Kategorie Innovation & Technologie - 10. Oktober 2024

Wie grünt die Zukunft der Chemiewirtschaft in Österreich?

Als Grüne Chemie wird gemeinhin jene Art von Chemie bezeichnet, die versucht, Umweltverschmutzung einzudämmen, Energie zu sparen und so möglichst umweltverträglich zu produzieren. Ein ganzheitlicher Ansatz, der das Konzept Nachhaltigkeit in das chemische Denken integrieren und in der Chemiebranche etablieren möchte. Dabei soll möglichst der gesamte Prozess vom Design und der Entwicklung eines neuen Stoffes über die Herstellung und Produktion, die Verarbeitung und die Verwendung bis zur Wiederverwendung oder Entsorgung betrachtet werden.

In Österreich wird sehr fleißig an der Verankerung der Nachhaltigkeit in der Chemiewirtschaft gearbeitet. So wurde zu diesem Zweck im Klimaschutzministerium (BMK) ein nationales Programm zur Grünen Chemie entwickelt. In den vergangenen Jahren konnte, besonders vorangetrieben durch den Green Deal der Europäischen Kommission, bereits ein Bündel unterschiedlicher Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden. Dabei spielt auch die von Umweltbundesamt und BMK gegründeten Plattform Grüne Chemie – Zukunft:Chemie ein große Rolle. Darin arbeiten Expertinnen aus unterschiedlichen Bereichen, die mit Chemie und Chemikalien zu tun haben, an einer nachhaltigen Entwicklung der Chemiewirtschaft in Österreich. Ein aktueller Bericht präsentiert nun erstmals Fortschritte und Vorzeigebeispiele.

Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Verena Ehold bestätigt die wichtige Rolle der Expertinnen-Organisation: „Energieeffizient, ressourcenschonend, gesundheits- und umweltverträglich zu sein – das sind die Ziele der Grünen Chemie. Mit der Plattform Grüne Chemie präsentieren wir stolz erste Maßnahmen zur gemeinsamen Umsetzung einer nachhaltigen Transformation der Chemiewirtschaft. Das Masterprogramm Green Chemistry ist dabei zentral und eröffnet spannende green jobs Chancen.“

Ausbildung ein Schlüssel für grüne Chemiewirtschaft

Der Fortschrittsbericht zeigt, dass völlig neue Ansätze und Konzepte in allen Phasen des Lebenszyklus von  Chemikalien erforderlich sind. Günstiges toxikologisches Profil, regenerierbare Rohstoffbasis, und hohe Ressourceneffizienz bei Synthese und Anwendung sind Schlüsselelemente der Grünen Chemie. Wie der Bericht zeigt, konnten Fortschritte in den Bereichen chemisches Recycling, Entwicklung alternativer Textilfasern, Forschung zu nachwachsenden Rohstoffen oder zur Herstellung umweltfreundlicherer Farbstoffe erreicht werden. Darüber hinaus konnten für die Plattform Grüne Chemie – Zukunft:Chemie auch ökologisch engagierte Unternehmen – von großen Konzernen bis zu Start-ups –gewonnen werden, die sich auf alternative Produktionsmethoden und nachhaltige Rohstoffe zur Substitution traditioneller petrochemischer Prozesse spezialisiert haben.

Wichtige Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung in der Chemieindustrie ist die Ausbildung von jungen, kompetenten und engagierten Fachleuten, die die Konzepte der Grünen Chemie kennen und ihr Wissen einsetzen können. Die Aktivitäten im Bereich des primären und sekundären Bildungssektors und die Schaffung eines eigenen Masterprogramms „Green Chemistry“ in Kooperation dreier Wiener Universitäten sind Erfolgsstorys auf ganzer Linie.

Der Plattform Grüne Chemie – Zukunft:Chemie ist es auch gelungen, maßgebliche österreichische Wissenschafter:innen aus Grundlagenforschung und angewandter Forschung zur Grünen Chemie zusammenzuführen. Sie legen in so unterschiedlichen Arbeitsfeldern wie Bioraffination, Ligninvalorisierung, Biokatalyse oder Grüne Prozesstechnik und -bewertung die Basis für die künftigen technologischen Innovationen in der Chemikalienherstellung und -anwendung.

Die Plattform unterstützt durch ihre Ansätze auch verschiedene politische und strategische Initiativen, wie die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs), das 7. EU-Umweltprogramm zur „giftfreien Umwelt“; das Null-Schadstoff-Ziel und die Kreislaufwirtschaftsstrategie der EU.

Internationaler Global Chemical Leasing Award

Ein Beispiel für die Umsetzung der Grünen Chemie ist der auf internationaler Ebene gemeinsam mit der UNIDO ins Leben gerufene „Global Chemical Leasing Award“. Er wird heuer zum 6. Mal verliehen. Chemical Leasing ist das weltweit erfolgreichste Geschäftsmodell, das effizienten Chemikalieneinsatz in der gesamten Wertschöpfungskette sicherstellt. Bewerbungen für den Global Award sind bis Jahresende möglich, die Verleihung erfolgt Anfang kommenden Jahres im Rahmen einer internationalen Tagung zur Grünen Chemie. Diese wird die UNIDO gemeinsam mit der Yale University ausrichten.

Plattform Grüne Chemie – Zukunft:Chemie 2018 wurde die nationale Plattform vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt ins Leben gerufen. Die Plattform soll Expertinnen zusammenbringen, die das Konzept der Nachhaltigkeit von Chemikalien in der Gesellschaft verankern und sektorenübergreifend in den Chemiebereich integrieren. Dabei sollen insbesondere Ziele wie Energieeffizienz, Ressourcenschonung, Gesundheitsverträglichkeit und Umweltfreundlichkeit verfolgt und in der chemischen Industrie weiter etabliert werden.

SERVICE:

Fortschrittsbericht Grüne Chemie (bmk.gv.at)

Plattform Grüne Chemie Österreich 

Global Chemical Leasing Award

Veranstaltung Grüne Chemie – Zukunft:Chemie