Kategorie Innovation & Technologie - 8. Februar 2022
Chemicals & Materials: Michaela Fraubaum ist FEMtech-Expertin des Monats
Michaela Fraubaum ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Februar. Die Expertin für Kunststoffrecycling tritt im Sinne der Kreislaufwirtschaft dafür ein, dass altes Plastik nicht verbrannt, sondern weiterverarbeitet wird.
Nachdem sie zwei Jahre als Prozessingenieurin an einer Polyolefine Versuchsanlage bei der Tochtergesellschaft Borealis beschäftigt war, ist Fraubaum seit 2019 direkt für die OMV tätig. Als Senior Expert optimiert sie das Zusammenspiel des Abfallmarkts mit der chemischen Recyclingtechnologie (ReOil®) des Unternehmens. Gemeinsam mit möglichen Lieferantinnen und Lieferanten analysiert sie, wie das Altplastik aufbereitet werden kann und welcher Aufwand notwendig ist, um es einem Recycling zuzuführen.
Die Leidenschaft für diesen beruflichen Schwerpunkt verdankt Fraubaum auch ihrer Begeisterung für die Vielfalt der Verfahrenstechnik. „In meinem Doktoratsstudium und in meiner Tätigkeit als Wissenschaftlerin in der außeruniversitären Forschung habe ich festgestellt, wieviel Spaß es mir macht, Prozesse zu verstehen, weiterzuentwickeln und dafür verschiedene Technologien zu kombinieren, besonders in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen“, betont sie.
Chemische Recyclingtechnologien können Abfallströme verarbeiten, um daraus hochwertige Plastikprodukte zu produzieren. Damit ist das Verfahren eine optimale Ergänzung zum mechanischen Recycling und birgt großes Potential: „Es hat das Potential, die Kreislaufwirtschaft zu revolutionieren und sowohl die Recyclingrate als auch die Verwendbarkeit von Recyclingprodukten deutlich zu erhöhen“, erklärt Fraubaum.
An ihrer Arbeit schätzt sie vor allem die Vielfältigkeit der Aufgaben und technischen Herausforderungen. „Es ist so viel Kreativität, Flexibilität und interkonnektives Denken erforderlich, um bei den vielen unterschiedlichen Detailprojekten nie das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Ich glaube mir war in den letzten beiden Jahren nie langweilig“, so die Expertin.
Neben festgefahrenen Rollenbildern macht Fraubaum vor allem falsche Vorstellungen dafür verantwortlich, dass der Frauenanteil in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen verhältnismäßig niedrig ist: „Technische Berufe werden in den Medien immer noch oft als unkreativ und unkommunikativ porträtiert. Es muss sich ein realistischeres Bild von der Vielfalt technischer Berufe durchsetzen. Ich persönlich könnte mir keinen Job vorstellen, der mehr Kreativität und Teamfähigkeit verlangt.“
Wordrap mit Michaela Fraubaum
- Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Ich habe Brett- und Kartenspiele geliebt. Außerdem habe ich Bücher nahezu verschlungen. Eigentlich hat sich das aber im Erwachsenenalter nicht geändert. - Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Ich würde wieder Verfahrenstechnik studieren. Die Interdisziplinarität des Fachs und die vielfältigen Tätigungsfelder begeistern mich damals wie heute. - Mein Vorbild ist:
Ich habe nicht wirklich ein klares Vorbild. Es gibt so viele Menschen in meinem Leben bzw. allgemein auf dieser Welt, deren Leben und Leistungen ich bewundere. Insbesondere faszinieren mich Leute, die nie aufgeben und sich für große und kleine Veränderung einsetzen. - Was ich gerne erfinden würde:
Beruflich im Moment effiziente Recyclingmethoden für Kunststoffabfälle zu gleichwertigen Produkten. - Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
… dann hätten wir vermutlich mehr Innovation bzw. Innovation, die besser an die Bedürfnisse der Gesamtgesellschaft angepasst ist. Denn Innovation braucht ein vielfältiges Umfeld. Das betrifft aber nicht nur Frauen in der Technik, sondern auch Frauen in anderen Einflusspositionen. - Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… dann haben konservative Rollenbilder an Einfluss verloren und allen, Frauen und Männern, ist es möglich freiere und selbstbestimmtere Entscheidungen für ihr Leben zu treffen. - Was verbinden Sie mit Innovation:
Innovation ist für mich eine Möglichkeit die Zukunft aktiv zu gestalten. - Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Zum einen ist Forschungsförderung essenziell damit Forschungseinrichtungen möglichst unabhängig von der Industrie auch Grundlagenforschung durchführen können. Die führt vielleicht erst in Jahren oder Jahrzehnten zu Anwendungen, ist aber notwendig damit es überhaupt zu großen Innovationen kommt. Jetzt z.B. die mRNA Impfung. Gleichzeitig ist Forschungsförderung auch für die Industrie wichtig, um Forschungsergebnisse in industriellen Prozessen anwendbar zu machen. Hier stellt die Forschungsförderungen einen wichtigen Anreiz da. - Meine Leseempfehlung lautet:
Eine kurze Geschichte von fast allem von Bill Bryson – Selten wurde Wissenschaftsgeschichte so amüsant und einfach lesbar vermittelt. Die Culture map von Erin Meyer – Ich arbeite schon Jahre oft sehr intensiv mit Teams aus anderen Nationen zusammen. Trotzdem habe ich viele Dinge erst nach dem Lesen dieses Buches verstanden.