Kategorie Mobilität - 3. Dezember 2016

Die Alkohol-Wegfahrsperre

Jedes Jahr wird in Österreich rund 26.000 Personen der Führerschein wegen Alkohol am Steuer entzogen. Mehr als ein Viertel dieser Lenkerinnen und Lenker – rund 7.000 – fahren auch ohne Führerschein weiter. Rund 4.000 davon setzen sich wieder betrunken ans Steuer. Alkohol-Wegfahrsperren (Alkolocks) können das verhindern.

Viele Fahrerinnen und Fahrer, denen der Führerschein aufgrund eines Alkoholdelikts entzogen wird, sind auf den Führerschein angewiesen und denken sich: „Ich werde schon nicht erwischt.“ Fast alle alkoholisierten Schwarzfahrten werden von Lenkerinnen und Lenkern begangen, denen der Führerschein wegen Alkohol am Steuer entzogen wurde. Alkolocks sollen diese Rückfallquote senken. Betroffene können ihr Fahrzeug erst starten, wenn sie die Atemluftprobe bestanden haben.

Fragen und Antworten rund um den Alkolock

RECHTLICHES

Wann kommt der Alkolock zum Einsatz?

Wird einer Person der Führerschein wegen Alkohol am Steuer abgenommen, kann sie durch den Einbau eines Alkolock die Lenkberechtigung früher zurückbekommen.

Für wen kommt das „Alternative Bewährungssystem“ (ABS) Alkolock infrage?

Der Alkolock ist nur bei Alkoholdelikten ab 1,2 Promille (Entzugsdauer mindestens 4 Monate) und nur für die Klasse B (und BE) möglich. Die Teilnahme ist freiwillig als Alternative zum Führerscheinentzug.

Ab welchem Zeitpunkt können Betroffene teilnehmen?

Nach der Hälfte der Entziehungsdauer kann die restliche Zeit durch die Teilnahme am Alkolock-Programm ersetzt werden. Für den Zeitraum der doppelten restlichen Entziehungsdauer (mindestens aber sechs Monate) dürfen nur Fahrzeuge mit Alkolockgerät gelenkt werden und zusätzlich müssen die TeilnehmerInnen in zweimonatigen Abständen Mentoringgespräche besuchen.

Wo wird vermerkt, dass der/die LenkerIn an dem Alkolock-Programm teilnimmt?

Der Zahlencode 69 (Einschränkung auf Fahrzeuge mit Alkolock) wird im Führerschein vermerkt. Der Führerschein wird neu ausgestellt.

Was passiert bei Verstößen?

Verstöße wie z.B. der Versuch, das Gerät zu deaktivieren, Alkohol in der Atemluftprobe, Überschreitung von Fristen für das Mentoringgespräch etc. können zum Ausschluss aus dem Programm und somit zum Entzug des Führerscheins für die restliche Dauer führen.

Was passiert, wenn ich z.B. noch den Motorradführerschein oder den Lkw-Führerschein besitze?

Der Führerscheinentzug gilt für alle Kategorien.

 

PRAKTISCHES

Wie funktioniert die Alkohol-Wegfahrsperre technisch?

Nach Einschalten der Zündung muss in das Mundstück des Geräts geblasen werden. Das Gerät misst die Alkoholkonzentration in der Atemluft. Übersteigt der Messwert die zulässige Grenze, blockiert die Zündung.

Wie wird verhindert, dass das Fahrzeug trotz zu hohem Promillegehalt in Betrieb genommen wird?

Die Zündung wird blockiert und das Auto kann nicht gestartet werden. Bei Nachkontrollen während der Fahrt wird der Motor nicht blockiert, aber das Ignorieren der Aufforderung erneut zu blasen wird registriert.

Ist Atemluft ein ausreichendes Kriterium für die Bestimmung des Promillegehalts?

Ja. Der zulässige Alkoholgehalt der Atemluft ist, ebenso wie der zulässige Blutalkoholgehalt, gesetzlich geregelt. Auch die Alkomaten der Polizei messen den Alkoholgehalt der Atemluft.

Reagiert das Gerät auch auf Zuckerln mit Alkohol?

Ja. Es wird empfohlen, mindestens 15 Minuten vor der Fahrt keinen Alkohol zu konsumieren (gleichgültig ob Getränk oder Süßigkeit) und keine Mundspülungen zu verwenden, damit das Gerät korrekt messen kann.

Sind die Alkohol-Wegfahrsperren technisch ausgereift?

Ja, die Technik ist seit Jahren erprobt.

Wie hoch ist die Fehleranfälligkeit bei Messungen?

Extrem gering. Es gibt genaue Vorgaben, die die meisten Hersteller als Mindeststandards ansehen. In der Praxis sind die Geräte oft genauer. Es wird auch sichergestellt, dass andere Substanzen (z.B. Aceton bei DiabetikerInnen, Kohlenmonoxid bei RaucherInnen etc.) kein Blockieren auslösen.

Ist das Gerät auch zum Nachweis von Drogen einsetzbar?

Nein. Das Gerät dient ausschließlich der Feststellung von Alkohol in der Atemluft.

Welche Anbieter gibt es?

Es gibt mehrere Anbieter für Alkolocks. In Österreich zum Beispiel Dräger Safety.

 

EINBAU & VERWENDUNG

Wo ist das Gerät angebracht?

Das Gerät selbst wird üblicherweise verdeckt unter dem Armaturenbrett eingebaut und ist nicht sichtbar. Das Handstück bewahrt der/die FahrerIn dort auf, wo er/sie möchte, zum Beispiel in der Mittelkonsole.

Wie wird das Gerät betrieben? Mit Strom aus der Autobatterie?

Ja. Aber das Gerät wird nicht direkt an die Batterie angeschlossen, sondern an andere (zumeist schwerer zugängliche) Teile der Elektrik.

Ist der Einbau in jedes Fahrzeug möglich?

Ja. Nur bei sehr alten Modellen oder Sondermodellen kann es zu Schwierigkeiten kommen.

Wie lange dauert der Einbau?

Der Einbau der Wegfahrsperre dauert ca. ein bis zwei Stunden und wird in der Werkstätte gemacht.

Ist ein serienmäßiger Einbau in Fahrzeuge denkbar?

Ja. Ein Automobilkonzern bietet bereits die Option an, Fahrzeuge mit eingebauter Alkohol-Wegfahrsperre zu liefern.

Wo muss man hineinblasen?

Es gibt ein Handstück, an dem sich ein Mundstück befindet – in dieses wird hineingeblasen. Die Mundstücke können gereinigt werden.

Wie oft kann der/die FahrzeuglenkerIn den Atemtest durchführen?

Die Anzahl an Wiederholungen ist nicht begrenzt. Zwischen den Versuchen muss mindestens eine Minute liegen. Diese Zeitdauer kann je nach Vorgaben verlängert werden (üblicherweise 15-30 Minuten).

Wie werden die Daten des Geräts ausgelesen bzw. ausgewertet?

Je nach Hersteller entweder über Kabel, Infrarot-Schnittstelle oder GPRS.

MANIPULATION

Kann man die Alkohol-Wegfahrsperre manipulieren bzw. ausbauen?

Manipulationen kann man nie ganz ausschließen, sie sind aber sehr schwer. Der Versuch einer Manipulation wird aufgezeichnet und führt zu einem Blockieren der Zündung (außer das Auto ist im Fließverkehr).

Kann jemand anderer als der/die FahrzeuglenkerIn in das Gerät blasen und so die Wegfahrsperre umgehen?

Während der Fahrt werden zu zufälligen Zeitpunkten Kontrolltests verlangt. Hat eine dritte Person zum Starten des Autos hineingeblasen, fällt die Manipulation während der Fahrt auf.

Betrugsversuche wie z.B. Luft aus einem Luftballon oder Luft aus einer Luftpumpe werden vom Gerät erkannt und als ungültiger Blasversuch gewertet.

ERFAHRUNGEN aus anderen Ländern

Gibt es Länder, in denen bereits Alkolocks bei alkoholauffälligen LenkerInnen eingesetzt werden?

Ja. In Schweden sind Alkolocks bereits seit mehreren Jahren im Einsatz. Auch in Belgien, Frankreich, Dänemark, Kanada, Australien und den USA wurden bereits seit mehreren Jahren Erfahrungen gesammelt. In anderen Ländern wie Irland und er Schweiz sind Gesetze in Vorbereitung. In Deutschland und Norwegen gibt es Pilotversuche.

Wie werden Alkohol-Wegfahrsperren in diesen Ländern eingesetzt?

Die LenkerInnen nehmen an Programmen teil, in denen die Alkohol-Wegfahrsperre den Führerscheinentzug verkürzt oder komplett ersetzt. Die Daten des Geräts werden regelmäßig ausgelesen, um sicherzustellen, dass die Teilnehmenden in Bezug auf Alkohol regelkonform verhalten. Begleitende Rehabilitationspogramme sind die Regel.

Wie sind die Ergebnisse?

Die Erfahrungen sind generell sehr positiv. Erforderlich für positive Ergebnisse ist jedoch die ständige Begleitung der TeilnehmerInnen.