drastischen Rückgangs der Schmetterlingspopulationen in den letzten Jahrzehnten für einige Arten noch fünf vor zwölf ist. Das ist ein dringender Weckruf, unsere Anstrengungen im Naturschutz zu verstärken.“
Schmetterlinge als Anzeichen für intakte Umwelt
Schmetterlinge gelten als Indikatoren für intakte Ökosysteme und spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung. Sie brauchen geeignete Lebensräume und Nahrungspflanzen und leiden unter dem Einsatz von Pestiziden. Möglichst viel Naturbelassenheit, auch in Gärten, unterstützt das Überleben der zarten Insekten. Rund die Hälfte der 4.070 in Österreich vorkommenden Schmetterlingsarten ist in ihrem Bestand gefährdet.
Im Europavergleich gehört Österreich aber noch zu den schmetterlingsreichsten Ländern, teilte „Blühendes Österreich“ unter Berufung auf die Jahresauswertung 2023 des Citizen-Science-Projekts mit. 123.946 Schmetterlinge wurden vergangenes Jahr von über 25.000 Schmetterlingsfreunden fotografiert und über die App des Projekts gemeldet.
Neben dem „Weißen Waldportier“ haben die Laien-Schmetterlingsforscher auch stark gefährdete Arten wie den „Thymian-Bläuling“ (Pseudophilotes vicrama, Steiermark und Niederösterreich) und den „Kleinen Wander-Bläuling“ (Leptotes pirithous) gesichtet. In Ostösterreich wurde außerdem vermehrt der „Östliche Große Fuchs“ (Nymphalis xanthomelas) nachgewiesen. Am häufigsten gemeldet wurde wie bereits 2022 das „Große Ochsenauge“ (5.384 Meldungen), gefolgt vom „Admiral“ (3.855 Meldungen) und vom „Zitronenfalter“ (3.584 Meldungen).
Insgesamt wurden 173 Tagfalterarten verzeichnet, das sind etwa 80 Prozent der bisher in Österreich nachgewiesenen Arten. Die meisten Tagfalterarten wurden aus Niederösterreich gemeldet (136), gefolgt von der Steiermark (118), Kärnten und Vorarlberg (je 117) und Tirol (116).