Kategorie Innovation & Technologie - 2. August 2015
Betonforscher mit Faible für Holz
Gerald Maier hat für einen Wissenschafter recht ungewöhnliche Lieblingsorte: Baustellen. Nach einem Masterstudium der Rohstoff- und Umweltgeologie an der Montanuniversität Leoben ist der 28-jährige gebürtige Oberösterreicher seit einem Jahr Betontechnologe beim Unternehmen Smart Minerals. Aktuell beschäftigt ihn in einem Forschungsprojekt die Frage, wie sich die Festigkeit von Beton am Bauwerk feststellen lässt – Besichtigungen vor Ort zählen dabei zu seinen Highlights.
Der Hintergrund seiner Arbeit: Auf Bauunternehmen herrsche ein steigender Kostendruck, sagt Maier. Einerseits stiegen die Anforderungen an die Qualität der Bauvorhaben, andererseits müssten die Kosten so gering wie möglich gehalten werden. Aktuell dürfen nach geltender ÖNORM Bauteile mit tragender Schalung – je nach Witterung und Betonsorte – erst nach acht bis achtzehn Tagen ohne Nachweis ausgeschalt werden, denn die Norm ist so festgelegt, dass der Beton auch unter sehr ungünstigen Bedingungen die erforderliche Festigkeit erreicht. Um die Dauer bis zur Ausschalung zu verkürzen, arbeitet Maier an einer Methode, die exakte Festigkeit des Betons zerstörungsfrei vor Ort zu bestimmen.
Einer der entscheidenden Kennwerte dabei ist die Temperatur der Bauteile, denn beim Aushärten gibt der Beton Wärme ab. „Wenn wir unsere Methode wie geplant umsetzen können, könnten Bauteile schon nach ein bis zwei Tagen ausgeschalt werden“, sagt Maier. Bauzeiten könnten so verkürzt und die Kosten dadurch verringert werden.
Die größte Herausforderung in Maiers Projekt ist es, die Laborergebnisse auf die Praxis auf der Baustelle umzulegen. „Im Labor kann man den Nachweis nur auf Basis ganz kleiner Probekörper erbringen“, sagt Maier. Meist werden Betonwürfel mit 15 mal 15 Zentimetern untersucht. Versuche mit größeren Körpern und Prüfungen auf der Baustelle dienen dazu, die Laborergebnisse auf die realen Bauteile mit Abmessungen von mehreren Metern umzulegen. Das Projekt, das von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt wird, soll demnächst zum Abschluss kommen.
Weiters beschäftigt sich Maier in einem internationalen Projekt damit, wie in der Betonherstellung vermehrt Restwasser recycelt werden kann. „Das geschieht zwar schon, aber man darf dieses Restwasser nur für bestimmte Betonsorten verwenden“, sagt Maier. Das FFG-Cornet-Projekt Aquacem läuft noch bis Mitte 2016. Aktuell wurde Maier vom Forschungsverbund Austrian Cooperative Research zum Experten der Monate Juni und Juli nominiert.
Der Forschungsfokus Beton hat sich für ihn eher zufällig im Rahmen seiner Diplomarbeit ergeben. Was ihn am Werkstoff fasziniert, ist seine universelle Einsetzbarkeit, „ohne die die Bauindustrie gar nicht vorstellbar ist“. Privat wendet sich Maier jedoch auch gerne einem anderen Baustoff zu: Holz. Die Wochenenden verbringt er gerne mit Freunden in der gemeinsamen Holzwerkstatt in Oberösterreich. „Das ist ein guter Ausgleich zur Büroarbeit.“
Seine Freizeit verbringt er außerdem gerne mit Reisen – seine liebsten Destinationen sind Asien sowie Süd- und Mittelamerika. „Meine Reiseziele suche ich nicht nach dem Baustoff Beton aus. Da gibt es andere Aspekte, die wichtiger sind.“ (Tanja Traxler, 2.8.2015)