Kategorie Klima- & Umweltschutz - 29. September 2020
Biodiversitäts-Strategie: Großes Interesse & Engagement zum Erhalt der Artenvielfalt
Öffentliche Konsultation für eine neue Biodiversitäts-Strategie ein großer Erfolg
Österreich ist ein Land der Vielfalt. Es zählt mit seinen rund 68.000 Arten zu den artenreichsten Ländern Mitteleuropas. Die Vielfalt der Ökosysteme, der Tier- und Pflanzenarten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sind die Grundlage unserer Ernährung und gewährleisten eine gesunde Umwelt. Intakte Ökosysteme tragen zur Klimaregulierung bei und bieten Schutz vor Naturgefahren.
„Vielfalt geht uns alle an. Umweltschutz ist Artenschutz und gleichzeitig stellt die Artenvielfalt unsere Lebensversicherung dar. Sie sichert uns gesunde Lebensmittel und saubere Luft, schützt uns vor Naturgefahren und hilft uns bei der Anpassung an den Klimawandel“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Weltweit ist diese Vielfalt zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt. Dazu zählen Flächenverluste und Bodenversiegelung, Änderung oder Intensivierung der Landnutzung, Lebensraumzerschneidung, gebietsfremde invasive Arten sowie auch der Klimawandel.
Wertvolles Feedback
Das Interesse an dieser öffentlichen Konsultation war hoch, erste Ergebnisse (Stand: 28.09.2020) liefern nun äußerst aufschlussreiche Erkenntnisse:
- Der Zustand der biologischen Vielfalt in Österreich wird von der überwiegenden Mehrheit der Rückmeldenden als „mittel“ bis „schlecht“ eingestuft.
- Die derzeit definierten Ziele gelten als ambitioniert und sollten reichen, um die biologische Vielfalt zu erhalten.
- Als besondere Herausforderungen werden Flächenverbrauch, Bodenversiegelung, intensive Landwirtschaft und der Klimawandel wahrgenommen. Insbesondere die Flächenversiegelung muss rasch eingebremst werden.
- Der Einsatz von Pestiziden soll reduziert werden, allerdings unterscheiden sich die Meinungen im Hinblick auf prozentuelle Vorgaben.
- Schutzgebiete spielen eine wichtige Rolle und sollten ausgebaut, abgesichert sowie besser vernetzt werden. Insbesondere im Bereich der Forstwirtschaft besteht allerdings noch Diskussionsbedarf bezüglich der konkreten Maßnahmen.
- Konkrete neue Vorschläge beziehen sich beispielsweise auf stärkere Bewusstseinsbildung und Maßnahmen zur Reduktion der Lichtverschmutzung, Vermeidung der Lebensraumzerschneidung oder auch Forcierung von Querungshilfen.
- Es besteht breite Unterstützung für Investitionen in die Forschung sowie ein bundesweites Monitoring der Biodiversität.
- Innovative Vorschläge zur Finanzierung der neuen Biodiversitätsstrategie reichen von der Einrichtung des Biodiversitätsfonds über Klimafinanzierung bis zu zweckgewidmeten Umweltabgaben bei Maßnahmen, welche die Biodiversität schädigen.
Mehr Naturschutz: Dialog zur Biodiversitätsstrategie gestartet
Biodiversitätsstrategie 2030
Sämtliche Rückmeldungen werden in den kommenden Wochen von Expertinnen und Experten des BMK sowie des Umweltbundesamtes vertiefend analysiert. Im nächsten Schritt folgt ein erster Entwurf für die Biodiversitätsstrategie 2030. Dieser Entwurf des BMK wird in die Nationale Biodiversitätskommission eingebracht und ausführlich mit allen zuständigen Akteuren rund um Biodiversität in Österreich abgestimmt. Auch die im Mai 2020 von der Europäischen Kommission vorgelegten Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 werden mit einfließen.
Insektensterben stoppen
Besonders betroffen von der Biodiversitätskrise sind Insekten. Sie sind überhaupt die artenreichste Tiergruppe des Planeten und auch für uns Menschen von größter Bedeutung. Hierzulande kommen etwa 40.000 Insektenarten vor, gleich vier von fünf Tierarten in Österreich sind Insekten. Sie tragen insbesondere durch Bestäubung, Schädlingskontrolle und Honigproduktion zum Wohlergehen und Wohlstand der Bevölkerung bei. Vor allem die Bestäubung ist enorm wichtig für die heimische Feldwirtschaft und am effizientesten, wenn sich die Arten möglichst deutlich unterscheiden und gegenseitig ergänzen – wie zum Beispiel Honigbienen und Wildbienen.
Darüber hinaus sind Insekten eine bedeutende Nahrungsgrundlage, insbesondere für gefährdete Arten – zum Beispiel für rund 40 Prozent der in Österreich stark gefährdeten oder vom Aussterben bedrohten Vogelarten. Ein anhaltendes „Insektensterben“ hätte also weitreichende Folgen. Es gilt, rasch die besten Handlungsoptionen auszuloten, konkrete Maßnahmen auszuarbeiten und umzusetzen.