Kategorie Innovation & Technologie - 14. Juli 2020
Antriebstechnologien: Irmtraut Meister ist FEMtech-Expertin des Monats
Irmtraut Meister ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Juli. Sie ist im Bereich Motor- & Hybridtechnik am Magna Powertrain Engineering Center Steyr als Ingenieurin in der Motorkalibration tätig, wo sie und ihr Team für die funktionale Entwicklung von Antriebsstrangkomponenten zuständig sind.
„Mich fasziniert es, zu verstehen, wie ein Fahrzeug am Stand der Technik entwickelt wird“, so Irmtraut Meister über ihren persönlichen Antrieb, in der Automobilbranche zu arbeiten. „Hinter jedem kleinen Detail stecken komplexeste Prozesse und Entscheidungen, vom Konzept, über die Simulation, technische Umsetzbarkeit, Lieferbarkeit und Zuverlässigkeit von Bauteilen, bis zur Integration ins Gesamtfahrzeug und Absicherung gegen alle möglichen Fehlerfälle.“
Rüstzeug für die komplexe Materie erhielt Meister mit einem Diplomstudium der Mechatronik an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), ein Fach, welches ihrer Meinung nach durch die Integration von Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Automatisierungstechnik dafür prädestiniert und entsprechend breit aufgestellt ist. Dadurch sei es möglich, komplexe Systeme in ihrer Gesamtheit zu verstehen, sich bei Bedarf aber auch gründlich in Details einzuarbeiten. „Das macht diese Disziplin aus meiner Sicht so spannend und hat mir die Entscheidung sehr leicht gemacht.“
Nach dem Studium gelang Meister der Schritt in die Automobilindustrie. „Die Zukunft der Mobilität ist nach wie vor eine der wesentlichen Fragen unserer Gesellschaft. Es ist daher auch eine spannende Aufgabe, an dieser Entwicklung beteiligt zu sein“, ist Meister überzeugt. Zunächst begann sie als Versuchsingenieurin bei der hofer forschungs- und entwicklungs GmbH zu arbeiten, wo sie sich auch in der Hochvolt-Ausbildung (HV3) für das Arbeiten an Elektro- und Hybridfahrzeugen unter Spannung qualifizierte. „Dort lagen meine Aufgaben als Verantwortliche für Messtechnik und Prüfstandsautomatisierung insbesondere in der Messdatenerfassung und -analyse von Getrieben und Prototypenfahrzeugen“, so Meister.
Parallel absolvierte sie berufsbegleitend ein Masterstudium in Mechatronik und Wirtschaft an der Fachhochschule Wels, welches sie mit einer Masterarbeit über die Fahrdynamik von Elektrofahrzeugen abschloss. Meister konnte so mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Ich konnte mein Diplom trotz Vollzeitjob abschließen, mich in meiner Zielbranche spezialisieren, und wertvolle Einsichten über den technischen Tellerrand hinaus gewinnen – wie beispielsweise in die Betriebswirtschaft und ins Projektmanagement.“
Erst kürzlich wechselte sie zum Magna Powertrain Engineering Center Steyr (ECS) nach St. Valentin, wo sie nun im Bereich Motor- & Hybridtechnik als Entwicklerin tätig ist. Das ECS ist einer der Hauptentwicklungsstandorte für elektrische Antriebe innerhalb von Magna. Sie und ihr Team arbeiten dort an der Fahrzeug-Feinabstimmung. „Wir sind auf die Entwicklung und Applikation sowie das Testing von Gesamtfahrzeugen und Antriebsstrangkomponenten spezialisiert.“ Die umfangreichen Tests sollen in Auslegung, Funktion und Lebensdauer auf Prüfständen die Anforderungen auch hinsichtlich der Klima- und Marktbedingungen optimal erfüllen. „Aktuell arbeite ich an einer Fahrzeugneuentwicklung mit, bei der wir am ECS bereits die ersten Prototypen in Betrieb genommen haben. Mein Team übernimmt dabei die funktionale Entwicklung einiger Fahrzeug-Teilsysteme, in Abstimmung mit unserem Schwesternstandort und unseren Entwicklungspartnern.“
Das FEMtech Interview mit Imrtraut Meister finden Sie dieses Mal hier:
» Was steht auf Ihrer Visitenkarte?
DIin Irmtraut Meister
Engineer Cross Functions – Engine & Hybrid Systems
Magna Powertrain
ENGINEERING CENTER STEYR
Was braucht es Ihrer Meinung nach noch, damit mehr Mädchen und Frauen in Naturwissenschaft und Technik Fuß fassen?
Das ist eine gute Frage. Wir können beobachten, dass sich in anderen Ländern bereits eine wesentlich heterogenere Verteilung im naturwissenschaftlich-technischen Bereich etabliert hat. Das alleine entkräftet schon die meisten Vorurteile und zeigt, dass wir als Gesellschaft in diesem Punkt noch Luft nach oben haben. Ich denke, wenn alle Kinder unvoreingenommen in ihren Interessen gefördert werden, und genügend unabhängige Informationen und Chancen zur Verfügung haben – wird auch bei uns der Anteil an Mädchen und Frauen langsam aber sicher steigen.«
Wordrap mit Irmtraut Meister
- Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Lego. Möglichst ohne Pläne. - Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Nach wie vor Mechatronik. - Mein Vorbild ist:
Ich habe kein Vorbild in dem Sinn. Aber ich denke mit etwas Aufmerksamkeit kann man von den meisten Menschen etwas lernen. - Was ich gerne erfinden würde:
Manchmal würde ich gerne eine Methode finden, um einen früheren Systemwiederherstellungspunkt im Leben neu laden zu können. - Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
… werden wir das Entwicklungs- und Innovationspotential unserer Gesellschaft deutlich besser ausschöpfen. - Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… etablieren sich wahrscheinlich neue Führungsstile, und es käme tendenziell zu einer stärkeren Inklusion aller MitarbeiterInnen. - Was verbinden Sie mit Innovation:
Innovation muss dem Anspruch gerecht werden, uns in unserer Entwicklung als Gesellschaft voran zu bringen, und nachweislich nachhaltig sein. - Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Meiner Meinung nach kann man Wissenschaft und Forschung nicht hoch genug schätzen. Und nur wenn Forschung unabhängig finanziert wird, kann sie ergebnisoffen und neutral zum Fortschritt beitragen – und das Ergebnis unverfälscht zum Wohl aller zur Verfügung gestellt werden. - Meine Leseempfehlung lautet:
Man’s Search For Meaning von Viktor Frankl