Kategorie Klima- & Umweltschutz - 4. September 2023
Klimaschutz- & Finanzministerium legen Strategie für grünen Finanzmarkt vor
Ein gemeinsam von BMK, BMF und zahlreichen Stakeholdern entwickeltes Maßnahmenpaket soll mehr Kapital für nachhaltige Investitionen lukrieren und den Umbau des Energie- und Wirtschaftssystems vorantreiben
Das Finanzministerium (BMF) und das Klimaschutzministerium (BMK) wollen für den Klimaschutz künftig mehr privates Kapital mobilisieren. Neben der Begebung grüner Bundesanleihen sollen dafür unter anderem Barrieren in den Veranlagungsvorschriften abgebaut und grüne Investitionsformen für Bürgerinnen und Bürger ausgebaut werden, wie aus der gemeinsam erstellten „Green Finance Agenda“ hervorgeht. Auch auf kommunaler und Länderebene sollen grüne Projekte vorangetrieben werden.
Mit der Green Finance Agenda verfolgen das BMK und BMF drei zentrale Ziele: Mobilisierung von mehr Kapital für Klimaschutzprojekte, transparentes Management von klimarelevanten Risiken in der Banken- und Versicherungsbranche sowie Förderung von Transparenz, Langfristigkeit und Wirksamkeit im Kapitalmarkt.
Die Green Finance Agenda wurde gemeinsam mit mehr als 25 Institutionen und Stakeholdern im Rahmen der Focal Group Green Finance erarbeitet. Sie weist den Weg in eine zukunftsfähige, klimafreundliche Finanzmarktpolitik und positioniert Österreich international als nachhaltigen Finanzplatz.
„Der Finanzsektor ist ein starker Hebel für mehr Klimaschutz. Ein klimafreundlich ausgerichteter Finanzmarkt wird immer gefragter. Denn auch hier gilt: Raus aus den Fossilen – ganz egal ob beim Sparen, Anlegen oder Investieren“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Neben Finanzmitteln aus der öffentlichen Hand sei vor allem privates Kapital auf diesem Weg entscheidend für mehr Klimaschutz in Österreich. Mit der Green Finance Agenda gäbe es nun eine Strategie, um mehr privates Geld in den Klimaschutz zu lenken. „Zentrale Green Finance-Initiativen sind bereits in der Umsetzung. Mit der Green Finance Alliance, dem Austrian Green Investment Pioneers Programm oder dem Green Finance Förderprogramm im Klima- und Energiefonds haben wir schon für ein wesentliches Fundament gesorgt“, so Gewessler.
Green Finance Alliance: Bereits zehn Finanzunternehmen
Mit der Green Finance Alliance hat im Frühjahr 2022 die weltweit erste staatliche Initiative gestartet, die eine freiwillige Selbstverpflichtung von Finanzunternehmen zu den Pariser Klimazielen mit der Erfüllung konkreter Kriterien für deren Kerngeschäft vorsieht. Bis spätestens 2040 ist das Kerngeschäft am 1,5 °C-Ziel auszurichten, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Expert:innen des Umweltbundesamts begleiten die Finanzunternehmen Schritt für Schritt auf ihrem Zielpfad.
Aktuell umfasst die Green Finance Alliance zehn Finanzunternehmen, die gemeinsam eine Bilanzsumme von mehr als 190 Milliarden Euro aufweisen und rund 23.000 Mitarbeiter:innen beschäftigen. Die Ergebnisse des Monitorings wurden im ersten Fortschrittsbericht im Juni 2023 veröffentlicht. Ab Herbst 2023 haben Banken, Versicherungen, Pensionskassen, Betriebliche Vorsorgekassen oder Kapitalanlagegesellschaften wieder die Möglichkeit, sich für die Mitgliedschaft bei der Green Finance Alliance zu bewerben.
Die erste grüne Bundesanleihe (Green Bond) wurde im Mai 2022 mit einem Emissionsvolumen von vier Milliarden begeben. Der staatliche Green Bond trägt zur Transparenz über die Preisbildung und zu einer verbesserten Berichterstattung zu grünen Investitionen bei. Das Format grüner Bundeswertpapiere beinhaltet aber auch andere grüne Finanzierungsinstrumente wie z.B. Austrian Treasury Bills, Austrian Commercial Papers oder Darlehen.
Mit dem Green Investor Report wurde im Juni 2023 erstmals ein Bericht über die Mittelverwendung und erzielten Klima- und Umweltauswirkungen Grüner Finanzierungen des Bundes veröffentlicht. Die finanzierten Maßnahmen haben für den betrachteten Zeitraum 3,15 Millionen Tonnen CO2 vermieden und ermöglichten in den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz finanzierten Projekte jährliche Energieeinsparungen von 1,14 Millionen MWh. Die Republik Österreich wird als Emittent grüner Finanzierungsinstrumente auch in Zukunft regelmäßig am Markt aktiv sein. Für das laufende Budgetjahr 2023 liegt die aktuellste Prognose bei rund 5,7 Milliarden Euro.
Neben grünen Bundeswertpapieren gibt es weitere ökologisch nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten. Das Klimaschutzministerium unterstützt grüne Finanzierungsprogramme: das klimaaktiv Austrian Green Investment Pioneers zeigt, dass die CO2-freie Wärme- und Kälteversorgung von Immobilien nicht nur möglich, sondern auch wirtschaftlich darstellbar ist und schafft dadurch taxonomiekonforme Investitionsmöglichkeiten. Das Green Finance Förderprogramm des Klima- und Energiefonds hat rund 30 Projekte auf ihrem Weg zur wirtschaftlichen Darstellung gefördert. Im Mai 2023 vernetzte die erste grüne Finanzierungsmesse „The Green 100“ Kapitalsuchende mit Investor:innen mit dem Ziel, rund 170 Millionen Euro in grüne Projekte zu lenken.
Klimaschutz am Konto
Grüne Finanzierung ist für alle relevant, die Geld nachhaltig anlegen wollen oder Geld für nachhaltige Projekte benötigen. Unternehmen können ihre grünen Vorhaben finanzieren, Sparer:innen und private Anleger:innen haben die Gewissheit, dass ihr Geld in mehrfacher Hinsicht gut investiert wird: für die eigene Zukunft und zur Erreichung der Klima- und Energieziele. Wer mehr Klimaschutz im Alltag umsetzen möchte, kann auf Banken, Versicherungen oder Pensions- und Vorsorgekassen zurückgreifen, die mit dem veranlagten oder ersparten Geld ökologisch nachhaltig umgehen.
Welche Möglichkeiten für die Branche aber auch für Kund:innen bestehen, wird durch nachhaltige Finanzbildung verstärkt. Das Angebot richtet sich etwa über Webinare an Finanzexpert:innen, denen qualitätsgesicherte Informationen zu Sustainable Finance angeboten werden. Schüler:innen und Lehrende werden unterstützt, mehr Informationen über die Rolle des Finanzmarkts im Klimaschutz zu erhalten. Das Finanzministerium arbeitet derzeit gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium an Unterrichtsmaterialien, die unter anderem das Thema Grüne Finanzbildung adressieren.
Nächste Schritte
Erste Maßnahmen aus der Green Finance Agenda wurden bereits umgesetzt bzw. befinden sich bereits in Umsetzung. So wird z.B. nächstes Jahr bereits das zweite Monitoring der Green Finance Alliance durchgeführt. Bis 2030 erfolgt der Ausstieg ihrer Mitglieder aus Kohle und Erdöl. Die Fortsetzung der Taxonomie Webinar-Reihe des BMK wird sich in mehreren Modulen an Unternehmen der Finanz- und Realwirtschaft, Berater:innen, Gutachter:innen und die interessierte Öffentlichkeit richten. Auch mit der Fortsetzung des von Klimaschutz- und Finanzministerium ins Leben gerufenen Stakeholder Dialogs wird der Beitrag der Branche zur Erreichung der österreichischen Klimaziele vorangetrieben. Weiters legt auch die Nationale Finanzbildungsstrategie verstärkt ihren Fokus auf grüne Investitionen. Bei der Umsetzung der Maßnahmen nimmt die EU-Taxonomie eine Schlüsselrolle ein. Die österreichische Bundesregierung setzt sich im Rahmen der Green Finance Agenda für eine glaubwürdige, wissenschaftsbasierte und ambitionierte Taxonomie ein.
Service bmk.gv.at/green-finance
Österreichs erster »Grüner Investorenbericht« veröffentlicht