29. August 2017
LIFE-Projekt: March bekommt Seitenarme zurück
Exakt 5,3 Kilometer Nebenarme bekommt die March durch ein umfassendes EU-Projekt wieder zurück. Fünf durch die Regulierung einst abgetrennte Seitenarme werden somit wieder durchströmt und bilden zukünftig eine einzigartige Flusslandschaft. Für den Stempfelbach und den Zapfengraben – zwei Zubringer der March – werden sogar neue Mündungsbereiche gestaltet. Die Arbeiten für das Projekt konnten am 28. August 2017 in der Gemeinde Engelhartstetten (Niederösterreich) starten. Die Fertigstellung ist für Februar 2018 geplant. Verantwortlich für die Umsetzung ist die österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft viadonau, ein Unternehmen des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit).
Die March und deren charakteristische Auwälder sind Mitteleuropas größte zusammenhängende und ökologisch wichtigste Auenlandschaft. Die March bildet aber auch eine natürliche Grenze zwischen Österreich und der Slowakei.
Prägend für die Auwälder und -wiesen entlang der March sind die regelmäßigen Überschwemmungen. Die Regulierungsmaßnahmen des vergangenen Jahrhunderts haben den Fluss und seinen ökologischen Zustand stark beeinflusst. Viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten haben ihren natürlichen Lebensraum verloren. Mit dem EU-geförderten Life+ Projekt „Renaturierung Untere March-Auen” soll durch Anbindung von Seitenarmen die Dynamik des Flusses wiederhergestellt werden. Dafür werden bestehende Regulierungsbauwerke wie Uferblockwürfe oder Querbauwerke völlig entfernt oder gezielt teilweise rückgebaut, sodass sich eine dynamische Entwicklung einstellen kann. Dies verbessert die Vernetzung des Flusses mit der angrenzenden Au, wovon neben dem Auwald vor allem die Fischfauna und Wasservögel profitieren, die nun wieder naturnahe Habitate und Nistplätze vorfinden. Der March wird so ihr natürlicher Charakter zurückgeben und der Schutz des Lebensraums seltener Tier- und Pflanzenarten gewährleistet.
Video: Life+ Untere March-Auen
Seit Bestehen des EU-LIFE-Programms (1992) wurden in Niederösterreich 25 solche Großprojekte umgesetzt und dazu auch noch viele weitere kleinere Renaturierungsprojekte, mit denen Flüssen wieder mehr Raum gegeben wird. In den letzten Jahren wurden von EU, Bund und Land dafür insgesamt rund 100 Mio. Euro investiert.
Da die March auch Grenzfluss ist, sind alle Vorhaben am Fluss mit den slowakischen Kolleginnen und Kollegen abzustimmen. Die dazu notwendige Planungs- und Genehmigungsphase konnte in den letzten Monaten erfolgreich abgeschlossen werden. Der Umsetzung der umfassenden Renaturierungsmaßnahmen steht somit nichts mehr im Wege und die Arbeiten konnten starten. „Nach der erfolgreichen Anbindung eines Altarms in Angern ist auch hier unser Ziel, dem Fluss wieder mehr Platz zu geben. Damit schaffen wir neue Lebensräume – allen voran für Fische und andere Gewässerorganismen, aber ohne den Hochwasserschutz zu beeinträchtigen“, betont Hans-Peter Hasenbichler, Geschäftsführer von viadonau, anlässlich des Baubeginns.
Konkret starten folgende Wasserbaumaßnahmen:
- Herstellung von zwei Nebenarmen im Mündungsbereich der March (Flusskilometer 0,0 bis 1,7; ca. 1,3 Kilometer neue durchströmte Fließgewässer)
- Gestaltung des verschleppten Mündungsverlaufes des Stempfelbaches (March Flusskilometer 1,5 und 2,2; ca. 1,0 Kilometer neues Fließgewässer)
- Anbindung des Altarms „Alter Zipf“ (March Flusskilometer 8,3 bis 9,9; ca. 1,8 Kilometer neues durchströmtes Fließgewässer)
- Anbindung zweier Seitenarme bei der „Wolfsinsel“ (March Flusskilometer 10,2 bis 11,3; ca. 1,2 Kilometer neue durchströmte Fließgewässer)
- Verbesserung der Durchgängigkeit des Maritz-Gewässersystems (March Flusskilometer 15,1 bis 24,4; Verbesserung der Fluss-Au Konnektivität)
Neben den Wasserbaumaßnahmen finden noch weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums und zum Artenschutz im Vorland statt. viadonau setzt dabei als Projektleiter gemeinsam mit den Partnern WWF Österreich und dem Niederösterreichischen Landesfischereiverband die Maßnahmen um. Neben der finanziellen Unterstützung durch die EU beteiligen sich auch das Land Niederösterreich, das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie die Österreichische Fischereigesellschaft.