Kategorie Klima- & Umweltschutz - 25. November 2022
Black Friday: Konsumrausch trifft auf Katerstimmung
Jedes Jahr versetzt der „Black Friday“ Konsumentinnen und Konsumenten in einen regelrechten Konsumrausch. Die Katerstimmung ist vorweggenommen – Jahrzehnte der Verschwendung haben zu Müllbergen, knappen Ressourcen und rasantem Klimawandel geführt. Eine allgemeine Ernüchterung lässt dennoch auf sich warten.
Viel spricht gegen die vermeintliche „Schnäppchenjagd“: Um soziale und ökologische Krisen zu bewältigen, muss der enorme Material- und Energieverbrauch drastisch reduziert werden. Ressourcenintensiv hergestellte kurzlebige Elektrogeräte und Textilien werden massenhaft möglichst günstig produziert. „Black Friday“-Aktionstage und „Fast Fashion“-Angebote verleiten zum ungebremsten Konsum – auf Kosten der Umwelt, Geldbörse und wertvoller Ressourcen. Unmengen ungenutzter neuwertiger Waren verbleiben in Lagerhäusern und tonnenweise Retouren gehen an ihre Absender zurück. Aus vermeintlichen Kostengründen werden diese Waren oft vernichtet.
Vor allem im Onlinehandel werden große Mengen an Neuware vernichtet. Das ist eine enorme Verschwendung unserer Ressourcen & Energie. Gemeinsam mit sozialen Einrichtungen, der Wirtschaft & der Zivilgesellschaft werden wir am Ende der Vernichtung von Neuwaren arbeiten. (2/2)
— Leonore Gewessler (@lgewessler) November 25, 2022
Allein im vergangenen Jahr wurden laut Greenpeace-Schätzungen für Österreich rund 4,6 Millionen Kilogramm ungenutzter Bekleidung vernichtet, davon mindestens 1,31 Millionen Retourpakete mit Kleidung und rund 120.000 Pakete mit Elektroartikeln. Dabei ist die Herstellung dieser Produkte äußerst ressourcenintensiv. In Elektrogeräten sind wertvolle Metalle und viel Kunststoff verarbeitet. Bei der Herstellung von Kleidung werden enorme Mengen an Wasser verbraucht – ein wertvolles Gut, das angesichts der Klimakrise immer knapper wird. Aber die Produktion ist vor allem eines: energieintensiv. Vor dem Hintergrund hoher Energiepreise und der schmerzlich spürbaren Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist ein schonender und effizienter Umgang mit begrenzten Ressourcen daher notwendiger denn je.
Vernichtungsverbot
Vor allem im Onlinehandel werden große Mengen an Neuware in Form von Elektrogeräten und Textilien vernichtet. Um diese grassierende Ressourcenverschwendung einzudämmen, braucht es auch in Österreich ein Vernichtungsverbot von Neuwaren und neuwertigen Waren. Gerade in Zeiten von Rekordinflation und Teuerung kann damit auch ein wertvoller sozialer Beitrag geleistet werden. Auch der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger hat sich bei seinen Empfehlungen einstimmig für ein solches Vernichtungsverbot ausgesprochen.
Gemeinsam mit Vetreter:innen des Textil- und Elektronikhandels, deren Interessensvertretungen, Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, karitativer Einrichtungen und der Wissenschaft wird nun an der Ausgestaltung einer Lösung gegen die Vernichtung von neuwertiger Ware gearbeitet.
Modell Kreislaufwirtschaft
Zugleich wird immer deutlicher, dass eine klimafreundliche Lebensweise und bewusster Konsum auch die individuelle Lebensqualität steigern, wie eine Metastudie eines Berliner Klimaforschungsinstituts zeigt, bei der über 50.000 Fachartikel analysiert wurden.
Die Kreislaufwirtschaftsstrategie wäre ein wichtiger erster Schritt, um negative Folgen aktueller Wirtschafts- und Lebensweise auf Umwelt und Klima einzugrenzen. Neben mehr Effizienz und Konsistenz wird Wissenschaftler:innen zufolge jedoch auch Suffizienz notwendig sein, also eine deutliche Verringerung des Ressourcenverbrauchs sowie eine radikale Veränderung von Alltagspraktiken, um die Lebensgrundlagen auch für aktuell junge sowie nachfolgende Generationen zu erhalten.
Konkrete Beispiele wären eine Reduktion des Verkehrsaufkommens sowie des Energie- oder auch des Materialverbrauchs. Dazu wird neben sozialen Innovationen auch ein intensiver Diskurs mit der Bevölkerung notwendig sein, um Grundbedürfnisse, Prioritäten und die Frage nach dem rechten Maß zu finden. Nur gemeinsam können entsprechende, akzeptierte Maßnahmen auf den Weg gebracht werden.
Nachhaltige Maßnahmen
Viele BMK-Maßnahmen adressieren diese Herausforderungen bereits, wie zum Beispiel die Bioökonomiestrategie, die Kreislaufwirtschaftsstrategie, der Reparaturbonus + MwSt. Senkung, der Aktionsplan für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung, „Lebensmittel sind kostbar“, die Mission 11, Raus aus Öl und Gas, der Mobilitätsmasterplan 2030 (insb. Verkehrsvermeidung), das Klimaticket, Bewusstseinsbildung durch Kampagnen und Websites, gezielte Förderungen (z.B. für solche Events) und vieles mehr.