Kategorie Innovation & Technologie - 10. Dezember 2019
Energiewende: Nicole Diewald ist FEMtech-Expertin des Monats
Nicole Diewald ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Dezember. Die Oberösterreicherin ist seit 2017 technische Koordinatorin für Forschungsprojekte bei der Fronius International GmbH und fungiert dort als Schnittstelle zwischen interner Entwicklung und externen Forschungspartnern, mit denen das Unternehmen in nationalen und internationalen Projekten besonders im Bereich Photovoltaik (PV) und Batterieladetechnik zusammenarbeitet.
Daten-Analysen zur Flexibilisierung des Energiemarktes
Die nachhaltige Energieversorgung der Zukunft fest im Blick: Auf diese Weise begann Nicole Diewald bereits während des Studiums die Umwälzungen in der Energiebranche kennenzulernen und sich mit dem Thema erneuerbare Energien und deren Rolle bei der Energiewende auch in der Praxis zu beschäftigen. 2016 kam Diewald im Rahmen ihres Studiums der Angewandten Energietechnik zu Fronius, als sie in einer Kooperation mit der FH Oberösterreich im Unternehmen die Möglichkeit bekam, dort ihre Masterarbeit zu schreiben.
Aktuelle technische und wirtschaftliche Herausforderungen im Ausbau der Energieversorgungssysteme sind darüber hinaus in ihrem Fokus geblieben: „Ich arbeite für Fronius im Moment an fünf verschiedenen Projekten und habe dort jeweils eine Schnittstellenfunktion zwischen unserer internen Entwicklung und den Forschungspartnern, um die Ergebnisse aus den Projekten in unsere Produktentwicklung zu überführen“, so Nicole Diewald über ihre Position. Die Themen reichen von elektrotechnischen Fragestellungen bis zu Schwerpunkten in der IKT, wo es um die Kommunikationsanbindung und Verwaltung von Daten der Produkte geht.
„Bereits im Studium hatte ich die Gelegenheit einen Einblick in viele unterschiedliche Teilgebiete der Energietechnik zu gewinnen. Aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen Fronius und der FH konnte ich dann über die Masterarbeit meinen Einstieg als Vollzeit Mitarbeiterin optimal vorbereiten“, so Diewald über ihren Werdegang. Auch in der Masterarbeit bereits Thema: Photovoltaiksysteme und deren maximal anzunehmende DC-Spannung.
Nun ist sie bei Fronius in der Vorentwicklung der Business Unit Solar Energy beschäftigt. „Hier beschäftigen wir uns mit dem gesamten Photovoltaik System von der Erzeugung, Produktion, der optimierten Nutzung bis zur Verteilung der erzeugten Energie im Stromnetz“, so Diewald. Ihr besonderes Interesse gilt hierbei der Analyse von Photovoltaik-Daten, welche die Schaffung von optimierten Nutzungskonzepten – resultierend aus der Flexibilität von PV-Anlagen mit Batteriespeichern – ermöglicht und gleichzeitig die bestmögliche Integration in den Strommarkt zulassen soll.
Diewald ist in allen Projekten der Beitrag zur Energiewende wichtig. Mit einer effizienten und optimierten Nutzung von dezentral erzeugter Energie kann ihrer Meinung nach Verlusten entgegengewirkt und zur Netzstabilität, und damit zur Einbindung von möglichst vielen erneuerbaren Energiequellen beigetragen werden. „Die Vision des Unternehmens von ‚24 Stunden Sonne‘ wird hier in allen Bereichen gelebt.“ Trotzdem sei es weiterhin wichtig, beim Einsatz neuer Technologie-Lösungen ein breites Verständnis dafür zu schaffen und die Akzeptanz von Nutzerinnen und Nutzern zu stärken.
Als Teil eines Konsortiums ist Fronius am Projekt Flex+ beteiligt, welches auch vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) im Rahmen des Energieforschungsprogrammes der FFG und des Klima-Energiefonds gefördert wird. Es gehört zu den aktuellen Forschungsprojekten Nicole Diewalds, welches sie als herausragend betrachtet: „Ich bin für Flex+ besonders motiviert, da die Flexibilitätsvermarktung mit Testkunden auch in die Praxis umgesetzt wird.“
Flexibilität ist einer der Schlüssel für eine Dezentralisierung auf den Energiemärkten. Künftig werden Haushalte sehr viel mehr erneuerbare Energie über Photovoltaikanlagen erzeugen, die somit beispielsweise für E-Mobilitätsanwendungen zur Verfügung steht. Energie wird so zunehmend dezentral erzeugt und auch verbraucht. Konsumenten sind zugleich Produzenten – sogenannte Prosumer. Das Forschungsprojekt Flex+ knüpft dort an und entwickelt unterschiedliche Konzepte, um Flexibilität von fernsteuerbaren Prosumer-Komponenten wie Wärmepumpen, Boiler, PV-Speichersystemen und E-Mobilität für ausgewählte Dienstleistungen nutzen zu können.
Dabei werden auch die Vermarktung an Spot- und Regelenergiemärkten sowie die Minimierung der Ausgleichsenergie untersucht sowie skalierbare Optimierungsalgorithmen entwickelt und im großflächigen Realbetrieb getestet. „Wir lassen wertvolle Inputs der Testkunden direkt in zukünftige Lösungen einfließen und können die Machbarkeit der geplanten Vorhaben direkt abschätzen.“
WORDRAP mit Nicole Diewald:
- Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
Alles Mögliche draußen im Garten - Mein Lieblingsfach in der Schule war:
Mathematik und Physik, das hat sich aber erst gegen Ende meiner Schulzeit so entwickelt. - Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
Bachelor in Informatik und Energietechnik (oder ein anderes Fachspezifisches Studium) als Master. - Mein Vorbild ist:
Für mich haben alle Personen eine Vorbildwirkung, die an etwas glauben und Probleme aktiv angehen. - Was ich gerne erfinden würde:
Einen saisonalen Energiespeicher ohne Verluste. - Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
… gäbe es unterschiedlichere Blickweisen in Teams, welche zu einer schnelleren oder kreativeren Lösungsfindung beitragen können. - Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
… ergibt das eine große Vielfalt an fachlichen und sozialen Kompetenzen, die sich nur positiv auf ein Unternehmen auswirken können. - Was verbinden Sie mit Innovation:
Die Umsetzung einer noch nie dagewesenen Lösung. - Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
Um Innovation zu fördern und voranzutreiben. - Meine Leseempfehlung lautet:
Eine kurze Geschichte von fast allem von Bill Bryson