Kategorie Innovation & Technologie - 24. März 2017

Eine App für alle Öffis in der Steiermark und Kärnten

Eine App auf dem Smartphone installieren und nie wieder über Tickets für Öffis nachdenken. Einsteigen, Aussteigen, Umsteigen, Verkehrsmittel wechseln– ohne zum Automaten zu gehen, Fahrscheine aufzubewahren oder auf verschiedenen Apps nach dem richtigen Ticket zu suchen.

Steiermark und Kärnten starten Pilotversuch

In einem Pilotprojekt erproben Verkehrsministerium, ÖBB, Land Steiermark und Land Kärnten den Zugang zu allen öffentlichen Verkehrsmitteln der Verbünde in den beiden Bundesländern. 500 Besitzerinnen und Besitzer der „Österreichcard“ der ÖBB können bei dem Versuch mitmachen und erhalten eine Smartphone-App, die als gemeinsames Ticket für alle Öffis in der Steiermark und Kärnten gilt.

Das Austrian Institute of Technology (AIT) hat eine Software entwickelt, die das Verkehrsmittel automatisch erkennt und zwischen acht verschiedenen Arten der Fortbewegung unterscheiden kann: zu Fuß, Fahrrad, Auto, Zug, Straßenbahn, U-Bahn, Bus und Motorrad. Smartphones verfügen über GPS und sehr empfindliche Beschleunigungssensoren. Im Zusammenspiel mehrerer Faktoren wie Geschwindigkeit, Beschleunigung, Ort und das jeweils typische Frequenzspektrum bestimmt die Software das Transportmittel.

So klingt zum Beispiel Radfahren:

https://www.youtube.com/watch?v=jZwQzPlEj4o&feature=youtu.be
Mehr Informationen und Hörproben finden Sie hier: So erkennt das Smartphone, ob ich Bus oder Fahrrad fahre

Die komplexe Welt der Mobilitätsforschung

Neben dem gewählten Verkehrsmittel zeichnet die App auch den Kohlendioxidverbrauch und die Wegstrecke auf. Das ist nicht nur nützlich für die automatische Fahrscheinabrechnung, sondern auch für die Mobilitätsforschung. Die gesammelten Daten dienen dazu, das Öffi-Angebot zu analysieren und Schnittstellen zwischen Straßenbahn, Bahn, Bus und den Öffinetzen der beiden Bundesländer zu verbessern.

Öffentliche Verkehrsmittel werden genutzt, wenn man damit schnell und bequem ans Ziel kommt. Deshalb müssen besonders die Knotenpunkte, an denen wir zum Beispiel vom Bus in die Bahn umsteigen, gut organisiert sein. Um das Mobilitätsangebot effizient zu planen und aufeinander abzustimmen braucht es Daten über das Mobilitätsverhalten: Zum einen die Erfassung aller Wege unabhängig von ihrer Länge und der Fortbewegungsform (z.B. auch kurze Fußwege) und zum anderen Informationen über Routen- und Verkehrsmittelwahl sowie der Umsteigeorte und -zeiten.

Der Hauptplatz in Graz als Verkehrsknotenpunkt. © Graz Tourismus / Harry Schiffer

So können Sie mitmachen

Das Pilotprojekt startet im Sommer und dauert fünf Monate. Die Testnutzerinnen und -nutzer können neben dem in der „Österreichcard“ enthaltenem Angebot auch alle weiteren Verkehrsmittel der Verbünde Steiermark und Kärnten zusätzlich nutzen. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine gültige Österreichcard (bis Oktober) im Raum Steiermark und Kärnten sowie der Besitz eines Android-Smartphones.

Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Die Testpersonen geben bei der Registrierung personenbezogene Daten an, die einem automatisch generierten Benutzerkonto zugeordnet werden. Die Anmeldedaten für die App werden der Kundin bzw. dem Kunden durch die ÖBB zur Verfügung gestellt (willkürlicher Benutzername wie z.B. User 2) und das Passwort wählt die Teilnehmerin bzw. der Teilnehmer aus. Für die Datenerhebung vergibt die AIT eine vom Benutzernamen unabhängige Personen-ID (Weder das AIT noch die ÖBB haben Kenntnis darüber, welchen angemeldeten Kundinnen und Kunden diese Personen-ID und die von der App erhobenen Daten zugeordnet werden kann).

INFObox: Das Pilotprojekt wird vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) geleitet und gemeinsam mit der ÖBB-Personenverkehr (ÖBB-PV) und den Ländern Kärnten und Steiermark umgesetzt. Die Smartphone-App wurde vom Austrian Insitute of Technology (AIT) entwickelt. Basis für die sogenannte „Travel Mode Idenfitication“ Software des AIT waren unter anderem mehrere Projekte, die vom bmvit gefördert wurden: PROVET (Reiseinformationen für Pendlerinnen und Pendler), NEMO-PHONE (Verkehrsmittelerkennung per Smartphone) und PROVAMO (Mobilitätserhebungen per Smartphone).