Kategorie Klima- & Umweltschutz - 15. September 2021
ASFINAG testet Lärmschutzflächen als Sonnenkraftwerk
Knapp fünf Quadratkilometer Lärmschutzwände gibt es momentan entlang der 2.200 Autobahn- und Schnellstraßen-Kilometern im Netz der ASFINAG. Das entspricht in etwa einer Länge von 1.400 Kilometern, also einem ziemlich langen und sehr sinnvollen Bollwerk gegen den Straßenlärm, aber auch einer riesigen Fläche ohne weiteren Nutzen über den Lärmschutz hinaus. Der nächste logische Schritt, den die ASFINAG nun in Sachen Klimaschutz geht, ist die Nutzung der Lärmschutzwände an der Autobahn als Solarkraftwerk und zur Energiegewinnung entlang ohnehin zur Verfügung stehender Flächen, ergo ohne zusätzlichen Flächenverbrauch.
In einem Pilotprojekt testet die ASFINAG nun eine multifunktionale Lärmschutzwand, die mit Zusatzfunktionen wie der solaren Stromerzeugung und der Speicherung des regenerativ erzeugten Stromes ausgestattet ist, selbstverständlich aber auch die Lärmschutzfunktion weiter ungemindert erfüllen muss.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Die Energiewende ist ein zentraler Bestandteil für eine klimafreundliche Zukunft. Dafür brauchen wir auch kreative Einfälle und Ideen. Genau das sind Lärmschutzwände, die Sonnenstrom produzieren können und uns so ermöglichen, große Flächen doppelt und auf eine völlig neue Art zu nutzen. Eine einfach-klingende Idee, die wir jetzt Wirklichkeit werden lassen. Gemeinsam mit der ASFINAG starten wir heute einen Pilotversuch. Und ich hoffe, dass diese Innovation schon bald in ganz Österreich Einzug hält.“
#Photovoltaik-Anlagen auf Lärmschutzwänden? Eine einfach-klingende Idee, die wir Wirklichkeit werden lassen. Gemeinsam mit der @ASFINAG starten wir einen Pilotversuch, um auf Lärmschutzwänden Sonnenstrom zu produzieren & Flächen doppelt & auf eine völlig neue Art zu nutzen. (1/2) pic.twitter.com/ro85VvGdrb
— Leonore Gewessler (@lgewessler) September 14, 2021
Die Idee dazu ist freilich nicht neu, aber nun geht es im größeren Maßstab in die Praxis. Bei der Anschlussstelle Laxenburg auf der S 1 Wiener Außenring Schnellstraße startet die ASFINAG ab sofort ein „Photovoltaik-Testfeld“. Sieben unterschiedliche Systeme werden getestet. Das erste System ist bereits installiert. Bis voraussichtlich Ende Oktober 2021 werden alle sieben Anlagentypen entlang des 70 Meter langen Testfelds montiert.
„Zur Stromversorgung setzen wir entlang unseres Netzes immer stärker auf die Erzeugung erneuerbarer Energien“, sagt ASFINAG Vorstand Hartwig Hufnagl. „Wir haben bereits gute Erfahrungen mit Photovoltaikanlagen auf Tunnelportalen gemacht. Mit der Kombination von Lärmschutz und nachhaltiger Energieerzeugung bringt die ASFINAG aber echte Innovationen auf die Straße. Dieses Testfeld ist eine österreichweite Premiere und ein wichtiges Zukunftsthema in unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Als nächsten Schritt gilt es jetzt, das Potential von Photovoltaik in Verbindung mit Lärmschutzwänden auszuloten und Erfahrungen zu sammeln für einen möglichen weiteren Ausbau.“
In Kooperation mit dem Klimaschutzministerium (BMK) und der IÖB, der Servicestelle für innovationsfördernde öffentliche Beschaffung, testet die ASFINAG neue innovative Möglichkeiten Lärmschutz mit Energiegewinnung zu kombinieren. Das Testfeld wird nach einem rund einjährigen Betrieb darüber Aufschluss geben, wie die der Strecke abgewandten Photovoltaik-Module den Anforderungen des Autobahnbetriebs gerecht werden, etwa im Hinblick auf Reinigung und Wartung.
Pilotprojekt Photovoltaik auf Lärmschutz
Das gesamte Testfeld umfasst mehr als 100 Photovoltaik-Paneele, die maximal rund 45.000 Kilowattstunden „grünen“ Strom pro Jahr produzieren. Der im Testfeld erzeugte Strom fließt zu 100 Prozent direkt in die Sicherheitsausrüstung der rund 16 Kilometer langen südlichen S 1 (Vösendorf bis Schwechat).
Während des einjährigen Testbetriebes evaluiert die ASFINAG zusätzlich zur energie- und lärmtechnischen Eignung der Anlagen, auch die Einflüsse durch den Autobahnbetrieb, wie unter anderem Schneeräumung, Salzstreuung sowie Erschütterungen oder die Blendwirkung durch Lichtreflektionen. Auch Aspekte wie die Zugänglichkeit für die Reinigung, Grünschnitt und die regelmäßige Wartung werden ausgewertet.