Kategorie Innovation & Technologie - 7. Juli 2016
Daten aus dem All
Am 23. Juni 2015 startete der Erdbeobachtungs-Satellit Sentinel-2A vom Europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana mit einer Trägerrakete ins All. Sentinal-2 wird jeden Punkt der Erde innerhalb von 5 Tagen mindestens einmal erfassen. Wie diese Daten genutzt werden und warum die Umwelt und wir alle davon profitieren, zeigt ein Besuch bei der Innsbrucker Firma GeoVille.
Sentinals Satelliten („Wachposten“) sammeln Daten und Aufnahmen für das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus. Sentinel-2A und 2B (wird 2016 starten) liefern hochauflösende Spektralbilder der Landoberfläche, u.a. für den Umweltschutz, die Land- und Forstwirtschaft, die Raumplanung sowie den Katastrophenschutz. Aber nicht nur die Erhebung der Daten ist wesentlich, sondern auch, was danach aus und mit den gesammelten Daten gemacht wird. Seit einigen Jahren bereiten sich österreichische Unternehmen und Forschungseinrichtungen gezielt auf die Nutzung der Sentinel-Daten vor. Entsprechende Forschungs- und Entwicklungs-Aktivitäten werden vor allem im Rahmen des Österreichischen Weltraumprogramms (ASAP – Austrian Space Applications Programme) durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) sowie der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert.
Durch das Auge eines Satelliten
Die Firma GeoVille aus Innsbruck beschäftigt sich mit Veränderungen von Landnutzung und ist Mitbegründer des österreichischen Earth Observation Data Centre. Christian Hoffmann, Geschäftsführer von GeoVille, erzählt, wie die Sentinel-Daten verwendet werden: „Wir bieten satellitenbasierte Geoinformationslösungen – Informationen über geographische Phänomene – in den Bereichen Landnutzungsplanung, Forst-, Wasser und Landwirtschaft und Infrastruktur. Die Landoberfläche ist weltweit einem ständigen Wandel unterzogen. Um Landschaftsveränderungen, sei es durch Mensch oder Klimawandel, sowie ihre Ursachen und Auswirkungen zu erfassen, ist eine zeitnahe Analyse und Dokumentation erforderlich. Dies gewinnt durch die stetig steigende Inanspruchnahme von wertvollen Böden für Siedlungen und Infrastruktur an Bedeutung. Häuser und Straßen sind zudem zunehmend Naturrisiken wie Hochwässern ausgesetzt. Die Sentinel-2 Mission ermöglicht es, von relativ statischen Erfassungen in Jahresabständen zu einer kontinuierlichen Beobachtung überzugehen, um entsprechende Schutz- und Adaptionsmaßnahmen einzuleiten.“
Sentinel-2-Daten leisten einen wesentlichen Beitrag für die laufende Beobachtung von landwirtschaftlichen Flächen. Die Satellitendaten liefern Informationen im großräumigen Maßstab bis hinunter auf das einzelne Feld. Durch die laufenden Beobachtungen werden nun saisonale Veränderungen messbar. Im Zusammenhang mit einer wachsenden Weltbevölkerung und neuen Herausforderungen, u.a. im Bereich der Nahrungsmittelsicherheit, kann die Erdbeobachtung zuverlässig und aktuell Informationen über landwirtschaftliche Erträge, Wachstumszustand und Wasserverbrauch bereitstellen, unterstreicht Hoffmann die Bedeutung der Daten sowohl für globale Umweltbeobachtung als auch für lokale Herausforderungen und Maßnahmen.
Das Österreichische Weltraumprogramm (ASAP) wurde 2002 vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) ins Leben gerufen und trägt die Programmverantwortung. Seither wurden in insgesamt acht Ausschreibungen 241 Projekte mit einer Fördersumme von rund 55 Millionen Euro finanziert und im Auftrag des bmvit von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) umgesetzt.